Verstappen voraus: Schenkt Mercedes den F1-Titel freiwillig her?
Die beiden eindrucksvollen Siege von Max Verstappen in Spielberg lassen die Sachlage klar erscheinen: Der Holländer im Red Bull ist mit Vollgas Richtung WM-Titel unterwegs - und Mercedes hat einen Rückstand aufgerissen!
Kurz vor der Halbzeit der Saison hat Verstappen - mit 23 Jahren der jüngste Fahrer der F1-Geschichte, der 50-mal am Podium war - schon 32 Punkte Vorsprung, er könnte sich also schon einen Ausfall leisten und wäre immer noch voran. Seit 2014 hat niemand Mercedes mit so viel Kraft die Stirn geboten: Sebastian Vettel kratzte 2017 und 2018 an Mercedes, größer als 13 Punkte war sein Vorsprung auf Mercedes-Star Lewis Hamilton aber nie.
"Red Bull ist im Moment klar stärker als wir, das müssen wir neidlos anerkennen", stöhnte Mercedes-Mastermind Toto Wolff nach den zwei Rennen am Red-Bull-Ring. Man war zwar in beiden Rennen Zweiter, aber Verstappen war einfach unantastbar. Seit 2014 hat Mercedes alle WM-Titel in zumeist überlegener Manier gewonnen. Der Nimbus der Unbesiegbarkeit ist verflogen.
Nur ein falscher Frühling?
Das aktuelle Bild kann aber trügerisch sein. Im nächsten Jahr gibt es ein völlig neues technisches Reglement - dass Mercedes die Entwicklung für die laufende Saison längst eingestellt hat, gibt auch Toto Wolff unumwunden zu. Sprich: Der langfristige Erfolg ab 2022 ist wichtiger als ein möglicherweise vergebener Titel von 2021.
Überlässt man also Red Bull in diesem Jahr bereitwillig den Vortritt? Es wäre nicht das erste Mal. Schon 2013 - also in der Saison, bevor die technisch hochkomplizierten Turbo-Hybrid-Motoren eingeführt wurden - war Mercedes in der ersten Saisonhälfte das schnellste Auto. Dann warf man alle Ressourcen auf das neue Reglement, machte Red Bull den Titelgewinn von 2013 mit Sebastian Vettel am Steuer leicht.
Und fuhr ab 2014 alles in Grund und Boden.
Lewis Hamilton bleibt an Bord
Was dafür spricht, dass Mercedes auch diesmal nur Anlauf nimmt: Der siebenfache Weltmeister Lewis Hamilton (36) bleibt an Bord, er hat seinen Vertrag vor einigen Tagen verlängert. Der ehrgeizige Abonnement-Champion ("Müssen das Auto schleunigst verbessern, mehr schaffen wir im Moment nicht!") macht das wohl nur, wenn er weiß, dass Mercedes das stärkste Paket stellt.
Oder aber, er bleibt noch ein Jahr, um den Champion der Zukunft bei Mercedes anzulernen: Die Bekanntgabe der Verpflichtung von George Russell als zweitem Piloten ab 2022 soll unmittelbar bevorstehen. Der 23-jährige Engländer gilt bei Mercedes schon länger als Kronprinz von Hamilton. Dass die Tage von Valtteri Bottas gezählt sein dürften, ist ein offenes Geheimnis.
