Drastische Maßnahmen: Impfpflicht in Europa im Anmarsch
Weltweit kämpft Länder mit stagnierenden Impfquoten und steigenden Infektionszahlen. Um der deutlich ansteckenderen Delta-Variante und kommenden Mutationen Herr zu werden, greifen einzelne Länder zu drastischen Mitteln. Eine generelle Impfpflicht soll die Bevölkerung schützen und das Gesundheitssystem vor dem Kollaps bewahren. In Österreich sprechen sich immer mehr Menschen für eine Corona-Impfpflicht aus. Einige europäische Länder haben bereits bei anderen Infektionskrankheiten Erfahrung mit der Pflicht zum Stich gesammelt. Im besten Fall konnten Krankheiten dadurch sogar ausgerottet werden.
Frankreich
Als erstes Land macht Frankreich mit seinen Plänen ernst. Dort soll die Impfpflicht für das Gesundheitspersonal fix eingeführt werden. Wer sich nicht impfen lässt, kann ab Mitte September unbezahlt suspendiert werden. Aktuell sind in Frankreich bereits 83 Prozent des Gesundheitspersonals geimpft. Präsident Emanuel Macron schließt auch eine generelle Impfpfllicht für die gesamte Bevölkerung nicht aus. Die Pläne der Regierung werden kritisch gesehen. Seit Wochen wird heftig gegen die bereits bestehenden Corona-Maßnahmen protestiert. Aber: Bereits 75 Prozent der Bevölkerung sind vollständig immunisiert. Frankreich kann auch bei anderen Krankheiten auf eine hohe Durchimpfungsrate verweisen. Grund ist die lange Reihe an Pflicht-Stichen. Impfungen gegen Diphtherie, Hepatitis B, Hib, Keuchhusten, Kinderlähmung, Masern, Mumps, Pneumokokken, Röteln, Tetanus und Meningokokken sind verpflichtend.
Italien
Auch unser südlicher Nachbar kämpft mit der mangeldnen Impfbereitschaft seiner Bevölkerung. Bislang haben sich weniger als 70 Prozent der Impfähigen zum Stich bewegen lassen. Zwei Staatssekretäre im Gesundheitsministerium liebäugeln jetzt öffentlich mit der Einführung der Pflicht zum Stich. Bis Ende September soll eine Durchimpfungsquote von 85 Prozent erreichen. Dies sei der letzte Aufruf, lässt der römische Staatssekretär Pierpaolo Sileri wissen.
Dies ist der letzte Aufruf. Wenn bis zum 15. September nicht mindestens 80 Prozent der Bevölkerung den Impfzyklus eingeleitet haben, dann müssen wir über eine Impfpflicht nachdenken.
Die Einführung könnte dann nicht nur öffentlich Bedienstete, sondern die gesamte Population über 40 treffen Auch wenn das Vorhaben in der Koalition auf wenig Gegenliebe stößt, wäre eine Umsetzung nicht gänzlich aus der Luft gegriffen. In Italien ist eine ganze Reihe an Impfungen für die Bevölkerung verpflichtend: Diphtherie, Hepatitis B, Hib, Keuchhusten, Kinderlähmung, Masern, Mumps, Röteln, Tetanus und Windpocken.
Deutschland
In Deutschland wird eine Impfpflicht aktuell noch ausgeschlossen. "Wir haben nicht die Absicht, diesen Weg zu gehen", sagt Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Blick auf Frankreich. Ein solches Vorhaben würde lediglich das Vertrauen der Bevölkerung verspielen. Aber auch hier gibt es bereits einen Präzedenfall. 2019 wurde die Masern-Impfpflicht eingeführt. Sie betrifft Kinder und Personal in Gesundheits- oder Gemeinschaftseinrichtugnen wie Kinderbetreuung und Schulen. Kinder, die nicht geimpft sind, dürfen von der nicht in die Betreuung.
Österreich
In Österreich wird eine Impfpflicht nach aktuellem Stand nach wie vor ausgeschlossen. Generell werden Impfungen hierzulange lediglich empfohlen. Bei Corona setzt man auf einen hartnäckigeren Kurs. Kein Zwang, sondern "nudgen": Verschärfte Maßnahmen wie die 1-G-Eintrittsregel für die Nachtgastro sollen den Impfdruck auf die Bevölkerung erhöhen. In gewissen Berufsgruppen gibt es Sonderregeln. So dürfen etwa Lehrer, die nicht geimpft sind, nur mit Maske unterrichten.
Sonderweg USA
Einen Blick über den Teich geworfen, zeigt sich ein anderes Bild. Traditionell hat der Staat dort wenig zu melden, wenn es um die öffentliche Gesundheit geht. Folglich sind es dort die Unternehmen, die die Sachemit dem Impfen in die Hand nehmen. Seit der vollständigen Zulassung von Biontech/Pfizer durch die zuständige Behörde, führen immer mehr Konzerne eine Impfpflicht für ihre Mitarbeiter ein. Dazu zählen bekannte Namen wie Disney World, Walmart oder Goldman Sachs. Auch erste deutsche, in den USA aktive Firmen prüfen entsprechende Schritte.