Direkt zum Inhalt
NFL-Profi Carl Nassib | Credit: ETHAN MILLER / AFP Getty / picturedesk.com
ETHAN MILLER / AFP Getty / picturedesk.com

„Ich bin schwul!“ Erster aktiver Profi-Teamsportler wagt Coming-out

23.06.2021 um 12:06, Sandra Eder
min read
Der Name Carl Nassib geht in die Geschichtsbücher ein! Als erster aktiver Mannschaftssportler und NFL-Profi entschied sich der Amerikaner diese Woche zu einem öffentlichen Coming-out. So reagierte die Sportwelt auf den mutigen Schritt.

Während im Rahmen der Fußball-EM darüber diskutiert wird, ob die Münchner Allianz Arena beim Match Deutschland gegen Ungarn in den Regenbogenfarben als Zeichen gegen Homophobie erstrahlen darf, wagte in Amerika ein NFL-Spieler einen bedeutenden Schritt: Als erster aktiver Teamspieler der NFL outete sich Football-Spieler Carl Nassib via Instagram-Botschaft. 

„Was geht Leute, ich wollte nur einen kurzen Moment nutzen und sagen, dass ich schwul bin. Ich wollte das schon seit einiger Zeit tun und fühle mich endlich wohl damit, es loszuwerden“, wendete sich die Nummer 94 der Las Vegas Raiders auf direktem Weg an Follower und Fans. In seiner Nachricht bedankte sich Nassib zudem bei der NFL, seinen Trainern und Mitspielern, die ihn auf seinem Weg unterstützt hätten. Er sei mit größtem Respekt und mit Akzeptanz begrüßt worden.

Großer Zuspruch aus Politik und Sport

Sein Video und die wichtige Botschaft ging binnen weniger Stunden viral, zahlreiche internationale Sport- und Politikgrößen gratulierten Nassib zu seinem mutigen Schritt. US-Präsident Joe Biden schrieb via Twitter an den NFL-Profi sowie an den japanischen Fußballprofi Kumi Yokoyama, der sich am Dienstag als Transgender-Mann bekannte: „An Carl Nassib und Kumi Yokoyama – zwei prominente, inspirierende Athleten, die sich diese Woche geoutet haben: Ich bin so stolz auf euren Mut. Euretwegen können sich unzählige Kinder auf der Welt heute in einem anderen Licht sehen.“

Ein wichtiger Schritt

Wie bedeutend der Schritt von Nassib für die Toleranz und den offenen Umgang mit Homosexualität im Sport ist, zeigt die Statistik: Bisher gab es keinen einzigen aktiven Profi-Mannschaftssportler weltweit, der sich offen zu seiner Homosexualität bekannte. Die Zahl der NFL-Spieler, die sich nach dem Karriereende outeten, ist laut US-Medien hingegen zweistellig. Auch im Fußball gibt es bisher keinen aktiven Spieler, der während seiner Karriere offen aussprach: „Ich bin schwul.“ Der deutsche Nationalteamspieler Thomas Hitzlsberger outete sich 2014 nach dem Ende seiner sportlichen Laufbahn und erklärte im Interview, warum er so lange geschwiegen habe: „Wer ein Gefühl für die Stimmung in einer Mannschaft hat, der weiß einfach, was angesagt ist. Der Gruppenzwang kann enorm sein.“ Die Fußballwelt begreife sich „in Teilen immer noch als Machowelt“. Dazu käme der große Respekt vor der Konfrontation mit Fans und Anhängern in einem ausverkauften Stadion.

Nassib-Trikot wird zum Bestseller

Dass die (Sport-)Welt aber im Jahr 2021 zum Glück ein gutes Stück toleranter ist, als viele Betroffene vielleicht glauben können, zeigt sich gerade in den USA: Auf der Sport-Merchandise-Plattform „Fanatics“ verkaufte sich in den Tagen nach dem Nassib-Outing kein Trikot so gut, wie jenes des 28-jährigen Raiders-Spieler. Die Football-Fans weltweit zollen dem Sportler damit jenen Respekt und Zuspruch, den er für seinen bedeutenden Schritt verdient.

more