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Pilnacek im Porträt
Pilnacek war lange Zeit einer der mächtigsten Juristen des Landes. Er wurde 60 Jahre alt.
Pilnacek war lange Zeit einer der mächtigsten Juristen des Landes. Er wurde 60 Jahre alt.
HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com

"Gerüchte sind Unsinn": Pilnacek-Witwe will klagen

28.03.2024 um 17:15, Stefanie Hermann
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Der Fall Pilnacek ist um eine Facette reicher. Caroline List, Witwe des Verstorbenen, erwägt nun Klage – gegen seine damalige Lebensgefährtin.

Das überraschende Ableben des ehemaligen Sektionschefs Christian Pilnacek (60) im Oktober 2023 hat hohe Wellen geschlagen. Bis heute halten sich Gerüchte um mögliche Beeinflussungen des hochrangigen Beamten. Fragen werfen zudem nach wie vor die Todesursache und die Beschlagnahmung persönlicher Gegenstände auf. Jetzt äußert sich erstmals seine Witwe, Caroline List dazu.

Spekulation um Todesursache

Um die Umstände seines Todes ranken sich bis heute zahlreiche Gerüchte. Pilnacek wurde in der Nacht auf den 20. Oktober in der Nähe von Krems, in Nähe der Gemeinde Rossatz-Arnsdorf, tot aufgefunden. Kurz zuvor war ihm bei einer Polizeikontrolle der Führerschein abgenommen worden. Bis heute ist die genaue Todesursache unter Verschluss. Nur soviel ist öffentlich bestätigt: Fremdverschulden kann nach eingehenden Ermittlungen ausgeschlossen werden.

Gerüchte um brisantes Material

Damit aber nicht genug. Gerüchte gibt es auch um den Verbleib von Pilnaceks Laptop und eines USB-Sticks, der politisch brisantes Material enthalten soll. Martin Kreutner, Chef der im November von Justizministerin Alma Zadić (Grüne) eingesetzten Untersuchungskommission, hat bei der WKStA Anzeige erstattet. Dabei geht es aber nicht um den Tod Pilnaceks, sondern um die Abnahme persönlicher Gegenstände durch Kriminalbeamte. "Es muss die Frage erlaubt sein, ob von allen Seiten lege artis vorgegangen worden ist", so Kreutner am Dienstag zum "Kurier".

Freundin erstattet Anzeige

Vergangene Woche hatte die Freundin des Verstorbenen in dem Onlinemedium "zackzack" berichtet, dass wenige Stunden nach dem Fund des Leichnams zwei Kriminalbeamte vor ihrer Tür gestanden seien und sein Handy, seine Geldbörse und den Schlüssel für seine Wohnung mitgenommen hätten. Eine Anordnung zur Sicherstellung hätten sie aber nicht dabeigehabt. Die Lebensgefährtin hat deswegen eine Anzeige wegen illegaler Hausdurchsuchung eingebracht, wie zackzack berichtet. Mehrere Polizisten haben mittlerweile bestätigt, dass Wertsachen - darunter auch das Handy - von seiner Freundin abgeholt und in Verwahrung genommen worden seien. Dabei habe es sich um einen Routinevorgang bei Fund einer Leiche gehandelt. SPÖ, FPÖ, und NEOS haben mittlerweile Anfragen im Parlament bezüglich der Causa Pilnacek gestellt. Die Staatsanwaltschaft Krems ermittelt.

List-Pilnacek weist Gerüchte zurück

Jetzt hat sich erstmals Caroline List, die Witwe Pilnaceks öffentlich geäußert. Die Präsidentin des Grazer Straflandesgerichts bestreitet, dass belastendes Material existiere. "Das ist Unsinn. Mein Mann hat kein belastendes Material gehabt", sagt sie gegenüber dem "Kurier". Auch eine Durchsuchung ihrer Wohnung in Wien habe nicht stattgefunden. Allerdings bestätigt sie die Abholung der Gegenstände ihres Mannes. Diese seien in Rossatz, wo Pilnacek mit seiner neuen Lebensgefährtin zusammengelebt habe, abgeholt worden. Dabei habe es sich um Schlüssel für die Wohnung und das Auto, seine Geldtasche und das Handy gehandelt. Übergeben wurde sie einem Anwalt und dort von seinen Kindern abgeholt. Warum sie sie nicht selbst abgeholt habe, will der Kurier wissen. "Ich will mit dieser Frau nicht zusammentreffen", stellt List klar.

Pilnacek-Witwe will klagen

An der Adresse der Lebensgefährtin gebe es noch weitere Gegenstände ihres verstorbenen Gatten, die sie bislang weder in der Wohnung noch im Auto finden konnte. Diese würden aber in den Nachlass gehören. Ein Versuch, die persönlichen Gegenstände über die Freundin zu erhalten, seien bereits Ende Oktober gescheitert. List erwägt rechtliche Schritte, um die Habseligkeiten zurückzuerhalten. Die Suche nach Laptop und USB-Stick blieb für sie übrigens ergebnislos. "Diese Frau wurde und wird von Leuten benützt, um an das persönliche Datenmaterial meines Mannes zu kommen", so List zum Kurier.

Es ist nicht das erste Mal, dass Pilnaceks Witwe zu Rechtsmitteln greift. Wie das Profil am Wochenende berichtet hat, will List den Urheber des Pilnacek-Tapes klagen. Grund: Die Wahrung der postmortalen Persönlichkeitsrechte ihres Mannes.

Hier bekommen Sie Hilfe

Sie sind in einer verzweifelten Lebenssituation und brauchen Hilfe? Sprechen Sie mit anderen Menschen darüber. Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums. Unter www.suizid-praevention.gv.at finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen in Österreich.

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