Teilzeit-Boom auch bei Kinderlosen
Mit der Geburt eines Kindes steigt die Teilzeitquote deutlich an. Besonders davon betroffen sind Frauen. Bei Männern ändert ein Kind nämlich wenig am Beschäftigungsverhältnis. So ist die Teilzeitquote bei Männern mit Kindern sogar niedriger, als die ihrer kinderlosen Geschlechtsgenossen. Laut einer Erhebung der Agenda Austria mangelt es nicht nur an flächendeckender Kinderbetreuung.
Freiwillig in Teilzeit
Der Thinktank rechnet in einer Aussendung vor, dass "nahezu die Hälfte der kinderlosen Frauen zwischen 45 und 54 Jahren Teilzeit arbeitet". Diesen Umstand erklärt die Agenda Austria mit der hohen Steuer- und Abgabenlast in Österreich. "Der österreichische Teilzeitboom gründet vor allem auf der hohen Steuer- und Abgabenlast auf Arbeit. Die Mehrbelastung trifft insbesondere den mittleren Einkommensbereich. In Kombination mit hohen zusätzlichen Betreuungskosten können sogar finanzielle Verluste aus einer Vollzeittätigkeit entstehen", halten die Agenda Austria-Ökonomen Carmen Treml und Dénes Kucsera fest. Die Politik sei gefordert, Anreize zu schaffen, um Mehrarbeit attraktiver zu machen. Vorgeschlagen wird etwa eine Verschiebungen bei den Tarifsteuersätzen, ein Sonderabsetzbetrag für Vollzeitbeschäftigte oder die Abschaffung des gestaffelten Arbeitslosenversicherungsbeitrags.
Traditionelles Familienbild
In Österreich hält sich die traditionelle Aufteilung der elterlichen Aufgaben hartnäckig. Beispielsweise wird die Elternkarenz in 96 Prozent aller Partnerschaften von den Müttern in Anspruch genommen. Nur in rund einem Drittel der österreichischen Haushalte sind beide Elternteile Vollzeit-Erwerbstätig. Damit befindet sich Österreich im EU-Vergleich auf den letzten Plätzen – der EU-Schnitt liegt bei über 50 Prozent. In Slowenien, Schweden und Portugal sind sogar in mehr als 70 Prozent der Familien beide Elternteile Vollzeit tätig.