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Porträtaufnahmen von Thomas Schmid und Sebastian Kurz
Thomas Schmid galt lange Zeit als einer der engesten Kurz-Vertrauten.
Thomas Schmid galt lange Zeit als einer der engesten Kurz-Vertrauten.
Collage: HANS PUNZ / APA / picturedesk.com | Herbert Pfarrhofer / picturedesk.com

Geheim-Aufnahme: So reagiert Kurz auf Skandal-Tonband

02.11.2022 um 07:42, Stefanie Hermann
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Die Veröffentlichung der Tonbänder erschüttert Österreich. Ex-Kanzler Kurz reagiert überraschend auf den Leak.

Die Ermittlungen rund um die Umfragen-Affäre sind um einen Akt reicher. Vor kurzem wurde der Ex-Kurz-Vertraute Thomas Schmid zu einem skurrilen Telefongespräch zwischen ihm und Kurz einvernommen. Kurz selbst hatte das Gespräch aufgezeichnet und den Mitschnitt den Behörden übergeben. Er sieht sich darin entlastet. Mehrfach fragt Kurz im Gespräch nach, wie man darauf komme, dass er in die Umfragen-Affäre verwickelt sei. Und Schmid erklärte ihm in groben Zügen die Kooperation mit Meinungsforscherin Sabine Beinschab.

Inszeniertes Gespräch

Schmid zufolge war das Telefonat bewusst als „Verteidigungsrede“ inszeniert. Bislang standen Aussage gegen Aussage, der Öffentlichkeit waren nur Auszüge bekannt. Jetzt kann sich jeder selbst ein Bild machen: Der gesamte Mitschnitt wurde im Netz veröffentlicht. Politberater und Ex-BZÖ-Politiker Stefan Petzner hat die Aufnahme nun auf Twitter publiziert. "Ein Hörspiel in sechs Teilen" titelt er.

Unter Freunden

Und was man da so hört, überrascht selbst den routinierten Politikbeobachter. Aufmerksam erkundigt sich Kurz, wie es Schmid denn mit der ganzen Sache gehe. "Es ist alles ein Wahnsinn", antwortet dieser. "Es geht mir gar nicht gut." Auch der Ex-Kanzler bekundet, wie sehr ihn die Sache belaste. "Ich kann seither überhaupt nicht mehr schlafen weil ich schon an selbst an mir zweifle und das Gefühl habe, ob ich irgendwas vergessen hab", so Kurz und nützt die Gelegenheit, sich bei Schmid zu vergewissern: "Ich hab dir doch nie irgendwie ... Wir haben doch nie einen Auftrag gegeben, oder wir haben doch nicht einmal über und Inserate und sowas geredet. Ich habe doch nie gesagt, du sollst der Beinschab jetzt irgendwelche Aufträge geben."

"Krankes Hirn"

Wie die Vorwürfe zustande kommen, will Kurz dann auch noch wissen und "welches kranke Hirn" sich denn so etwas ausdenke. Schmid beschwichtigt - die Behörden würden sich das so zusammenreimen wie es ihnen passt. Zu guter Letzt vereinbaren die beiden, sich in den kommenden Tagen persönlich zum Gespräch zu treffen. Kein böses Blut, könnte man jetzt meinen.

"Schmid lügt"

Kurz sieht sich durch die Aufnahme entlastet. Öffentlich unterstellt er seinem Ex-Vertrauten zu lügen. Von der trauten Eintracht im Gespräch - keine Spur. "Thomas Schmid versucht bei der WKStA durch die falsche Aussage, er hätte in meinem Auftrag gehandelt, den Kronzeugenstatus zu erlangen und straffrei zu kommen", twittert Kurz und verweist auf das skurrile Gespräch: "Die Realität sagt das genaue Gegenteil, wie dieses Tonband jetzt beweist. Jeder kann sich selbst ein Bild machen."

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