Maulkorberlass: Formel-1-Fahrer wehren sich gegen Weltverband
Die FIA hat bereits Ende Dezember ihren Kurs verschärft. Im neuen Reglement ist es den Fahrern verboten, "politische, religiöse und persönliche Äußerungen und Kommentare" öffentlich zur Schau zu stellen, außer diese wurden zuvor vom Verband genehmigt.
Milliardengeschäft
Als Regelverstoß werden Aussagen oder Zeichen dann gewertet, wenn sie bei Siegerehrungen, der Fahrerparade oder auch während offizieller Pressekonferenzen gemacht werden. Einzige Ausnahme: Antworten auf direkte Fragen von Journalisten. Die härtere Gangart wird vom Verband mit dem Grundsatz zur Neutralität, dem die FIA als Mitglied der olympischen Familie unterliegt, begründet. Spekuliert wird aber, dass politische Aussagen Sponsoren und Veranstalter verärgern könnten. Im Milliarden-Business Formel 1 ein "No-Go".
Hamilton pfeifft auf Reglement
Von den Formel-1-Piloten kommt derweilen heftige Kritik am Kurs der FIA. Lewis Hamilton betont die Verantwortung des Sports, sich zu Wort zum melden und "das Bewusstsein für wichtige Themen zu schärfen". "Nichts wird mich davon abhalten, mich zu den Dingen zu äußern, die mir am Herzen liegen, und zu den Themen, die es gibt", erklärte der Rekord-Champion. Unterstützung bekommt Hamilton auch von seinem Mercedes-Teamkollegen und Fahrergewerkschafts-Vorstand George Russel, der sich auf die freie Meinungsäußerung beruft: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie einen von uns in seinen Ansichten einschränken wollen. Das ist Teil der Redefreiheit. Wir haben das Recht, unsere Ansichten über jede beliebige Plattform zu verbreiten, die wir wollen."
Erste Schritte
Obwohl politische Botschaften in der Formel 1 grundsätzlich verboten sind, hat die FIA den Fahrern Anfang 2020 erlaubt, sich gegen Rassismus zu äußern. Der Verband betreibt seitdem selbst eine Kampagne ("We Race as One"), die Ungleichheiten bekämpfen und die Nachhaltigkeit verbessern soll. Trotzdem sollen jetzt Äußerungen, Symbole und Gesten zu Parteien verboten werden. Im Reglement nennt der Weltverband eine Reihe von Themen-Beispielen, die unter das Verbot fallen sollen. Unerwünscht sind Äußerungen zu Parteien und Organisationen sowie Aussagen zu militärischen Konflikten oder zur Unterdrückung von Minderheiten. Die Strafen für ein Nichtbefolgen reichen von einer Verwarnung, über gemeinnützige Arbeit bis hin zu Strafrunden oder gar einem Rennausschluss.