Menschen geheilt: Papst spricht Influencer heilig
Am Sonntag, dem 27. April, wird Carlo Acutis in den Heiligenstand erhoben – und damit zum ersten Heiligen, der im neuen Jahrtausend aufgewachsen ist. Papst Franziskus (88) würdigt mit der Heiligsprechung einen jungen Menschen, der Frömmigkeit, soziales Engagement und technisches Talent auf außergewöhnliche Weise verband. Parallel zur Zeremonie erscheint eine Dokumentation über sein Leben.
Tiefer Glaube – trotz moderner Kindheit
Carlo wurde 1991 in London geboren und wuchs in Mailand auf. Er zeigte schon früh eine tiefe spirituelle Neigung, obwohl seine Eltern nicht besonders kirchennah lebten. Es war vor allem seine polnische Nanny, die ihm den katholischen Glauben näherbrachte. Bereits mit sieben Jahren bat Carlo um seine erste heilige Kommunion – ungewöhnlich früh. Von da an betete er täglich und versuchte, nach christlichen Werten zu leben.

Hilfsbereitschaft im Alltag
Sein Glaube äußerte sich nicht nur im Gebet, sondern auch im Handeln. Carlo teilte auf dem Schulweg regelmäßig sein Essen mit Obdachlosen, verzichtete auf Geburtstagsgeschenke und bat stattdessen um Schlafsäcke, die er Bedürftigen schenkte. Diese Taten zeugen von einer tief verinnerlichten Nächstenliebe, die über bloße Symbolik hinausging.
„Cyber-Apostel”
Mit dem Geschenk eines Computers entdeckte Carlo eine weitere Leidenschaft: die Informatik. Doch auch hier stellte er sein Wissen in den Dienst des Glaubens. Er erstellte eine Website für seine Pfarrei und half bei der Entwicklung einer Internetseite für eine Jesuitenschule für Menschen mit Behinderung. Besonders beeindruckend: Mit nur elf Jahren begann er, ein Online-Verzeichnis sogenannter eucharistischer Wunder zu sammeln und zu dokumentieren – Phänomene, die laut Kirche übernatürlicher Natur sein sollen. Für dieses Engagement erhielt er später den Beinamen „Cyber-Apostel” oder auch „Gottes Influencer”.
Zwei anerkannte Wunder
Carlo starb 2006 im Alter von nur 15 Jahren an einer aggressiven Form von Leukämie. Seine Eltern ließen ihn zunächst im Piemont beisetzen, überführten seine sterblichen Überreste aber bald nach Assisi – ein Ort, der Carlo besonders am Herzen lag. Seine Mutter setzte sich intensiv für eine Selig- und später Heiligsprechung ein. Sie sammelte Berichte über angebliche Wunder, die Gläubige nach Gebeten an ihren Sohn erlebt haben sollen. Zwei dieser Ereignisse wurden von der katholischen Kirche als Wunder anerkannt: 2010 soll ein brasilianischer Junge nach der Berührung einer Reliquie von Carlo von einer schweren Erkrankung der Bauchspeicheldrüse geheilt worden sein. Ein weiteres Wunder betrifft ein Mädchen aus Costa Rica, das nach einem Gebet ihrer Mutter zu Carlo aus dem Koma erwachte.
Zustand seines Körpers
Im Jahr 2019 wurde Carlo exhumiert, um seine sterblichen Überreste in der Basilika San Francesco in Assisi öffentlich auszustellen. Seine Mutter erklärte damals, dass Carlos Leichnam „unverwest” gewesen sei – ein in der katholischen Kirche als Zeichen besonderer Heiligkeit gedeutetes Phänomen. Der zuständige Bischof relativierte jedoch: Der Körper sei stark präpariert worden, um eine würdige Ausstellung zu ermöglichen.
Moderner Heiliger
Heute ruht Carlo in Assisi – bekleidet mit Jeans, Pullover und Sneakers. Nicht als Zeichen von Unkonventionalität, sondern als Ausdruck seiner Zeit und Persönlichkeit. Die katholische Kirche präsentiert mit ihm einen Heiligen, der jungen Menschen nahe ist: engagiert, gläubig und digital versiert. Carlo Acutis verkörpert ein Ideal, das Glauben und Moderne nicht als Gegensatz versteht, sondern als Chance zur Verbindung.