Manuel Feller: "Ich war immer ein wilder Hund"
Mit seinen langen Haaren, dem Schnauzbart und der großen Klappe ist Manuel Feller ein echtes Unikat im Skiweltcup. Pünktlich zum Saisonstart in Sölden hat der Tiroler wieder Freude am Skifahren und zeigt sich topmotiviert. Was aber treibt in an – und wie tickt er privat?
Die Motivation ist zurück
weekend Manuel, du bist gerade 33 geworden. Fühlst du dich in der Blüte oder mehr im Herbst deiner Karriere?
Manuel Feller: Ich bin froh, dass mein Körper aktuell wieder halbwegs mitspielt. Sagen wir so: Vor fünf Jahren habe ich mich deutlich älter gefühlt. Ich war erst 20, als ich den ersten von vier Bandscheibenvorfällen hatte. Und die Nachwirkungen des WM-Sturzes habe ich heuer bis Juli mitgezogen. Das hat sich natürlich auf meine Laune geschlagen und die Freude am Skifahren getrübt. Aktuell fühl ich mich fit und freue mich auf die Saison.
weekend Bist du einer, der sich private und berufliche Jahresziele setzt?
Manuel Feller: Ich lebe in beiden Fällen gern im Moment. Ziele sind wichtig, aber ich halte nichts davon, zu weit im Voraus zu planen – das geht in meinem Fall eher nach hinten los. Meine Strategie ist es, gute Momente mental hevorzurufen und diese positive Erfahrung zu nutzen.
weekend Wie stark sind gute Tage von deinem Umfeld und deiner Stimmung abhängig?
Manuel Feller: Nicht jeder Tag kann vom Gefühl her der beste sein, am Ende kommt es darauf an, was man daraus macht. Ich hatte Renntage, an denen schier gar nichts rund lief und die Leistung hat trotzdem gepasst. Von daher kann ich das gut ausblenden. Abseits der Rennpiste muss aber das Umfeld stimmen, damit ich leistungsfähig bin. Ich genieße es, meine Familie um mich zu haben. Wir sind ein richtiger Clan und haben es immer lustig. Auch das Team ist im Winter ein Stück weit Familie und es ist nicht selbstverständlich, dass sich ein zusammengewürfelter Haufen so gut versteht. Mir fällt niemand ein, mit dem ich nicht mein Zimmer teilen würde …
Konkurrenzdenken im Team
weekend Also kein Konkurrenzdenken untereinander?
Manuel Feller: Natürlich fährt am Ende jeder für sich, und wenn ich unten stehe, möchte ich nicht, dass einer besser ist. Ich will der Schnellste im Team sein – aber idealerweise platzieren sich die anderen direkt hinter mir.
weekend Bei dir gilt gefühlt stets das Motto „hop oder drop“. Bist du auch abseits der Piste ein risikofreudiger Typ?
Manuel Feller: Ja, ich habe immer nach dem Motto „höher, schneller, weiter“ gelebt, war ein wilder Hund. Mit zehn Jahren bin ich in Saalbach dort runtergefahren, wo heute die Freerider bei der Worldtour abfahren. Wir haben ständig nach der nächsten Schanze und dem Kick gesucht – und ich war nie derjenige, der abgewartet, sondern derjenige, der es versucht hat. Bis heute bin ich einer, der, wenn es darauf ankommt, kein Risiko scheut.
"Wilde" Gene
weekend Findest du dich in deinen Kindern wieder?
Manuel Feller: Ja, vor allem die Kleine ist eine echte Draufgängerin. Die kann fünfmal hinfallen und macht es beim sechsten Mal genau gleich. Der Große ist deutlich überlegter. In meiner Rolle als Vater bin ich viel vorsichtiger. Selbst weiß man ja, was man sich zutraut – bei anderen mache ich mir deutlich mehr Sorgen und Gedanken.
weekend Klimakrise, Kriege – es brodelt in der Welt. Kannst du das während eurer Reisen um den Erdball ausblenden?
Manuel Feller: Angst habe ich keine – vielmehr wird mir in Ländern wie Chile bewusst, wie gut es uns im Vergleich geht. Für mich ist klar: Wir Österreicher zählen zu den größten Jammerern der Welt. Den meisten von uns ging es nie richtig schlecht, auch wenn mir natürlich bewusst ist, dass es gerade aktuell viele Leute nicht ganz einfach haben.
Privat gefragt
Als Fisch wäre ich... in jedem Fall kein Karpfen (grinst). Vielleicht ein Delfin, der ist verspielt, freundlich – und hat keine Feinde.
Mein außergewöhnlichstes Hobby... Als Kind war ich nachts im Wald und habe wildlebende Tiere wie Dachse oder Füchse fotografiert.
Den Tiroler in mir erkennt man an... ganz klar an meiner Sprache, aber ich fühl mich allgemein als waschechter Tiroler.
Sollte ich einmal auswandern... dann ins Warme. Ich mag Jamaika sehr und könnte mir vorstellen, mit der Familie ein paar Monate dort zu leben. Mein Lebensmittelpunkt wird aber immer Öster- reich bleiben.
Die Erinnerung an mein erstes Rennen... Ich habe den Siegerpokal als Kind mit ins Bett genommen.