Wie Impfgegner unser Land in Gefahr bringen
Die Frau Kollegin ist keine Verschwörungstheoretikerin. Sie glaubt nicht, dass Covid19-Viren absichtlich in die Welt gesetzt wurden, um mit Impfstoffen ein Milliardengeschäft zu machen oder dass Bill Gates der Menschheit Mikrochips einpflanzen will. Nein, solche abstrusen Dinge glaubt sie nicht. Sie glaubt nur, dass in Anbetracht ihres Alters (28 Jahre) und ihrer blendenden Gesundheit eine Corona-Infektion auch „nicht schlimmer“ wäre als eine "echte" Grippe. „Warum also Impfen?“
Freiheitsverlust?
Dieses Argument bekommt man jetzt oft zu hören, im Kreis der Kollegen, Freunde und Familienangehörigen. Viele sagen sie hätten Angst vor schlimmen Nebenwirkungen. Andere hegen die Befürchtung, dass die mRNA-Impfstoffe ihr Erbgut verändern könnten. Die „Geschäftemacherei“ der Pharmakonzerne kritisieren die meisten und – obwohl es gar keine generelle „Impfpflicht“ gibt –, sehen alle ihre Freiheit in größter Gefahr.
Der Schwung ist dahin
Es sind diese Unwilligen, die es quer durch alle sozialen Schichten gibt, an denen sich die Impfkampagne allmählich totläuft. Während es in diesem Frühjahr beim Run auf die eintrudelnden Impfdosen kaum ein Halten gab, ist jetzt der Schwung weg. Auch bei schon einmal Geimpften macht sich Nachlässigkeit breit, viele vergessen den zweiten Termin oder lassen ihn einfach verstreichen. Und das, obwohl die im Überfluss vorhandenen Gratis-Vakzine jetzt quasi auf dem Silbertablett serviert werden.
Notwendig sind 85 Prozent
Laut „Impfdashboard“ des Gesundheitsministeriums haben 61,5 Prozent der Österreicherinnen/-er mindestens eine Corona-Schutzimpfung erhalten. Erst 58,1 % haben beide Spritzen intus, sind also immunisiert (Stand 30. 08.) Um die von der „Delta-Variante“ getragene vierte Welle optimal einzubremsen, müssten aber 85 Prozent der Menschen zwischen 12 und 59 Jahren und 90 Prozent der über 60-Jährigen vollimmunisiert sein, wie das deutsche Robert Koch-Institut errechnet hat. Nach Eurobarometer-Daten werden sich 12 Prozent der Österreicher „niemals“ impfen lassen.
Der harte Kern
Das Gallup-Institut setzt aufgrund einer Umfrage im Juni den Prozentsatz der Unwilligen sogar doppelt so hoch, mit 24 Prozent, an. In der Österreichischen Corona-Kommission rechnet man aufgrund des anhaltenden Widerstands nicht mehr damit, die magische Schwelle von 80 Prozent an Geimpften bis Ende September zu erreichen. „Es zeigt sich, dass sich das Infektionsgeschehen seit Mitte Juli ungünstig entwickelt und den Verläufen der Worst Case Szenarien folgt“, heißt es in einer Aussendung der Kommission.
Noch ein Lockdown?
Durch die kumulierte Wirkung von Urlaubsende, Unterrichtsbeginn, Rückzug in die Innenräume und Herbstwetter ist es nicht ausgeschlossen, dass die Infektionszahlen schon Ende September regelrecht explodieren. Ob es dann im Spätherbst oder im Winter zu einem neuen Lockdown kommt, wird wie schon wie bisher von der Belegung der Intensivstationen mit Covid-Patienten abhängen. Und diese wiederum hängt davon ab, wie viele Impf-Muffel sich doch noch umstimmen lassen. Denn die hochansteckende Delta-Variante wütet vorwiegend unter ihnen.
Neuinfizierte nicht geimpft
Der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker weist auf die Tatsache hin, dass unter den Neuinfizierten in Wien 85 Prozent gar nicht oder nur teilweise immunisiert sind. 15 Prozent der Erkrankten waren geimpft. „Ja, man kann sich trotz Impfung infizieren“, sagt der Stadtrat dazu. „Niemand hat je das Gegenteil behauptet. Aber die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung ist durch die Impfung um ein Vielfaches geringer.“ Wenn Hacker weiter sagt, dass die Impfung auch die Wahrscheinlichkeit einer Hospitalisierung stark herabsetze, sagt er nur, was Seuchenspezialisten und Virologen auf der ganzen Welt mit einschlägigem Zahlenmaterial beweisen können.
Risikogruppen
Impf-Verweigerer gefährden mit ihrer Haltung nicht nur sich selbst, sie gefährden auch die anderen, insbesondere die Risikogruppen in ihrer Umgebung. Für Hochbetagte, Menschen mit Krebserkrankungen oder Menschen, die trotz Impfung keine ausreichende Immunabwehr ausbilden (auch das gibt es) kann ein Kontakt mit dem Virus fatal enden.