Delta, Mut & Rassismus: 6 Dinge, die wir von der Euro gelernt haben
1.) Besucher im Stadion machen die Spiele besser
Nach den vielen Geisterspielen des letzten Jahres war es schön, wieder die Atmosphäre von den Rängen mitzuerleben. Die Stimmung mag auch ihren Teil dazu beigetragen haben, dass es aus fußballerischer Sicht eine sehr unterhaltsame Europameisterschaft war.
2.) Die Pandemie hat Pause, wenn eine Europameisterschaft gespielt wird
So schön es auch ist, dass die Fans ihr Team wieder live im Stadion anfeuern können, so beklemmend waren auch die Bilder von nahezu ausverkauften EM-Arenen. Während sich in Europa die Delta-Variante ausbreitet, wurden in den Austragungsländern große Fußball-Partys gefeiert. Das Finale im Wembley-Stadion sahen etwa 60.000 Zuschauer – großteils ohne Abstand und Maske. Die Partien, die in Budapest ausgetragen wurden, gingen ebenfalls vor ausverkauftem Haus über die Bühne. Alles, nachdem bereits bekannt war, dass sich zuvor schon schottische Fans im Stadion mit Corona infiziert hatten.
3.) Angsthasen-Fußball ist aus der Mode
Die Befürchtung, dass sich die etablierte „Mauertaktik“ einiger Mannschaften fortsetzt, war völlig unbegründet. Fast alle Teams haben versucht Fußball zu spielen und waren damit auch erfolgreich. Sogar ein Defensiv-Fetischist wie Franco Foda ließ seinem Team eine längere Leine. Kein Wunder also, dass sich die Italiener, die für ihr Catenacco berühmt-berüchtigt waren, mit einem neuen Spielstil zum Europameister krönen konnten.
4.) Der Videoschiedsrichter sorgt für Diskussionsstoff
Ebenso unbegründet war auch die Sorge, dass der „Video Assistant Referee“ (VAR) den Diskussionsstoff über Schiedsrichterentscheidungen eliminiert. Nicht nur bei den Fans, sondern auch bei den TV-Experten, sorgten die Entscheidungen des Videoreferees für hitzige Debatten. Vor allem der Elfmeter für England im Semifinale gegen Dänemark wurde heftig diskutiert: Herbert Prohaska konnte sich im TV-Studio auch von Schiri-Experten Thomas Steiner nicht von der Richtigkeit der Entscheidung überzeugen lassen. Fazit: An den Stammtischen kann weiter heftig über die Unparteiischen geschimpft werden.
5.) Ein Teil der Fußball-„Fans“ ist immer noch bescheuert
Die „Corona-Pause“ hat es nicht geschafft, einem Teil der sogenannten Fans Vernunft einzubläuen. Von rassistischen Beschimpfungen in Budapest, über homophobe Sprechchöre – ebenfalls in Budapest - bis hin zum Rassismus-Eklat nach dem EM-Finale: Auch bei dieser Europameisterschaft kam die hässliche Seite des Fußballs wieder zum Vorschein. Dazu kamen noch die unsportlichen Pfeifkonzerte der England-Fans während der Nationalhymnen, die Laserpointer-Attacke auf Dänen-Goalie Schmeichel und die Gewaltszenen vor dem Finale in London.
6.) Österreich ist eine Fußball-Großmacht
Von einer Euphorie um das österreichische Nationalteam konnte man vor der Endrunde ja nicht unbedingt sprechen. Spätestens nach dem Gruppenspiel gegen die Ukraine war die Begeisterung aber wieder zurück. Das spielerisch herausragende Achtelfinal-Aus gegen den späteren Europameister, führte die Nationalmannschaft und ihren Erfolgstrainer wieder in ungeahnte Höhen. Sogar vom Gegner waren nur lobende Worte zu hören. Franco Foda wurde in den italienischen Medien als Taktik-Fuchs gefeiert. Ob die Neuausrichtung der Österreicher wirklich sein alleiniger Verdienst war, bleibt hingegen ungewiss. Sicher ist, dass der Deutsche die Nationalmannschaft zumindest bis zu einem etwaigen WM-Playoff weiter betreuen wird.