Mutiger Flitzer mit gleich drei Botschaften in Katar
Es lief die 51. Minute in dem nicht gerade mitreißenden Match zwischen Portugal und der Ukraine, als das Spiel unterbrochen werden musste. Ein Flitzer hatte sich auf das Spielfeld geschmuggelt, konnte am Mittelkreis zwei Security-Mitarbeitern in Football-Manier ausweichen, lief am (ausgerechnet aus dem Iran stammenden) Schiedsrichter Faghani vorbei und wurde dann doch überwältigt. Faghani
Er war aber nicht nackt, wie Flitzer das oft sind: Er hatte neben der Regenbogen-Fahne in der Hand noch zwei weitere Botschaften auf seinem blauen Shirt stehen: "Respekt für die iranischen Frauen" hinten und "Rettet die Ukraine" vorne.
Flitzer und Flüchtlingshelfer
Mario Ferri, so heißt der Mann, zog nicht das erste Mal eine solche Aktion ab - er ist tatsächlich einer der bekannteren Flitzer, stets mit blauem "Superman"-Shirt und Botschaften darauf. Manchmal mit ernstem Hintergrund ("Rettet die Kinder der Favelas"), mal weniger ("Cassano ins Nationalteam!"). Die letzten Monate verbrachte der Italiener an der polnisch-ukrainischen Grenze, wo er sich als Flüchtlingshelfer betätigte.
Wie die katarischen Behörden mit ihm umgehen, ist noch unklar, aber zimperlich werden sie wohl nicht sein. Die Panik vor der Regenbogen-Fahne ging so weit, dass man den Verbänden eine in diesen Farben gehaltene Kapitänsbinder untersagte und sogar die bunten rot-gelb-grünen Mützen der walisischen Fans einkassierte. Und dass Katar das iranische Regime gegen die Proteste im Land unterstützt, ist weithin bekannt...
Spieler in Sorge
Nach dem Spiel solidarisierten sich Spieler mit dem Flitzer. "Ich hoffe, dem Jungen passiert nichts. Wir alle haben seine Botschaft verstanden, die ganze Welt hat sie verstanden", sagte etwa Portugals Mittefeld-Mann Rúben Neves. Ferri selbst ist übrigens auch Fußballer: Der 35-jährige Italiener hat bereits in Indien gespielt und hat schon Europacup-Spiele mit einem Klub aus San Marino in den Beinen.