5 Gründe, warum wir den Frauentag brauchen
Inhalt
- 1. Gewalt an Frauen
- 2. Gender Pay Gap
- 3. Verteilung von unbezahlter Care-Arbeit
- 4. Teilzeitfalle
- 5. Geringe Pensionen und Altersarmut
1. Gewalt an Frauen
Frauen sind weltweit in alarmierender Weise von physischer, sexueller und psychischer Gewalt betroffen – und Österreich ist hier alles andere als eine Insel der Seligen. Ende Februar wurden fünf Frauen an nur einem Tag ermordet aufgefunden. Allein in diesem Jahr wurden bereits sieben Frauen gewaltsam getötet.
Erschütternder könnte ein aktuelles Beispiel kaum sein: Der Fall jenes 12-jährigen Mädchens, das über Monate hinweg wiederholt missbraucht wurde, schockiert aktuell selbst abgebrühte Chronik-Junkies. Nein, wir wollen ihn an dieser Stelle nicht neu aufrollen. Er steht sinnbildlich aber für zwei Dinge: In wie jungen Jahren Frauen sexueller Gewalt bereits ausgesetzt sind und wie wehrlos sie ihr oft ausgeliefert sind. Ja, auch in Österreich.
Sexuelle Gewalt und Übergriffe gehören zum Alltag vieler Frauen. Drei von vier Frauen sind schon einmal sexuell belästigt worden. Jede dritte Frau erlebt im Laufe ihres Lebens sexuelle Gewalt, sieben Prozent der Frauen wurden im Laufe ihres Lebens bereits Opfer einer Vergewaltigung. In 80 Prozent der Fälle sind die Täter keine Unbekannten.
2. Gender Pay Gap
Der Gender Pay Gap ist heiß umstritten. Während die einen in ihm die Wurzel allen Übels orten, sehen andere seine Existenz lediglich in der Berufswahl begründet. Klar, die in einem Mangelberuf arbeitende Fachkraft verdient mehr als beispielsweise im Einzelhandel Beschäftigte. Fakt ist: In Österreich verdienen Frauen laut Statistik Austria 18,4 Prozent weniger, Eurostat zufolge sogar 18,8 Prozent weniger. Selbst wenn man die bereinigte Statistik heranzieht – hier werden Faktoren wie Unternehmensgröße, Art des Arbeitsvertrags, Dauer im Unternehmen etc. mitgerechnet –, bleibt ein Unterschied von 10,8 Prozent.
Die Ursache vermutet Eurostat im Ausmaß der Arbeitszeit (Teilzeit statt Vollzeit) und Branchenwahl. Aber nein, es ist nicht nur die Berufswahl, die mitspielt. Der Grundstein wird teils bereits in der Kindheit gelegt.
3. Verteilung von unbezahlter Care-Arbeit
Dass der private Raum eine zentrale Rolle spielt, zeigt Mal für Mal die Zeitverwendungsstudie der Statistik Austria. Sie erhebt, wofür Österreicherinnen und Österreicher ihre Zeit aufwenden – von Arbeit, Hobbys und Schlaf bis zur Hausarbeit. Gerade bei der Care-Arbeit, unter die auch der Haushalt fällt, klafft eine eklatante Lücke zwischen den Geschlechtern. Kurz zur Erklärung: Unter Care-Arbeit versteht man jegliche Sorgearbeit. Darunter fallen neben Putzen, Waschen und Müll rausbringen auch die Kinderbetreuung und das Pflegen von Familienangehörigen. Während Männer pro Tag 2 Stunden und 26 Minuten dafür aufwenden, sind es bei Frauen satte 3 Stunden und 58 Minuten. Eine Doppelbelastung, die nicht nur seelisch und körperlich zermürbt. Auch in der Einkommensschere spiegelt sich die ungleiche Verteilung wider.
Wer jetzt meint, die Verteilung läge daran, dass Frauen eben öfter in Teilzeit arbeiten und damit natürlich mehr Zeit für die Arbeit daheim hätten, (eine Henne-Ei-Problematik) irrt. Bereits in jungen Jahren festigt sich die Arbeitsverteilung zu Hause und damit die Kluft in der Arbeitsverteilung. Schon 10- bis 14-jährige Mädchen leisten um fast ein Drittel mehr Care-Arbeit als Burschen, wie eine neue Berechnung des Momentum-Instituts zeigt. Bei Jugendlichen steigt die Care Gap bereits auf 49 Prozent. (Bei Müttern mit kleinen Kindern sind es übrigens 130 Prozent, bei Seniorinnen noch immer 73 Prozent.)
4. Teilzeitfalle
Wenig wunderlich also, dass vor alle junge Mütter häufig in Teil- statt Vollzeit erwerbstätig sind. Kräftiger als die Haushalts- schlägt hier aber selbstverständlich die Frage nach der Kinderbetreuung zu Buche. Die Teilzeitquote ist bei Frauen fast fünfmal so hoch wie bei Männern. Wenn es um das Thema Kinderbetreuung geht, ist die Aufteilung nach wie vor klar: 96 Prozent der Elternkarenz werden von Frauen in Anspruch genommen. Nur in rund einem Drittel der österreichischen Haushalte arbeiten beide Elternteile Vollzeit.
Das Problem: Die Teilzeitfalle birgt kurz-, mittel- und langfristig massive Gefahren, die die wenigsten realistisch einschätzen können. Die reduzierte Arbeitszeit führt im Schnitt zu deutlich weniger Einkommen, weniger Aufstiegschancen und weniger Pension.
5. Geringe Pensionen und Altersarmut
Altersarmut ist in Österreich weiblich. Einen erheblichen Anteil daran hat die hohe Teilzeitquote bei Frauen. Aktuell bekommen Frauen in Österreich rund 41,1 Prozent weniger Pension als Männer. Während Frauen im Schnitt mit 1.313 Euro auskommen sind, erhalten Männer durchschnittlich 2.229 Euro. 12 Prozent der Männer und 18 Prozent der Frauen im Alter über 65 sind in Österreich von Armut betroffen.