Anmerkungen zur Meinungsfreiheit
Nachdem wir darüber berichtet haben, dass ein Interview mit Gerald Grosz von Youtube gelöscht wurde, stellte uns der Youtuber und Interviewer Marco Wagner als Medium die Gretchenfrage: Wie haltet ihr es eigentlich mit der Meinungsfreiheit? Nun, das ist eine scheinbar einfache Frage, die eine komplizierte Antwort erfordert.
Verletzung der Meinungsfreiheit?
Zunächst zur Löschung des Videos und der damit verbundenen Aufregung Wagners. Youtube ist ein privates Unternehmen und kann daher entscheiden, welche Inhalte es auf seiner Plattform haben möchte und welche nicht. Ich kann auch nicht einfach irgendwelche Häuserwände mit Parolen beschmieren und nach deren Übermalung erbost „Verletzung der Meinungsfreiheit“ rufen. Ich gehe davon aus, dass Marco Wagner auf seiner Facebook-Seite so manchen Kommentar löscht, weil er nicht seinen persönlichen und/oder moralischen Richtlinien entspricht oder gar strafrechtlich relevant ist. Zensur? Unsinn! Natürlich hat Wagner das Recht dazu und teilweise sogar die Verpflichtung.
Respektieren andere Meinungen
Auch das Weekend Magazin ist ein privates Medienunternehmen. Wir verstehen uns als liberales, weltoffenes, die Mitte der Gesellschaft repräsentierendes Medium, das sich den Grundsätzen der Aufklärung verpflichtet fühlt. Nach diesen Prämissen entscheiden wir, welche Inhalte im Heft und online publiziert werden. Anders gesagt: wir würden Gerald Grosz bei uns keine Kolumne schreiben lassen, respektieren aber seine Meinung und berichten auch ab und an über ihn. Umgekehrt muss es uns gestattet sein, Grosz für seine Meinung zu kritisieren.
Keine bessere Gesellschaft
Gerade auf Facebook ist es auch für uns schwierig, zwischen dem Zulassen anderer Meinungen und Grenzüberschreitungen zu unterscheiden. Beleidigende Inhalte und simple Beschimpfungen löschen wir selbstverständlich, bei Wiederholung sperren wir den User. Aber manchmal ist die Trennlinie unscharf. Ist dieses Posting eine Meinung oder schon eine Beschimpfung? Es bleibt also kompliziert. Durch das Aufkommen der Sozialen Medien hat heutzutage jeder die Möglichkeit, seine Meinung einer über den Wirtshaustisch hinaus gehenden Öffentlichkeit zu vermitteln. Man kann geteilter Ansicht sein, ob das der Gesellschaft besonders zuträglich ist. Ich denke nicht. Selbstverständlich ist das nicht mehr als meine persönliche Meinung, die so mancher Leser als der Veröffentlichung nicht wert betrachten wird. Sorry, damit werdet ihr leben müssen.