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Rendi-Wagner im Halbprofil. Sie unterhält sich und lacht
Rendi-Wagner startet als Titelverteidigerin in die Abstimmung.
Rendi-Wagner startet als Titelverteidigerin in die Abstimmung.
EVA MANHART / APA / picturedesk.com

SPÖ-Chefin Rendi-Wagner: Es gibt keinen Plan B

19.04.2023 um 19:30, Stefanie Hermann
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SPÖ-Parteichefin Rendi-Wagner steht unter Dauerbeschuss. Im Interview spricht sie über rote Linien und wann sie einen Schlussstrich ziehen würde.

Die 51-jährige Parteiobfrau steigt als Titelverteidigerin in den Ring. Sie beschreibt sich selbst als verantwortungsbewusst, ehrlich und konsequent, ihren Führungsstil als verlässliche Teamspielerin. Kraft tankt sie abseits der Politarena beim gemeinsamen Kochen und Essen mit ihrer Familie, wie sie auf weekend-Nachfrage verrät. Ihr Lebensmotto ist auch politisches Programm:  "Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe."

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Verhandeln kann man vieles, aber jede Grenze ist für mich überschritten, wenn es um Rechtsextremismus, Hass und Hetze geht.

Pamela Rendi-Wagner über rote Linien

"Man kann es nie allen Recht machen"

weekend: Frau Rendi-Wagner, wie halten Sie die ständige Kritik aus?
Pamela Rendi-Wagner: Man kann es nie allen Recht machen. Ich mache meine Arbeit als Vorsitzende seit über 4 Jahren mit Herzblut, Leidenschaft und aus tiefster Überzeugung, Österreich sozialer und gerechter zu machen und das Leben der Menschen Stück für Stück zu verbessern.

weekend: Wie nehmen Sie es wahr, dass es plötzlich so viele Bewerber um den Vorsitz gibt?
Pamela Rendi-Wagner:
Auffallend ist vor allem, dass es fast nur männliche Bewerbungen gab. Sichtlich trauen sich Männer viel mehr zu als Frauen.

weekend: Warum sind so wenig Frauen darunter?
Pamela Rendi-Wagner: Frauen neigen offensichtlich noch immer dazu sich selbst zu unterschätzen. Vielleicht ist es aber auch eine Solidarität gegenüber der ersten Frau an der Spitze der Sozialdemokratie.

Auffallend ist vor allem, dass es fast nur männliche Bewerbungen gab. Sichtlich trauen sich Männer viel mehr zu als Frauen.

Pamela Rendi-Wagner über die 71 Mitbewerber.

Klarheit für die Partei

weekend: Die Gräben in der Partei gehen mittlerweile tief. Was braucht es, um sie wieder zu kitten?
Pamela Rendi-Wagner:
Es braucht endlich Klarheit, um gemeinsam an einem Strang zu ziehen mit dem Ziel, unsere soziale Politik für Österreich und die Menschen im Land fortzusetzen. Das ist unsere eigentliche Aufgabe und Verantwortung. Vergessen wir nicht: Politik darf niemals Selbstzweck sein.

weekend: Was schätzen Sie an Ihren Herausforderern Hans Peter Doskozil und an Andreas Babler?
Pamela Rendi-Wagner: Es ist gut, dass sich beide endlich deklariert haben und vor den Vorhang getreten sind. Das ist wichtig, um Klarheit zu schaffen. Das hat bisher gefehlt.

Ein Montagebild zeigt Andreas Babler, Hans Peter Doskozil und Pamela Rendi-Wagner
Das Rennen um die SPÖ-Spitze bleibt ein Dreikampf

Die Zukunft der Partei

weekend: Braucht es innerhalb der Partei mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten?
Pamela Rendi-Wagner: Unsere Mitglieder haben einen hohen Stellenwert für mich. Ich war auch die erste Parteivorsitzende in der Geschichte der SPÖ, die allen Mitgliedern vor 3 Jahren die Vorsitzfrage gestellt hat.
 
weekend: Ist die Abstimmung über die Spitze auch eine Grundsatzabstimmung innerhalb der SPÖ?
Pamela Rendi-Wagner: Nein. Die Sozialdemokratie hat ihre klaren Grundwerte: Gerechtigkeit, Freiheit, Gleichheit und Solidarität. Das ist der Kompass jeglicher Sozialdemokratischer Politik.

Zu Rendi-Wagners prominentesten Unterstützern zählen Wiens Bürgermeister Michael Ludwig, Ex-Bürgermeister Michael Häupl, die zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures, Arbeiterkammerpräsidentin Renate Anderl sowie die SPÖ-Frauen.

Rendi-Wagners Themen

weekend: Was sind die aktuell drei wichtigsten politischen Themen in Österreich?
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amela Rendi-Wagner:  Es gibt aktuell mehr als 3 Herausforderungen in Österreich, unter anderem: Bekämpfung der Teuerung, Absicherung der Gesundheitsversorgung und Pfleg, Verteilungsgerechtigkeit, Bekämpfung der Kinderarmut und ganztägige Kinderbetreuung und Bildung in ganz Österreich, Energiewende.
 
weekend: Anders gefragt: Sven Hergovich hat den fast schon legendären Satz gesagt: “Hacke mir lieber die Hand ab, als in diesen fünf Punkten nachzugeben.” Welche drei Anliegen sind für Sie nicht verhandelbar?
Pamela Rendi-Wagner: Verhandeln kann man vieles, aber jede Grenze ist für mich überschritten, wenn es um Rechtsextremismus, Hass und Hetze geht. Über menschenverachtende Ideologie kann nicht verhandelt werden, daher kommt für mich die FPÖ als Partner in einer Regierung nicht in Frage. Nicht verhandelbar ist auch alles, was unseren Kindern Zukunftschancen raubt oder die arbeitenden Menschen noch mehr benachteiligt.

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Teamspielerin und Chefin

weekend: Ihr Führungsstil in drei Worten?
Pamela Rendi-Wagner: Teamspielerin, verantwortungsbewusst, verlässlich.
 
weekend: Wenn Sie in Ihrer Führung bestätigt werden: Wird es dann personelle Änderungen geben und wenn ja, wie könnten sie aussehen?
Pamela Rendi-Wagner: Zuerst warten wir die Entscheidung der Mitglieder ab.
 
weekend: Soll der/die SiegerIn auch als Spitzenkandidat in die nächste Wahl gehen?
Pamela Rendi-Wagner: Ja.
 
weekend: Warum wären Sie eine gute Kanzlerin für Österreich?
Pamela Rendi-Wagner: Weil ich das Gemeinsame suche, dazu braucht es auch Mut zur Verantwortung. Dafür muss man bereit sein, Kompromisse zu finden, denn eine Kanzlerin muss das Land zusammenführen und darf es nicht spalten.

weekend: Was werden Sie machen, wenn es mit dem Vorsitz nichts wird? Ihr Plan B?
Pamela Rendi-Wagner: Ich hoffe, das Vertrauen unserer Mitglieder zu bekommen, weil ich sehr gerne weiter mit unserer Partei für unser Land arbeiten möchte. Sollte das nicht der Fall sein, werde ich einen ehrlichen Schlussstrich ziehen.

Das Interview wurde schriftlich geführt.

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