Hofer vs. Kickl: Fliegen in der FPÖ jetzt die Fetzen?
In der FPÖ scheint es zu kriseln. Ein kürzlich veröffentlichtes Posting des Dritten Nationalratspräsidenten Norbert Hofer sorgt für Spekulationen.
Provokantes Posting
Hofer, einst selbst Spitzenmann der FPÖ (2019-2021) und Präsidentschaftskandidat im Rennen um die Hofburg 2016 wird nicht unbedingt das beste Verhältnis zu Parteichef Herbert Kickl nachgesagt. Auf X (ehemals Twitter) macht jetzt ein spezielles Posting des 52-Jährigen die Runde. Mit seinen Followern hat Hofer "Regeln für den Gentleman" geteilt. So weit, so gut – wäre da nicht die auffällige zeitliche Nähe zu Kickls überaus umstrittener Neujahrsansprache vor wenigen Tagen.
Umstrittene Kickl-Rede
Mit auf der geposteten Liste, jener Eigenschaften und Attribute, die ein Gentleman mitbringen sollte: Zurückhaltung, Höflichkeit und Respekt. Verhaltensmerkmale, die Herbert Kickl in seinen Reden und verbalen Ausritten nicht unbedingt im Übermaß zur Schau stellt. Sein letzter öffentlicher Auftritt in der Steiermark hat dem FPÖ-Chef im Gegenteil sogar den Vorwurf der Verhetzung eingehandelt. Als "Systemlinge" die "Volksverrat" begingen, hat Kickl die politische Konkurrenz von der Bühne herunter verunglimpft. Damit nicht genug, hagelte es auch mehr oder weniger offene Drohungen. Zur Krönung rief der selbsternannte Volkskanzler eine "Fahndungsliste" für unliebsame politische Opponenten aus.
Keine Koalition mit Kickl
Naturgemäß gingen die Wogen danach hoch. Bereits einige Tage zuvor hatte Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) mit einem Nebensatz in einem ZIB2-Interview für Spekulationen gesorgt. Wie nicht anders zu erwarten, hat Nehammer unter seine Führung erneut eine Koalition mit der FPÖ ausgeschlossen. Aufmerksamen Zuhörern sind ein paar wesentliche Einschränkungen aber nicht entgangen. So lässt der einschränkende Einschub auf die Partei unter seiner Führung ein ausreichend großes Schlupfloch. Das "Nein" zu einer türkis-grünen Koalition macht er vor allem an einer Personalie fest: dem Parteiobmann Herbert Kickl.
FPÖ ist nicht FPÖ
In Kickl sieht er weiterhin ein Sicherheitsrisiko, in seinem Umgang und Ton beleidigend und die Ängste der Menschen nur verstärkend. Sichtlich bemüht zeigte sich der Kanzler eine Pauschalisierung sämtlicher blauer Parteimitglieder zu vermeiden – unter Verweis auf Norbert Hofer. Den Dritten Nationalratspräsidenten nannte er als Beleg dafür, dass es sich bei der FPÖ um eine breite und vielfältige Partei handle, die man nicht allein auf Kickl und seine Positionen reduzieren könne.
Drei Tage nach der Neujahrsrede von Herbert Kickl („Systemlinge“, „Liste Volksverrat“, „Fahndungsliste“, „Niederringen“) postet Norbert Hofer „Regeln für den Gentleman“:
Sei höflich, sei nicht angriffig, vermeide Beleidigungen, gib niemandem die Schuld, beherrsche deine Wut. https://t.co/hePsfXJ7yY— Armin Wolf (@ArminWolf) January 16, 2024
Klare Kante gegen Kickl
Mit seinem Posting heizt Hofer jetzt die Spekulationen um seine Positionierungen zu Kickl weiter an. Einen klaren Fall wittert (und twittert) ZIB2-Anchor Armin Wolf. "Drei Tage nach der Neujahrsrede von Herbert Kickl ('Systemlinge', 'Liste Volksverrat', 'Fahndungsliste', 'Niederringen') postet Norbert Hofer 'Regeln für den Gentleman': Sei höflich, sei nicht angriffig, vermeide Beleidigungen, gib niemandem die Schuld, beherrsche deine Wut", stellt der Moderator den möglichen Zusammenhang her.
Hofer stellt klar
Ganz von der Hand zu weisen ist die Mutmaßung nicht. Hofer twitterte letztlich äußerst sporadisch. Hofer selbst titulierte das Posting neutral als "Netzfund". Mittlerweile hat er zu den Spekulationen Stellung bezogen. "Nur um es klarzustellen: Ich unterstütze Herbert Kickl auf dem Weg ins Kanzleramt, ganz gentlemanlike!" Die Partei stünde geschlossen hinter ihrem Chef.
Und wir stehen geschlossen hinter Herbert Kickl - Medien und dem politischen Gegner wird es nicht gelingen, die FPÖ auseinander zu dividieren!— Norbert Hofer (@norbertghofer) January 16, 2024