Kickl streut Rosen – Putin schickt Panzer
Man kann sich in diesen Zeiten auf nichts mehr verlassen. So sind plötzlich jene zu Friedensengeln mutiert, die ansonsten immer auf das Recht des Stärkeren pochten, Kompromisse mit Schwäche übersetzten und dem politischen Mitbewerb verbal mit Begeisterung aufs Maul schlugen. Hört man Herbert Kickl über den Ukraine-Krieg sprechen, sieht man förmlich die Friedenstauben um sein weises Haupt kreisen, spürt man, dass einerseits Mahatma Ghandi und andererseits Buddha das Herz des Freiheitlichen im Sturm erobert haben. Man denkt sich: "Ja, diesem Mann geht es wirklich nur um den Frieden." Und natürlich die Erhaltung der Neutralität. Und sicher nicht um die Einhaltung eines mit Putin geschlossenen Freundschaftsvertrags oder gar die Unterstützung eines Autokraten, der man selbst gerne sein möchte und dem man daher schon immer Rosen streute. Oder um politisches Kleingeld. Nein, es geht ihm nur und ausschließlich um den Frieden. Und uns Österreicher natürlich. Ist das nicht schön? Vergessen sind all die Grauslichkeiten, die er über Ausländer oder politische Mitbewerber gesagt hat. Vergessen sind die bierschwangeren Tiraden über Andersdenkende.
Die Angst ist ein flüchtiges Gefühl
Dass gerade die saturierten Gesellschaften Europas zuerst an das Fressen und sehr viel später an die Moral denken, würde Bertolt Brecht kaum überraschen. Noch bevor wir die Sanktionen gegen Russland richtig spüren, fallen wir im Liegen um und ergeben uns dem russischen Diktator und Kriegsverbrecher. Mittlerweile knicken aber auch immer mehr Vertreter der ÖVP ein, zuletzt der oberösterreichische Landeshauptmann. Angst vor Wohlstandsverlust ist natürlich legitim. Aber malen nicht gerade jene den Teufel von der drohenden kalten Wohnung an die Wand, die eben noch beim Thema Corona das Angstsystem anprangerten? Die Angst ist halt ein flüchtiges Gefühl. Sie wandert von einem zum andern. Die FPÖ hat immer schon gern mit ihr gespielt.
Herbert Kickl indes wird nicht müde, eine Friedensaktivität nach der anderen aus dem Ärmel zu schütteln. Wenn der so weitermacht, wird er noch den Friedensnobelpreis gewinnen. Erster Gratulant wäre wohl Wladimir Putin. Statt Blumen schickt er ein paar Panzer.