Merkel ist zurück, nennt Putins Krieg "barbarisch"
Nach ihrem Abschied vom Bundeskanzleramt war es ruhig um sie geworden. Nun absolvierte Angela Merkel (67) ihren ersten öffentlichen Auftritt als Ex-Kanzlerin. Anlass: der Abschied des langjährigen Chefs des Deutschen Gewerkschaftsbundes.
Recht auf Selbstverteidigung
Merkel betonte zwar, sie wolle als Bundeskanzlerin außer Dienst keine Einschätzungen von der Seitenlinie abgeben. Doch Russlands Einmarsch in sein Nachbarland markiere "zu sehr" einen eklatanten Bruch des Völkerrechts in der Geschichte Europas. In der Laudatio vor rund 200 Gästen sprach Angela Merkel von einer "tiefgreifenden Zäsur".
Meine Solidarität gilt der von Russland angegriffenen, überfallenen Ukraine und der Unterstützung ihres Rechts auf Selbstverteidigung.
Sie unterstütze alle entsprechenden Anstrengungen der Bundesregierung, der EU, der USA, der Nato, der G7 und der Uno, "dass diesem barbarischen Angriffskrieg Russlands Einhalt geboten wird". Merkel wies auch auf Menschenrechtsverletzungen gegenüber der Bevölkerung hin. "Butscha steht stellvertretend für dieses Grauen." In der Stadt westlich von Kiew hatte es zahllose Erschießungen von Zivilisten gegeben.
"Unendlich traurig"
Die deutsche CDU-Politikerin sprach im Zusammenhang mit dem Krieg von "unendlicher Traurigkeit" - und einem Lichtblick: die enorme Unterstützung für die Ukrainerinnen und Ukrainer durch viele Nachbarländer wie Polen und Moldawien.
Niemals sollten wir Frieden und Freiheit selbstverständlich nehmen.
In Hinblick auf ihren Alltag nach der aktiven Politik meinte die frühere Kanzlerin: "Ich krieg den Tag auch ohne rum." In den deutschen Medien wird immer häufiger Kritik an Merkels Kanzlerschaft laut. So schreibt Kolumnist Sascha Lobo im "Spiegel", die Politikerin habe einen "Scherbenhaufen" hinterlassen und listet ihre fünf größten Versäumnisse auf:
„Wir werden Angela Merkel noch vermissen, hieß es. Von wegen. Nach ihrem Abtritt lässt sich sagen: Die Altkanzlerin hat uns mehrere Scherbenhaufen hinterlassen. Hier ist eine Liste der fünf größten.“ (von @saschalobo) https://t.co/GUgdt9OHbb
— Henning Tillmann (@henningtillmann) June 1, 2022