Wenn ich Grosz bin, werde ich Bundespräsident
Nachdem unter seiner Obmannschaft das knittelfelderische BZÖ recht unspektakulär und nahezu ohne Trauergemeinde zu Grabe getragen wurde, dachte man, mit der Jörg Haider-Partei würde auch Gerald Grosz von der Bildfläche verschwinden. Jene, die das zumindest gehofft haben, wurden schon kurz darauf bitter enttäuscht, denn der „Goscherte“ (Eigendefinition) tauchte auf wie Phönix aus der Asche. Zunächst startete er mit allseits belächelten Youtube-Videos aus der Versenkung, um dann drei Bücher zu schreiben und bei Fellners „Österreich“ anzudocken. Grosz erreicht heute mehr Menschen als so manch hoch gelobte Wiener Wochenzeitung.
Wider die Untiefen
Nun scheinen dem Grazer die am Fließband produzierten Pamphlet-Videos nicht mehr zu reichen. Irgendwann nützt es sich halt ab, Tag für Tag auf die Linken, die Impfbefürworter und die Regierung einzudreschen. Und das in immer radikalerer Form - schließlich lechzt das mühsam heran gezüchtete Klientel nach immer mehr: noch lauter, noch schriller, noch brutaler, noch verunglimpfender. Irgendwann wird es dann halt schwierig eins draufzusetzen, ohne Gefahr zu laufen, von Facebook, Youtube und Co. gesperrt zu werden, um sich letztlich in den Untiefen von Telegram zu verlieren.
Make Österreich Grosz again
Wer Grosz kennt, weiß, dass Graz not big enough is for him und der „Journalismus“ auch nicht mehr ist als Mittel zum Zweck. Tief im Herzen immer noch Profipolitiker strebt er nach Höherem, will ein Amt bekleiden. Und welches wäre da besser für ihn geeignet als jenes des Bundespräsidenten? Mangelndes Selbstvertrauen ist dem geimpften Impfgegner noch nie im Weg gestanden. Passend dazu sein Slogan: Make Österreich Grosz again.
Am Ende (k)eine Spaßkandidatur
Man sollte aber nicht den Fehler machen, den Volkstribun Gerald Grosz zu unterschätzen. Vor allem in Hinblick darauf, dass Norbert Hofer von der FPÖ wahrscheinlich nicht mehr nominiert wird und SPÖ und ÖVP womöglich gar keinen Kandidaten ins Rennen schicken, könnte Grosz bei den Proteststimmen richtig absahnen und mehr als nur einen Achtungserfolg einfahren. Dafür müsste er freilich den Fuß etwas vom Gas nehmen und seine Zunge im Zaum halten. Genau das wird ihm nicht gelingen. Und dann ist es am Ende nicht mehr als eine Spaßkandidatur á la Richard Lugner.