Kickls Kampf: Wie radikal wird die FPÖ?
Herbert Kickl bekundete gestern in einer Presseaussendung seinen „Respekt für Norbert Hofers persönliche Entscheidung“ und bedankte sich für dessen Aufbauarbeit nach dem Ibiza-Skandal. Ziel müsse es laut Kick sein, „die volle Handlungsfähigkeit der FPÖ umgehend wiederherzustellen“. Interimistisch wird der älteste Hofer-Stellverteter, Harald Stefan, die Funktion des Parteiobmanns übernehmen. Mögliche Kandidaten für den Parteivorsitz bringen sich derweil schon in Stellung.
Der „Königsmörder“
Kickls ständige Attacken wurden von Norbert Hofer dezidiert als Grund für seinen Rücktritt genannt. Der Klubobmann, der sich immer wieder auch als Spitzenkandidat für eine allfällige Neuwahl ins Spiel brachte, gilt auch als aussichtsreichster Kandidat. Mit seinen markigen Sprüchen bildete Kickl den Gegenpol zum gemäßigten Norbert Hofer und steht für fundamentale Oppositionspolitik, mit der man die abhandengekommen (Nicht-)Wähler wieder auf die Seite der FPÖ bringen könnte. Mit einem Parteichef Kickl würde die FPÖ weiter an den rechten Rand des politischen Spektrums abdriften. Eine willkommene Entwicklung für Gruppen wie die Identitäre Bewegung (IB), von der man sich unter Hofer, zumindest offiziell, abgegrenzt hat.
Kickls Problem könnte aber sein, dass nicht alle Parteifreunde mit der öffentlichen Demontage Hofers besonders glücklich waren. Oder, um es frei nach Julius Cäsar zu sagen: Jeder liebt den Verrat, aber niemand den Verräter. Als größte Konkurrenten kristallisieren sich aktuell der Wiener Landesparteiobmann Dominik Nepp und sein Niederösterreichischer Amtskollege Udo Landbauer, der durch die „Liederbuch-Affäre“ fragwürdige Berühmtheit erlangte, heraus.
Die Landesparteichefs Mario Kunasek (Steiermark) und Manfred Haimbuchner (Oberösterreich) winkten bereits ab. Haimbuchner, der in Oberösterreich in der Regierung sitzt und im Herbst eine Wahl schlagen muss, sprach sich sogar öffentlich gegen Kickl aus. Unterstützung für Kickl kommt von Marlene Svazek aus Salzburg, Ex-Parteichef HC Strache und dem langjährigen FPÖ-EU-Abgeordneten Andreas Mölzer.
In Wahrheit ist alles, was heute passiert ist, eine Vorentscheidung für Herbert Kickl. Sicherlich wird sich der eine oder andere aber noch ins Spiel bringen. Es wird bald ein Parteitag stattfinden, wo die Führungsfrage endgültig entschieden wird. Und auch wenn die Zeichen auf Herbert Kickl stehen, muss man damit rechnen, dass sich jemand aus Oberösterreich melden wird, oder ein Mister 7% aus Wien, der Herr Nepp.
– Ex-FPÖ-Chef HC Strache gegnüber oe24