Karl Nehammer: Kann der "Bad Cop" Kanzler?
Es ist fix: Karl Nehammer (49) ist neuer ÖVP-Chef und wird sich vom Bundespräsidenten zum Kanzler Österreichs angeloben lassen. Seit 7. Jänner 2020 hatte er das Amt des Innenministers inne - nun steigt Nehammer zum Bundeskanzler auf.
Sein Werdegang
Was verbindet Polit-Erklärer Peter Filzmaier mit Karl Nehammer? Der neue ÖVP-Chef (49) ist von Beruf "Trainer für strategische Kommunikation und Rhetorik" – das entsprechende Wissen wurde ihm an der Donau-Universität Krems unter anderem von "Filzi" vermittelt. Seine erste Karriere machte der Niederösterreicher aber als Offizier beim Heer: Nach der Grundausbildung blieb Nehammer den Streitkräften treu und schulte Informationsoffiziere.
Strammer Parteisoldat
Auch die Abteilung, die Nehammer bei der ÖVP 2007 bis 2008 leitete - "Service und Mobilisierung" - klingt irgendwie nach Heer. Es folgten die Jobs "Bereichsleiter Training und Netzwerk" in der ÖVP-Bundesparteizentrale und in der Parteiakademie. Gerhard Karner, früher Pressesprecher von Ernst Strasser und heute Zweiter Präsident des Landtags, holte den Mann mit den eisgrauen Haaren schließlich nach St. Pölten. Er wurde Geschäftsführer der Parteiakademie der ÖVP NÖ und Leiter der Kommunalabteilung. Laut "Profil" dürfte Nehammer "der Einzige" sein, "der mehr niederösterreichische ÖVP-Funktionäre zwischen Waldviertel und Wechsel kennt als Erwin Pröll." Als wichtigster Förderer Nehammers gilt aber nicht Pröll, sondern Wolfgang Sobotka.
Er ist sich nicht zu gut
2016 machte ÖVP- Klubobmann August Wöginger Karl Nehammer 2016 zu seinem Generalsekretär, nach der Wahl 2017 holte ihn Sebastian Kurz in die Bundespartei. Zum engsten Kreis um Kurz soll er aber nicht zählen. Dennoch zeichnet ihn vor allem absolute Loyalität zur Partei aus. So übernimmt Nehammer immer wieder auch unangenehme Aufgaben wie das "Erklären" von Festplatten-Schredderaktionen und Parteispenden in Millionenhöhe.
Chuck Norris wird Kanzler
Nach wenigen Monaten im Amt als Innenminister wurde Nehammer Anfang 2020 mit der Corona-Krise konfrontiert. Beim Handling der Maßnahmen und den Pressekonferenzen, die diese der Bevölkerung vermittelten, präsentierte sich der Politiker als "harter Hund", als Bad Cop neben den Good Cops Sebastian Kurz und Rudolf Anschober. Dabei trat er teilweise so auf, dass schon bald Scherze nach dem Chuck Norris-Muster kursierten: Karl Nehammer schützt nicht uns vor dem Virus, sondern das Virus vor uns. Auch in der Migrationspolitik verfolgt Nehammer einen Kurs der kompromisslosen Härte.