Missbrauch, Mord und Menschenhandel: Tiefer Fall der Sport-Stars
Boris Becker (54)
Arm an Triumphen ist das Leben des achtfachen Grand-Slam-Siegers aus Deutschland nicht. Arm an Skandalen aber auch nicht. Zweimal verheiratet (und zweimal getrennt) und ein uneheliches, in einer Besenkammer gezeugtes Kind zeugen von einem unsteten Privatleben – womit er aber längst nicht der Einzige Sportler ist. Dass Becker, der in seiner Karriere alleine 25 Millionen Euro an Preisgeld verdient hat, aber 2017 Privat-Konkurs anmelden musste und fünf Jahre später wegen Steuerhinterziehung verurteilt wurde, erfüllt den Tatbestand des "tiefen Falls". Bis Herbst 2023 sitzt Becker noch im Gefängnis.
Peter Seisenbacher (62)
Das Leben des zweifachen Judo-Olympiasiegers nahm 2014 eine üble Wendung. Medienberichte, dass Seisenbacher unter Verdacht stand Minderjährige sexuell missbraucht zu haben, wurden von der Staatsanwaltschaft bestätigt. Zum Gerichtstermin 2016 tauchte Seisenbacher nicht auf und wurde per Europäischem Haftbefehl gesucht. Im August 2017 wurde er in der Ukraine vorübergehend festgenommen. Ein Auslieferungsansuchen wurde von den ukrainischne Behörden abgelehnt, diese forderten ihn jedoch auf, das Land innerhalb von fünf Tagen zu verlassen. Seisenbacher tauchte unter und wurde erst 2019 beim Grenzübertritt von der Ukraine nach Polen festgenommen und nach Österreich ausgeliefert. Im folgenden Prozess am Wiener Straflandesgericht wurde Seisenbacher wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Unmündigen, sexuellen Missbrauchs von Unmündigen und Missbrauchs eines Autoritätsverhältnisses zu fünf Jahren Haft verurteilt.
O.J. Simpson (75)
Als Football-Star der Siebziger Jahre war der Runing Back von Buffalo und San Francisco in den USA längst ein Begriff, in "Die nackte Kanone" startete er danach eine Hollywood-Karriere. Weltweit bekannt wurde Simpson aber 1994: Seine Ex-Frau Nicole und deren neuer Lover wurden erstochen, mutmaßlich von Simpson, seine Verfolgungsjagd mit der Polizeit wurde live im TV übertragen. Ein Jahr später wurde er am Ende eines spektakulären Prozesses vom Vorwurf des Mordes umstrittenerweise freigesprochen, aber zu 33 Millionen Dollar Schadenersatz verurteilt, die er nie bezahlen konnte. Im Jahr 2008 musste Simpson dann doch für neun Jahre hinter Gitter – bewaffneter Raubüberfall...
Mike Tyson (56)
Er galt als einer der besten Boxer aller Zeiten und krönte sich im Alter von 20 Jahren und 144 Tagen zum jüngsten Schwergewichts-Weltmeister. Schon während seiner aktiven Karriere musste sich Tyson immer wieder mit Vorwürfen wegen sexueller Belästigung, Körperverletzung und häuslicher Gewalt auseinandersetzen. Vor dem Titelkampf gegen Evander Holyfield wurde Tyson wegen Vergewaltigung angeklagt und zu sechs Jahren Haft verurteilt. Für einen der größten Aufreger der Boxgeschichte sorgte Tyson 1997, als er seinem Konkurrenten Evander Holyfield ein Stück des rechten Ohres abbiss. Diese Aktion brachte ihm ein Berufsverbot und erheblichen finaziellen Schaden ein. Auch nach seiner aktiven Karriere sorgte Tyson immer wieder für Schlagzeilen: Neben einem Kokainfund kam es immer wieder zu Anzeigen wegen Körperverletzung.
Ronaldinho (42)
Der Weltmeister von 2002 und Weltfußballer von 2004 und 2005 wollte kurz vor Ausbuch der Corona-Pandemie mit seinem Bruder/Manager Roberto nach Paraguay einreisen. Allerdings mit gefälschten Pässen! Die waren "nötig" geworden, weil er eine Zwei-Millionen-Strafe nicht bezahlt hatte, zu der der Bolsonaro-Fan zuvor wegen Verstößen gegen das Baurecht verurteilt worden war. So saß der brasilianische Fußball-Star den großen Lockdown 2020 in einem Häf'n in Paraguay ab und organisierte dort sogar ein Fußball-Turnier unter den Sträflingen. Große Überraschung: Ronaldinhos Team gewann.
Oscar Pistorius (35)
Durch seine sechs Paralympics-Goldmedaillen kam der Südafrikaner zu internationaler Bekanntheit und wurde zu einem Aushängeschild für den Behindertensport. Ab Herbst 2012 war Psitorius mit dem südafrikanischen Model Reeva Steenkamp liiert, die 2013 mit mehreren Schusswunden in ihrem gemeinsamen Haus gefunden wurde. Pistorius wurde festgenommen und wegen Mordes angeklagt. Pistorius, der seine Unschuld im Sinne der Mordanklage beteuerte, gab an, seine Freundin für einen Einbrecher gehalten zu haben. Nach einem langwierigen Gerichtsverfahren mit zahlreichen Berufungen beider Seiten, wurde Psitorius zu 15 Jahren Haft verurteilt.
Diego Maradona († 60)
Ein sportliches Genie, als Mensch überfordert mit dem Ruhm: So lässt sich das Leben von Diego Maradona zusammen fassen. „Ein Genie, das nur in Neapel denkbar war", konstatierte der Kicker nach seiner 18-Monate-Sperre wegen Drogendelikten im Frühjahr 1991, "nirgendwo auf der Welt ist ein Sportler leidenschaftlicher geliebt worden als dieser Mann in dieser Stadt. Nirgendwo sonst wurden die Launen eines Spielers so geduldig toleriert. Und nirgendwo sonst konnte einer so tief fallen wie Maradona in Neapel. Er wurde langsam aber zielsicher zur Parodie eines Profis.“ Wunderliche Auftritte und Drogen-Exzesse begleiteten den Weltmeister von 1986 bis an sein viel zu frühes Lebensende vor zwei Jahren.
Christoph Metzelder (41)
Vizeweltmeister, Vizeeuropameister, Spanischer Meister, Deutscher Meister und DFB-Pokalsieger: Die Vita von Christoph Metzelder liest sich ausgezeichnet. Auch nach seiner aktiven Karriere setzte Metzelder seine Karriere mit Engagements als TV-Experte und Trainer erfolgreich fort. Der Ex-DFB Internationale engagierte sich zudem für Soziale Projekte – unter anderem für die Kinderschutz-Organisation Roter Keil. Umso größer war der Schock, als im August 2019 die Staatsanwaltschaft Hamburg gegen Metzelder ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Verbreitung von Kinderpornografie einleitete. Vor dem Prozess ließ er über seinen Anwalt einräumen, dass er erotische Chats mit Frauen gehabt, mit sexuellen Tabus gespielt und dabei Fehler gemacht habe. Er sei aber nicht pädophil. Metzelder wurde vom Amtsgericht Düsseldorf zu einer Haftstrafe von zehn Monate Haft auf Bewährung verurteilt.
Jan Ullrich (48)
Ulrich galt als einer der talentiertesten Rennradfahrer seiner Generation. Nach seinem Tour-de-France-Sieg 1997 wurde er von deutschen Medien auf eine Stufe mit Sportgrößen wie Max Schmeling, Franz Beckenbauer, Boris Becker oder Michael Schumacher gestellt. In den Folgejahren musste er sich bei der Frankreich-Rundfahrt aber Marco Pantani (1998) und Lance Armstrong (1999 bis 2005) geschlagen geben. 2006 wurde er wegen seiner Verwicklung in den Dopingskandal „Fuentes“ von der Tour de France ausgeschlossen und sein Vertrag beim Team T-Mobile fristlos gekündigt. Der Internationale Sportgerichtshof (CAS) sprach Ullrich 2012 in letzter Instanz des Dopings schuldig und annullierte seine Ergebnisse seit dem 1. Mai 2005. Nach seinem Karriereende 2007 sorgte Ulrich regelmäßig für Negativschlagzeilen. Neben einem schweren Autounfall unter Alkoholeinfluss in der Schweiz (2014), sorgte vor allem ein Vorfall auf Mallorca (2018) für Aufsehen. Ulrich soll am Grundstück seines Nachbars Til Schweiger randaliert und dessen Gäste bedroht haben.
Dennis Rodman (61)
Er war der Bad Boy in der großen Chicago-Bulls-Truppe um Baskeball-Superstar Michael Jordan. Exzentrisch und exaltiert war Rodman immer, nach der Karriere haute es ihm dann endgültig den sprichwörtlichen Vogel raus. Diverse Male kam es zu Klagen wegen häuslicher Gewalt (u.a. gegen Baywatch-Star Carmen Electra), auch Promille-Autofahrten leistete er sich immer wieder. Tatsächlich im Gefängnis war Rodman nie, aber Verurteilungen kassierte er einige, ehe er sich als Hobby-Diplomat auf eigene Faust nach Nordkorea aufmachte, um persönlich mit Kim Jong-Un zu verhandeln. Sein sportliches Talent hat er vererbt: Tochter Trinity (20) gilt als Fußball-Superstar des nächsten Jahrzehnts.
Paul Gascoigne (55)
Der Engländer entwickelt sich vom gefeierten Fußball-Star zum körperlichen Wrack. Obwohl „Gazza“ schon während seiner aktiven Zeit Alkohol, Drogen und anderen Eskapaden nicht abgeneigt war, ging es nach seinem Karriereende in rasanten Tempo bergab. Alkohol- und Drogenexzesse bringen Gascoigne in die Schlagzeilen. Zahlreiche Entzugsversuche scheiterten und seine finanzielle Situation scheint auch nicht gerade rosig zu sein.
Wolfgang Schwarz (75)
Bei Olympia 1968 düpierte der Wiener seinen höher gehandelten Landsmann Emmerich Danzer und holte Olympia-Gold. Ein schöngeistiger Künstler war Schwarz im Leben danach aber nicht gerade. 2002 wurde er zu 18 Monaten Haft wegen Menschenhandels verurteilt, 2006 gab es eine weitere Verurteilung wegen Anstiftung zur Entführung – acht Jahre Gefängnis. Seit 2014 ist er nach abgesessener Strafe wieder ein freier Mann. Achtung, Verwechslungsgefahr: Jener Wolfgang Schwarz, der in Wien eine renommierte Model-Agentur betreibt, hat nur zufällig den gleichen Namen.