Die Unermüdliche: Barbara Füssinger
Weekend: Sie denken von klein an sozial?
Barbara Füssinger: Das habe ich quasi mit der Muttermilch mitbekommen – von einer sehr sozialen Oma und Mutter. Meine erste Begegnung mit Flüchtlingen waren Boat People, denen wir Hausaufgabenhilfe gaben. Aus meiner Schulzeit bei den Schwestern vom „kostbaren Blut“ hatte ich Kontakte nach Sibirien: In Zentralsibirien herrschen riesig Temperaturunterschiede – im Win-ter –500 Celsius, im Sommer bis zu 400 Celsius. Wir sammeln seither Kleidung, Bettwäsche, Gebrauchsgegenstände, Lebensmittel, Milchpulver und Medikamente sowie Hygieneartikel.
Weekend: Dann kam Moldawien dazu?
Barbara Füssinger: Die Not in Moldawien ist enorm, die Menschen dort haben nichts – das kann man sich gar nicht vorstellen. Die Hilfsbereitschaft der Vorarlberger:innen ist sehr groß. Aktuell organisieren wir „Weihnachten im Schuhkarton“ – kleine Sachspenden sind willkommen! Sehr genial ist, wenn wir Sponsoren für den Transport finden.
Weekend: Derzeit ist die Ukrainehilfe sehr aktuell?
Barbara Füssinger: Ja, hier arbeite ich intensiv mit verschiedenen Personen zusammen, so mit Ricky Meusburger und der Hilfsorganisation ORA die in der Ukraine- und Syrienhilfe ebenfalls aktiv ist. Aktuell ging der 20. Transport in die Ukraine.
Weekend: Die Flüchtlingswelle 2015 war ein großer Auftrag?
Barbara Füssinger: Ja, seither arbeite ich in der Flüchtlingsarbeit intensiv mit. Ich begleite Flüchtende zu den Interviews und auf Behördenwegen, sie werden von mir jedoch auch in die Flohmarktarbeit eingebunden. Für mich ist das Wichtigste, dass sie Deutsch lernen. Unterstützt werden sie bei uns mit Essen und Kleidung oder erhalten Gebrauchsgegenstände.
Weekend: Sie orten auch Verbesserungspotential?
Barbara Füssinger: Ich habe Verständnis für Flüchtende, aber Mühe, wenn einzelne die Sprache nicht lernen –denn diese ist der Schlüssel zu allem. Zudem gibt es meines Erachtens eine Ungleichbehandlung je nach Herkunftsland. Es gibt sehr viele, die sich enorm engagieren und soziale Arbeit leisten und kein Bleiberecht erhalten. Hier sollte etwas geändert werden.
Weekend: Ihre Vernetzung scheint global zu sein?“
Barbara Füssinger: Wir helfen lokal und international. Der Flohmarkterlös unterstützt diverse Sozialprojekte, darunter Lebensmittel und Hilfsgüter für Kriegsgebiete sowie medizinische Versorgung. In Bangladesch finanzieren wir z. B. eine Elektrikerschule zur Armutsbekämpfung, in Moldawien fördern wir Frauen durch Nähmaschinen und Stoffspenden, um eine Existenzgrundlage zu schaffen. Zudem liefern wir Beleuchtung und Stromaggregate, um die mangelhafte Stromversorgung zu kompensieren.“
Weekend: Und da wäre noch der Kostnixladen?
Barbara Füssinger: Ja, diesen übernahm ich vor Jahren von der Pfarre. Hier kann jede Person drei Dinge gratis mitnehmen - ob Kleidung, Schuhe, Spielsachen, Bilder, Rahmen, Haushaltswaren, Schulbedarf, Bücher, Deko etc. Der Mietvertrag des Kostnixladen beim Seezentrum Hard läuft noch bis Oktober 2024 wir suchen einen neuen Standort für danach! Mehr Infos oder Kontakt: flohmarktinderalma.at
Zur Person: BARBARA FÜSSINGER
Ehrenamtliche Helferin
- geb. 1950 in Hard
- verheiratet, drei Kinder
- Werdegang: VS, Internatszeit in FL, Matura, Bürotätigkeit bei Wolff und im elterlichen Baugeschäft Loser, startete mit Basaren, Suppentagen, Flohmärkten und Hilfstransporten. Dirigiert 70 ehrenamtliche Helfer:innen und 20 Flüchtlinge für den Kostnixladen, monatliche Flohmärkte in der ehemaligen Alma in Hard sowie Hilfstransporte in die Ukraine, nach Moldawien und Sibirien. RAIBA-Spendenkonto: AT243743100100252551
- Hobbies: mein Garten, Marmelade und Schnäpse machen