Studie: 6.000 Handelsbetrieben droht Schließung
Es sind laut der bundesweiten Studie des Handelsverbands rund 5.880 Unternehmen (14 Prozent), die überlegen bis Jahresende 2022 ihre Geschäftstätigkeiten einzustellen. Die steigende Inflation, mit einem Höchstwert im Juli von +9,3 Prozent, die Energiekosten, die sich aktuell bereits auf rund 21 Prozent des Umsatzes schlagen oder befürchtete Lieferengpässe rund um Weihnachten, der Personalmangel oder die sinkende Nachfrage der Kunden - all dies sind Hemmschwellen im österreichischen Handel. "Die Ergebnisse unserer Befragung machen einmal mehr deutlich, welche gravierenden Folgen die Teuerungswelle auf den österreichischen Handel hat. Unsere Händler kämpfen mit sinkenden Umsätzen auf der Konsumentenseite und anhaltenden Liquiditätsproblemen infolge der Corona-Pandemie, gleichzeitig müssen sie massive Kostensteigerungen bei Strom, Gas, Mieten, im Einkauf und in der Logistik stemmen. Jeder zweite Betrieb rutscht dadurch auch heuer in die Verlustzone", sagt Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbands.
Der Blick in die Glaskugel
Die heimischen KMU-Händler verzeichneten im 1. Halbjahr 2022 einen durchschnittlichen inflationsbereinigten Umsatzverlust von -16 Prozent. Die Kaufkraft in Österreich nimmt seit Wochen weiterhin ab. Lediglich 23 Prozent der rund 200 befragten Unternehmen erwarten im heurigen Geschäftsjahr einen Gewinn. Dabei steht ein unsicherer Herbst jetzt erst vor der Tür. Das Fazit aus der Branche und der Ausblick auf 2023 stimmen die gesamte Branche und ihre Vertreter besorgniserregend. "Die große Herausforderung kommt erst 2023. Da werden alle Energiepreiserhöhungen bei den Konsumenten schlagend und die verfügbare Kaufkraft wird weiter sinken. 2022 ist trotz allem nur ein Vorgeschmack auf das, was 2023 durch die Indexanpassungen in den Verträgen noch kommen wird. Es besteht unmittelbarer Handlungsbedarf, ansonsten werden 14 Prozent aller österreichischen Händler, bis zu 6.000 Betriebe, ihre Geschäftstätigkeit bis Jahresende einstellen müssen", appelliert Will an die politischen Entscheidungsträger.
Forderungen an die Politik
Die größten Herausforderungen sind laut Händler die enormen Kostensteigerungen in der Beschaffung und Logistik, Liefergpässe und -verzögerungen im Einkauf sowie die hohen Energiekosten. Der Handelsverband fordert für seine Mitglieder klar: "Es muss eine ‚Reformagenda‘ rasch auf den Weg gebracht werden, anstatt ausschließlich mit Einmalzahlungen zu arbeiten. Wir fordern eine durchgängige Abgaben- und Gebührenreform sowie eine Senkung der Lohnnebenkosten zur Entlastung der österreichischen Unternehmen. Eine Senkung der Mehrwertsteuer für Energie von 20Prozent auf 10Prozent sowie die Einführung eines Energiepreisdeckels für Betriebe müssen ebenso dringend umgesetzt werden, um die bevorstehende Kostenexplosion abzuwenden."