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Portrait Sarah Puntigam
Mit sechs Jahren hat die gebürtige Steirerin angefangen, Fußball im Verein zu spielen.
Mit sechs Jahren hat die gebürtige Steirerin angefangen, Fußball im Verein zu spielen.
ÖFB/Christopher Kelemen

„Es sollte auch Männerfußball heißen“

29.06.2022 um 13:41, Melanie Ogris
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Im Interview spricht Sarah Puntigam, Spielerin im Nationalteam, über die Männerdomäne Fußball und ungleiche Voraussetzungen zwischen den Geschlechtern.

weekend.at: Bekommt Fußball, der von Frauen gespielt wird, weniger Anerkennung?
Sarah Puntigam: Früher war das sicher so, aber ich glaube, dass es gerade positive Tendenzen gibt. Man muss als Gesellschaft dahin kommen, dass es völlig normal ist, wenn Mädchen Fußball spielen. Da geht es um alle Sportarten, die als Männerdomäne bekannt sind.

weekend.at: Wie findest du den Begriff „Frauenfußball“?
Sarah Puntigam: Manchmal nervt es mich, dass beim Begriff Fußball sofort davon ausgegangen wird, dass Männer am Spielfeld stehen. Ich finde, es sollte auch von Männerfußball und nicht nur von Frauenfußball gesprochen werden.

Puntigam und Feiersinger
Sarah Puntigam mit Teamkollegin Laura Feiersinger.

weekend.at: Was wünscht du dir für deinen Sport?
Sarah Puntigam: Ich finde, man sollte anfangen, die gleichen Trainings- und Ausbildungsbedingungen zu schaffen, damit wir den Sport genau so ausführen können. Die Anerkennung ist, auch in den Medien, schon besser geworden. Trotzdem wird noch viel zu wenig berichtet. Ich wünsche mir, dass dem Frauensport in Zeitungen und im Fernsehen mehr Platz und Zeit gewidmet wird.

weekend.at: Worin unterscheiden sich die Voraussetzungen zwischen den Geschlechtern?
Sarah Puntigam: Wir Frauen haben von klein auf nie die gleichen Bedingungen. Jeder Profiverein in Österreich hat für Buben eine Akademie – für Mädchen gibt es nur wenige. Ich war nie auf einer solchen Schule, weil es das Angebot damals noch nicht gab. In der österreichischen Bundesliga gibt es für Frauen nur ein paar Vereine, die professionell mit Kraftraum, Athletiktrainer etc. arbeiten – die Mehrheit hat das nicht. Dadurch kann man kein gleiches Niveau erwarten, weil Männer würden auch nicht so gut spielen, wenn sie diese Vorteile nicht hätten.

weekend.at: Vom 6. bis 31. Juli findet die Fußball-Europameisterschaft der Frauen statt. Erstmals werden alle Spiele im ORF live übertragen. Ist das ein Schritt in die richtige Richtung?
Sarah Puntigam: Das ist eine Wertschätzung, die unser Sport verdient hat. Es gibt uns eine Plattform zu zeigen, dass Fußball mit Spielerinnen genau so cool anzuschauen ist. Ich hoffe, dass viele, die bisher noch keinen Bezug zu uns hatten, den Fernseher einschalten und dem Ganzen eine Chance geben. Ich denke, wir können überzeugen und neue Fans gewinnen.

WORDRAP MIT SARAH PUNTIGAM

In der Früh mache ich als Erstes … aufstehen und Zähne putzen.

Mein Lebensmotto lautet … Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein.

Würde man mir einen Wunsch erfüllen, dann würde ich mir wünschen … dass Diskriminierung jeglicher Art in der Gesellschaft keinen Platz hat.

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