Skandal nach Strache-Chat: ORF-Turner Jelinek bricht Schweigen
Es waren brisante Chats, die aufhorchen haben lassen: FPÖ-Granden haben via WhatsApp offen den politischen Umbau des ORF geplaudert. Gefallen sind dabei auch so manche Namen berühmter und (un)liebsamer Redakteure. Manche sollen direkt in den vermeintlich geplanten Postenschacher involviert gewesen sein. So auch "Vorturner" Philipp Jelinek. Er hat sich bei Strache direkt in Position gebracht, wie die aufgetauchten Chats vermuten lassen.
Sendepause für "Fit mit Philipp"
Per Chat hatte er Strache direkt um Unterstützung gebeten. Im Gegenzug bot er Interna aus dem ORF an. "Lieber Heinz, der Kuchen wird jetzt verteilt ... wir müssen dringend die Weichen für mich stellen", schrieb der heute 56-Jährige mehr oder weniger unmissverständlich an den damaligen Vizekanzler.
Der ORF konnte das so freilich nicht stehen lassen. Für Jelinek heißt es deswegen erst einmal "ausgeturnt". Statt neuer Sendungen "Fit mit Philipp" zeigte man vergangene Woche Wiederholungen aus dem August 2023. Auch diese Woche sollen noch Altsendungen über den Bildschirm flimmern. Der Moderator selbst wurde auf Urlaub geschickt. Man wolle der Sache nachgehen und die Vorwürfe prüfen, begründete der ORF den vorläufigen Aufzeichnungsstopp.
Jelinek bricht Schweigen
Von Strache und Jelinek hat man bislang noch nichts zur Causa gehört. Bis heute. Jelinek hat Sonntagmorgen mit einem Video sein Schweigen gebrochen. "Ich melde mich nach einer kurzen Pause zurück", wendet er sich via Instagram an seine Fans. "Ich bin ja an und für sich ein Typ, der die Sachen gerne zur Sprache bringt. Der ORF hat mir im aktuellen Fall aber empfohlen es nicht zu tun. Ich hab' jetzt aber für mich beschlossen, da es wichtig ist, eine Antwort zu geben."
Und Jelinek zeigt sich kämpferisch. Er habe zwar mit Strache im selben Fitnessstudio trainiert und hin und wieder mit ihm geplaudert, sei aber nicht sein persönlicher Trainer gewesen, will er den Sachverhalt gerade gerückt wissen. Auch, dass er nie Mitglied einer Partei war, ist ihm wichtig zu betonen. "Ich war immer einer, der für alle da war", so Jelinek. Von Reue ist dann aber eher weniger zu merken.
"Wer macht das nicht so?"
Über zwanzig Jahre lang habe er sich erfolglos für Castings beim ORF beworben, führt Jelinek aus. In dieser Zeit habe er wahrscheinlich "hunderte Menschen getroffen, die ich um Hilfe gebeten habe" – und so eben auch HC Strache. "Hätte ich damals schon den Werner Kogler, Sebastian Kurz oder Pamela Rendi-Wagner gekannt – wen auch immer – dann hätte ich die natürlich auch gefragt. Wer macht das nicht?", so Jelinek. "Natürlich habe ich die Chance genützt!"
Seine Sendung habe er sich hart erarbeitet. An den Chatverlauf vor sechs Jahren könne er sich nicht mehr genau erinnern. Den habe er quasi selbst erst wieder den Medien entnehmen müssen. Eine kleine Entschuldigung, wenn auch keine Einsicht gibt es am Ende dann doch noch.
Es war ein Fehler
"Sollte ich irgendjemanden verletzt haben oder übers Ziel hinausgeschossen haben, dann möchte ich mich hier an dieser Stelle entschuldigen. Man muss auch ganz ehrlich sagen: aus heutiger Sicht: Es war ein Fehler, es war ein Blödsinn, dass ich das geschrieben habe." Mit Strache geplaudert und ihn getroffen habe er, weil dieser damals auch Sportminister war und er sein Bewegungskonzept weiterbringen wollte. Heute mache er das Gleiche mit Werner, dem Gesundheits- und mit dem Bildungsministerium. Er mache da keinen Unterschied, denn letztlich gehe es "um die Sache, um den Sport".
Jelinek will weitermachen
Die Sendung habe übrigens jemand anderes auf Schiene gebracht. Auf den Erfolg der Sendung (32 Prozent Marktanteil und 150.000 Seher täglich) sei er stolz. Ob mit dem Format "Fit mit Philipp" oder nicht: Für Bewegung und körperliches Wohlbefinden werde er sich weiter einsetzen. Und wichtig ist ihm auch sein Schlusswort: "Am Ende des Tages zählt der Mensch."