Interview: Marco Pogo will in die Ho(p)fburg einziehen
weekend: Du trittst im Herbst zur Bundespräsidentenwahl an. Was würdest du in deiner Amtszeit ändern?
Marco Pogo: Der Bundespräsident muss seine Meinung nicht beim Betreten der Hofburg ablegen. Und bei allem Respekt dem Amtsinhaber gegenüber und seiner ruhigen besonnen Art muss man gewisse Dinge auch aussprechen. Ich glaube, dass sehr viele Leute enttäuscht sind, dass diese klaren Worte, die in so einer Position und in so unruhigen Zeiten notwendig gewesen wären, ausgeblieben sind. Eine gewisse junge Dynamik und ein frischer Wind würden dem Amt nicht schaden.
weekend: Wenn du den Einzug in die Hofburg schaffst, hast du dann noch Zeit für alle anderen Projekte? Eine Tournee mit Turbobier wird dann schwierig – besonders, wenn das mit den Angelobungen so weitergeht..
Marco Pogo: Ich bin mir natürlich dessen bewusst, dass der amtierende Präsident nicht umzureißen sein wird. Falls es doch dazu kommen würde, in die Hofburg einzuziehen – oder wie ich sie dann nennen würde, die Hopfburg – dann gibt es sicher einiges zu tun. Und es ist für mich als zukünftigen Präsidenten zu hoffen, dass die ÖVP dann nicht mehr am Ruder ist – sonst muss ich permanent angeloben. Und ich glaub das reicht nicht nur dem amtierenden Präsidenten, sondern dem ganzen Land.
Der politische Mitbewerb wäre sehr schlecht beraten, die Bierpartei nicht als Konkurrenz ernst zu nehmen.
weekend: Würdest du für das Amt dein Auftreten ändern?
Marco Pogo: Nein, ich würde mich nicht verbiegen. Das habe ich noch nie gemacht. Ich versuche, die Menschen nicht nach Äußerlichkeiten zu beurteilen, sondern nach dem, was sie tun. Natürlich wird die rechtskonservative Reichshälfte sagen, was einer mit Tattoos in so einem Amt will. Aber wohin wir mit Slimfit tragenden, gegelten Männern in den letzten Monaten geraten sind, das spricht schon eine eindeutige Sprache. Wobei ich nicht weiß, ob Gernot Blümel tätowiert ist – vielleicht hat er ja ein Arschgeweih.
weekend: Die ständigen Personalrochaden in der Regierung sorgen für heftige Kritik. Die Opposition fordert Neuwahlen. Was denkst du dazu?
Marco Pogo: Das Volk hat es verdient, die Volksvertreter an der Spitze zu sehen, das es auch gewählt hat. Aber natürlich bin ich mir bewusst, dass die Grünen und die Türkisen den Teufel tun werden, bevor sie sich in Neuwahlen begeben. Ihnen ist klar, was die Bevölkerung momentan von ihnen hält. Aber Politik ist kein Selbstzweck und die Leute sollen für das Volk arbeiten. Vielleicht ist das ein blauäugiger Zugang von mir, aber so stell ich mir das vor – nicht nur als Politiker, sondern auch als Bürger dieses Landes.
weekend: Seit 2020 ist die Bierpartei im Wiener Bezirksrat vertreten. Welche Projekte konntet ihr bereits umsetzen? Der versprochene Bierbrunnen steht ja noch nicht.
Marco Pogo: Wir haben eine Vielzahl an Anträgen eingebracht – zum Teil erfolgreich, zum Teil abgeblockt von den anderen Parteien. Das waren vor allem verkehrspolitische und kulturelle Anträge. Den Bierbrunnen habe ich leider noch nicht durchgebracht. Da gibt es 60 Leute von anderen Fraktionen und wenn die nicht wollen, dass gewisse Anträge umgesetzt werden, dann passiert das eben nicht. Aber wir haben sicher geschafft, einen frischen Wind reinzubringen. Das sieht auch die Bevölkerung so: Die letzte Umfrage für die Bierpartei ergaben sechs Prozent in Wien. Das ist quasi die Verdreifachung des Wahlergebnisses. Deswegen wird auch der politische Gegenwind rauer.
weekend: Ihr werdet also als Konkurrenz wahrgenommen?
Marco Pogo: Der politische Mitbewerb wäre sehr schlecht beraten, die Bierpartei nicht als Konkurrenz ernst zu nehmen. Den Umfragen kann man Glauben schenken, denn ich habe sie nicht gekauft. Die sechs Prozent würden einen Einzug in den Wiener Gemeinderat gleichkommen, sprich Landtag. Dann wäre die Bierpartei wirklich am politischen Parkett angekommen.
Wohin wir mit Slimfit tragenden, gegelten Männern in den letzten Monaten geraten sind, das spricht schon eine eindeutige Sprache. Wobei ich nicht weiß, ob Gernot Blümel tätowiert ist – vielleicht hat er ja ein Arschgeweih.
weekend: Neben deiner aufstrebenden politischen Karriere bist du auch erfolgreicher Musiker, Autor und Bierproduzent. Hast du gar keine Angst, bei den unzähligen Projekten in ein Burnout zu schlittern?
Marco Pogo: Ich glaube, dass gerade die Vielzahl an Tätigkeiten das Ganze spannend hält. Und solange es abwechslungsreich ist und Spaß macht, sehe ich keine Gefahr, dass es zu viel werden könnte. Gefährlicher ist es, wenn man immer nur das gleiche tut – dann ist man irgendwann nicht mehr zu 100 Prozent bei der Sache. Solange ich mit einem Arsch auf hundert Kirtagen tanze, bleibt es für mich spannend.
weekend: Ein weiteres Standbein von dir ist dein abgeschlossenes Medizinstudium. Kannst du dir vorstellen, irgendwann wieder normal als Arzt zu arbeiten?
Marco Pogo: Es ein toller Beruf, der mich immer sehr fasziniert hat, aber ich glaube, davon bin ich schon zu weit weg. Mittlerweile habe ich so viele andere Dinge, um die ich mich auch kümmern will. Außerdem würde ich mich dann wieder nur einer Sache widmen – dann ist man wieder Burnout gefährdet. Und im Sinne der Burnout-Prophylaxe versuche ich, mich von geregelter Arbeit fernzuhalten.
Im Sinne der Burnout-Prophylaxe versuche ich, mich von geregelter Arbeit fernzuhalten.
weekend: Zum Schluss mal ganz ehrlich: Trinkst du wirklich so viel Bier oder ist das nur Show?
Marco Pogo: Es wäre zwar schön, aber inzwischen ist es leider so, dass mein Alltag durch so etwas wie Arbeit geprägt ist. Das konterkariert meine Bierpläne leider oftmals. Aber ich finde Bier ist eine tolle Sache. Es ist ein Grundpfeiler unserer Zivilisation und ein großer Wirtschaftsfaktor. Außerdem bringt es die die Leute zusammen. Deshalb bleibe ich dabei, Bier ist toll – wobei natürlich jeder das trinken darf, was er will.
weekend: Solange es kein Radler ist?
Marco Pogo: Genau! Das ist mein politischer Feind. Jede politische Partei braucht einen deklarierten Feind. Bei der FPÖ sind es immer die Ausländer. Bei der Volkspartei ist es das Volk. Und bei mir ist es der Radler.