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Gründerin Elisabeth Färbinger mit zwei ihrer Hund auf einer grünen Wiese.
Elisabeth Färbinger hat den Verein „Partner- Hunde Österreich“ 1990 gegründet.
Elisabeth Färbinger hat den Verein „Partner- Hunde Österreich“ 1990 gegründet.
Partner-Hunde

Tierische Helfer: Partner auf vier Pfoten

17.03.2025 um 10:51, Simone Reitmeier
5 min read
Assistenzhunde sind für Menschen mit Beeinträchtigungen mehr als nur Haustiere – sie sind Lebensretter, Alltagshelfer und treue Gefährten.

Wenn Sarah im Supermarkt eine Panikattacke hat, ist Leo sofort zur Stelle. Der schwarze Labrador stupst sie sanft an, legt sich über ihre Beine und bringt sie zurück in die Realität. Ohne ihn wäre ihr Alltag mit posttraumatischer Belastungsstörung kaum zu bewältigen. Leo ist kein gewöhnlicher Hund – er ist ein ausgebildeter Assistenzhund. Doch bevor ein Vierbeiner seinen Job antritt, durchläuft er in Nußdorf am Haunsberg eine umfangreiche Spezialausbildung.

1,5 Jahre Wartezeit

„Wir bilden pro Jahr 18 bis 20 Hunde aus, aber die Nachfrage ist viel höher“, erklärt Elisabeth Färbinger, Gründerin des Vereins „Partner-Hunde Österreich“ (1990). Jährlich gibt es rund 50 Bewerber, die Wartezeit beträgt etwa 1,5 Jahre. 80 Prozent der Hunde stammen aus der eigenen Zucht, die restlichen von ausgesuchten Züchtern aus Österreich und Deutschland.

Labrador und Golden Retriever sind charakterlich ausgezeichnet als Assistenzhunde geeignet.

Elisabeth Färbinger, „Partner-Hunde Österreich“

Retriever & Co

Besonders geeignet sind Golden und Labrador Retriever sowie Mischungen daraus. „Unser Favorit ist momentan ein Mix aus Labrador und französischem Wasserhund. Sie sind groß genug für alle Aufgaben, aber leichter und haaren weniger“, erläutert Färbinger. Grundsätzlich könne jeder Hund ausgebildet werden, allerdings muss er auch charakterlich für diese Aufgaben geeignet sein. Schutz- und Herdenschutzhunde fallen weg, da ihr Wach- und Beschützerinstinkt zu stark ist. „Der Hund soll als Brücke wirken und in der Gesellschaft eine hohe Akzeptanz haben.“

Ein Rollstuhlfahrer mit seinem schwarzen Assistenzhund.
Besonders geeignet sind Golden und Labrador Retriever sowie Mischungen daraus.

Kinder mit Autismus

Anders als vor 35 Jahren sind heute nur noch die Hälfte der Assistenzhunde für Rollstuhlfahrer im Einsatz. Jeder zweite Hund begleitet mittlerweile ein autistisches Kind oder eine Frau mit posttraumatischer Belastungsstörung. „Unser jüngster Klient ist fünf Jahre alt – es ist erstaunlich, welche Bindung diese Kinder zu ihren Hunden aufbauen“, berichtet Färbinger. Bei einer Panikattacke, einem Flashback oder einem Wutanfall reagiert der Hund sofort: Durch Bellen, Anstupsen oder sanften Körperkontakt lenkt er seinen Besitzer ab. „Oder er legt sich auf die Beine seines Besitzers, um ihn durch Druck zu beruhigen – ähnlich wie bei der Pressure-Therapie.“ Auch Gehörlose, Diabetiker, Epilepsie-Patienten und Kinder mit Entwicklungsstörungen profitieren von den speziell trainierten Hunden.

Ein kleines Mädchen mit ihrem Labrador Retriever.
Mittlerweile lebt jeder zweite Partnerhund bei einem Kind mit Autismus oder einer Frau mit posttraumatischer Belastungsstörung.

Spezialausbildung

Damit der Hund in jeder Situation richtig reagiert, beginnt die Ausbildung schon im Welpenalter. Die ersten zehn Wochen verbringen die Hunde beim Verein und werden gezielt gefördert. Auf dem Programm stehen zum Beispiel Spaziergänge und ein Besuch im Einkaufszentrum. Danach zieht der Welpe für sieben bis neun Monate zu einer Gastfamilie, wo er sich an den Alltag gewöhnt und Grundkommandos lernt. Anschließend folgt ein mehrmonatiges Spezialtraining mit professionellen Ausbildern. „Hier erkennt man seine Talente: Ist er ein guter ‚Bringer‘ für Rollstuhlfahrer, ein exzellenter Schnüffler für Diabetiker oder ein besonders guter Beruhiger für Autisten?“, erklärt Elisabeth Färbinger. Abschließend wird ein umfangreicher medizinischer Check-up durchgeführt, und nach rund 1,5 Jahren ist der Hund bereit für seine neue Aufgabe – und sein neues Zuhause.

Eine Trainerin mit einem Assistenzhund in einem Supermarkt.
Die Hunde durchlaufen insgesamt 1,5 Jahre eine spezielle Ausbildung, bevor sie an ihre Halter abgegeben werden.

Anforderungen an Halter

Bevor Hund und Mensch zusammenfinden, findet ein Erstgespräch statt. Denn nicht nur der Vierbeiner muss Voraussetzungen erfüllen – auch der zukünftige Halter wird auf seine „Hundetauglichkeit“ geprüft. „Wir geben unsere Tiere nicht an Vollzeitbeschäftigte ab. 30 Stunden Arbeit pro Woche sind das Maximum, damit der Hund artgerecht gehalten werden kann“, so Färbinger. Rollstuhlfahrer müssen beispielsweise ein elektrisches Zuggerät besitzen, um ihrem Hund genügend Auslauf zu ermöglichen. Zudem ist ein Sicherheitsnetz erforderlich – jeder Assistenzhundebesitzer braucht mindestens eine Person, die im Notfall einspringt. Bei Kindern übernehmen in der Regel die Eltern die Verantwortung.

Sponsor finden

Dazu kommt, dass ein Partnerhund kein Schnäppchen ist. Die Anschaffungskosten belaufen sich auf 25.000 Euro. Davon trägt der Klient selbst 2.500 Euro, die restlichen 22.500 Euro werden über Sponsoren (z. B. Perro, Rotary Club, Lions Club, Pappas) finanziert. Um Letztere sollen sich Bewerber selbst und aktiv bemühen, erhalten aber Unterstützung vom Verein. „Wir haben ein starkes Netzwerk und helfen im Notfall aus. So konnte bisher jeder Assistenzhund finanziert werden“, erklärt Färbinger.

Perfect Match

Sind sowohl finanzielle als auch persönliche Voraussetzungen geklärt, wird anhand ausgefeilter Charakterbögen für Mensch und Hund ein „Perfect Match“ ermittelt. Bevor das Duo schließlich gemeinsam durchs Leben geht, steht eine intensive zweiwöchige Einschulung an. Die künftigen Halter kommen jeden Tag ins Vereinszentrum nach Nussdorf, üben mit Trainern und Hunden für den bevorstehenden Alltag. Dabei stehen Elisabeth Färbinger und ihr Team jederzeit mit Rat und Tat zur Seite.

Wir suchen für unsere Hunde stets geeignete Gastfamilien, die sie für sechs bis sieben Monate aufnehmen.

Elisabeth Färbinger, „Partner-Hunde Österreich“

Gastfamilien gesucht!

Ab 18. April werden wieder Gastfamilien benötigt. Wer einen Hund auf Zeit bei sich aufnehmen möchte, kann sich jederzeit bewerben.

Anforderungen:

  • Wohnort im Umkreis von 50 Kilometern
  • Genügend Zeit für die Betreuung
  • Regelmäßige Trainingsstunden und Treffen
  • Dauer: 7 bis 9 Monate
  • Futter und Ausstattung werden gestellt
  • Alle medizinischen Kosten werden übernommen
  • Unterstützung durch den Verein bei Urlaub oder Krankheit
 

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