Pantoffelhelden von heute
Gemütlich auf der Couch lümmelnd, ein schönes Glas Rotwein in der Hand, der schnurrenden Angorakatze hingebungsvoll den Bauch kraulend können so manchem Zeitgenossen die Maßnahmen und Waffen, die sich gegen Wladimir Putin richten, gar nicht schwer genug sein. Eine Armee an Wohnzimmer-Kriegshelden scheint zu viele Silvester Stallone-Filme gesehen zu haben, verwechselt wohl die Leinwand mit der Realität. Denn diese ist wenig heldenhaft, vielmehr fürchterlich und beschämend gleichermaßen. Und die Gefahr eines Flächenbrandes ist durchaus gegeben.
Kriegsrhetorik
In Kriegszeiten ist Differenzierung offensichtlich nur etwas für Schwächlinge, Besonnenheit kommt einem Verrat unserer Werte gleich. Davon können jene 28 Intellektuellen, die den allseits bekannten Brief an Olaf Scholz schrieben, ein Lied singen, ein garstiges übrigens. Sie werden seither als Naivlinge, Feiglinge und Nichtswisser hingestellt. Und das nur deshalb, weil sie vor einer atomaren Auseinandersetzung gewarnt haben. Wenn sich dann Alice Schwarzer für ein TV-Duell mit der Ex-Außenministerin Ursula Plassnik hergibt, und sachlich argumentiert – ohne den Verbrecher Putin weich zu spülen – fallen am nächsten Tag die Kommentatoren dieses Landes genüsslich über sie her. Plassnik habe Schwarzer gnadenlos zerstört konnte man unter anderem lesen. Offensichtlich haben sich manche die Kriegsrhetorik schon so zu eigen gemacht, dass sie einen intellektuellen Diskurs auf durchaus gutem Niveau als Krieg, wenn auch als Krieg der Worte titulieren. Man kann sich weiterhin über mahnende Worte lustig machen und die dahinter stehenden Menschen verunglimpfen, Putins Krieg wird das freilich nicht beenden, sondern eher verlängern.