4 Gründe für die strenge Exekution der Impfpflicht
Jeder möchte geliebt werden. Vor allem aber unsere Landeshauptleute. Schließlich ist die Zuneigung das Volkes das größte - manche meinen sogar das einzige - Kapital, das eine gestalterisch doch recht limitierte Funktion rechtfertigt. Bei den schwarzen Landeshauptleuten kommt seit dem Rücktritt von Sebastian Kurz ein wiedergewonnenes Selbstbewusstsein dazu. In guter alter Tradition zeigt man sich der Bundespartei gegenüber renitent wie eh und je. Bei den roten Landeshauptleuten ist es simples Regierungs-Bashing.
Und so zerschießt man frisch und fröhlich die gemeinsam beschlossene Impfpflicht und rechtfertigt dieses Verhalten mit der milderen Omikron-Variante und der Meinung, die Pandemie neige sich dem Ende zu. Virologen sind sich da bekanntlich nicht ganz so sicher. Aber was wissen die schon von der Liebe des Volkes zu seinem Landesvater oder der Landesmutter.
Und doch gibt es einige gewichtige Gründe, warum es nicht sinnvoll ist, die beschlossene Impfpflicht aus zutiefst emotionalen Gründen zu kippen:
1. Es ist nicht nur die mildere Form von Omikron, welche die Spitalsbelegungen nicht sprunghaft ansteigen lässt, sondern vor allem die Impfung, die auch vor Omikron einen entsprechenden Schutz bietet. Je höher die Impfquote in einem Land, desto eher wurden Öffnungsschritte möglich.
2. Viele Virologen warnen vor einer möglichen neuen Variante im nächsten Herbst. Sollte es uns bis dahin nicht gelingen, eine höhere Impfquote zu erreichen, droht einmal mehr die Überlastung der Intensivstationen oder gar neue Lock Downs. Wir sollten uns daher nicht auf das Prinzip Hoffnung verlassen.
3. Die Autorität des Staates hat in der Pandemie sehr gelitten. Wenn Gesetzte nicht exekutiert werden, öffnet das der Anarchie Tür und Tor. Die Regierung tut also gut daran, die beschlossene Impfpflicht wie geplant umzusetzen und auch entsprechende Strafen zu verhängen.
4. Die große Mehrheit der Menschen, die sich einerseits an die Maßnahmen gehalten haben und andererseits impfen gingen, fühlen sich ohnehin seit geraumer Zeit gefrotzelt. Die Regierung sollte diese Menschen keinesfalls vor den Kopf stoßen, denn möglicherweise würden sie bei einer ähnlichen Situation nicht mehr auf den Staat hören.
Es bleibt zu hoffen, dass wir aus den letzten beiden Sommern etwas gelernt haben. Die Pandemie ist erst dann vorbei, wenn sie vorbei ist und nicht dann, wenn es ein Politiker verkündet.