Weekend-Test: BMW 4er Coupé - das Nierendilemma!
Warum sagt man eigentlich zur BMW-Niere Niere, sind doch eigentlich Nieren! Und warum löst so ein Detail so viel Kontroverse aus? BMW-Fans sind meist treue Gesellen und reagieren auf Designveränderungen sensibel. So auch auf die Vergrößerung der vorher eher dezenten Niere(n) bei den neueren Modellen wie dem 4er. Aber wir haben gute Nachrichten: In einer von uns gestarteten, nicht repräsentativen Umfrage, fanden die meisten Befragten die neue(n) Niere(n) sehr gelungen. Der generelle Tenor zum gesamten Auto (mit Niere): Einfach ein geiles sportliches Coupé.
Fahrbericht - Pickt!
Die oben erwähnte Studie untermauern wir mit der Anzahl der verrenkten Hälse, die uns auf den Testfahrten begegnet sind. Sagen wir es vorsichtig, die Orthopäden in und um Linz werden viel zu tun bekommen. Das 4er-Coupé kommt gut an und sorgt für erstaunte Blicke bei vielen Passanten. Und das obwohl wir „nur“ den 420d als Testauto hatten und nicht den M4. Uns reicht der Diesel auch, denn der ist bei sparsamer Fahrweise mit rund 5,5 Liter sehr genügsam. Wenn wir es flotter angehen, ist vor dem Komma schon mal eine Sechs.
Fahrwerk und Cockpit sind BMW-typisch mehr als gelungen, das 4er-Coupé ist ein Kurvenfresser aber auch ein gemütlicher Cruiser. Die Fahrwerksabstimmung ändert sich, je nach Fahrmodus. 7,1 Sekunden von 0 auf 100 Sachen sind es im Sportmodus mit Sportschaltung (8-Gang-Automatik). Für perfekten Grip sorgt der xDrive Allradantrieb. Sehr gelungen ist die Geräuschkulisse im Inneren. Des öfteren wurde ich von Mitfahrern gefragt, ob das ein E-Auto ist! Den 2-Liter Diesel hört man im Innenraum de facto gar nicht, nur bei schnelleren Sprints meldet er sich ein wenig durch. Perfekt gedämmt haben hier die Münchner Ingenieure.
Das Cockpit ist wie ein sportliches Wohnzimmer. BMW-Fans und Besitzer der Marke werden sich sofort auskennen, mit Änderungen gehen die Münchner sehr sorgsam um. Eine Wohltat sind die Knöpfe, denn derer gibt es noch einige. Lautstärke, Stationstasten und andere physische Knöpfe helfen bei der Bedienung und sind eine gelungene Antithese zum Touch-Wahn anderer Hersteller. Wer jedoch möchte, kann das Infotainmentsystem auch "betatschen". Android Auto und Apple CarPlay sind mit von der Partie und BMW ist einer der ersten Hersteller, der ab sofort auch Android Auto Wireless ermöglicht. Apple CarPlay ging ja bisher schon ohne Kabel, ab Android 11 kann diese praktische Funktion auch das Android-Smartphone. Über Gestühl und Materialwahl brauchen wir nicht viele Worte verlieren. Gewohnte Top-Qualität von BMW. Punkt. Für eine gelungene Soundkulisse sorgt in unserem Testauto ein Premium-Soundsystem von Harman/Kardon.
Fazit - braucht es den M?
Ganz ehrlich - wenn so ein sparsamer und ruhiger Diesel unter der Haube werkt, macht auch der Besuch an der Tankstelle Freude. Der 420d ist stets ausreichend motorisiert, Innen absolut Premium und auch in den Kofferraum geht ordentlich was rein. Ja der M4 Competition xDrive beschleunigt in der halben Zeit von 0 auf 100 (3,5 Sekunden), dafür genehmigt er sich an der Zapfsäule aber auch drei mal soviel wie der 420d. Ganz zu schweigen von der Motorsteuer die für den M4 fällig wird.
Wer sich den Luxus dieses tollen Coupés gönnen will, sollte sich die Dieselvarianten ansehen. Die sind wirklich sparsam und zeigen, dass BMW sicher mit die besten und sparsamsten Dieselaggregate baut. Noch dazu, etwas lokalpatriotisch, im Werk in Steyr und diese Stadt hat nach den Querelen um MAN wirklich gute Presse notwendig.
Unser Testfahrzeug belief sich auch einen Preis von rund EUR 80.000,- mit vielen Extras. Einstiegspreis für das 4er Coupé ist EUR 50.700,-
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Technische Daten:
Antrieb:
2-Liter-Dieselmotor, XDrive Allrad
Leistung:
190 PS
0-100 km/h:
7,1 Sekunden
Spitze:
240 km/h
Verbrauch WLTP:
4,6 Liter/100 km
Verbrauch Test:
5,5 Liter/100 km
Länge:
4,8 Meter
Kofferraumvolumen:
445 Liter
Gewicht:
1.495 kg
Preis Testauto:
rund 80.000 Euro
Startpreis:
EUR 50.700,–