Großer Name für die Formel 1: Cadillac überlegt Einstieg
Seit Jahren gehen zehn Teams in der Formel 1 an den Start und man macht es möglichen Neuankömmlingen bewusst schwer: Alleine 200 Millionen Dollar an "Dilusion Fee" wären zu bezahlen, zusätzlich zu den Kosten für Aufbau und Betrieb eines Teams - diese Zahlung ist explizit dafür gedacht, mögliche sinkende Einnahmen für die bestehenden Teams auszugleichen.
Daher versuchte das Racing-Unternehmen von Michael Andretti - Sohn von Ex-F1-Weltmeister Mario Andretti und einst auch selbst ein höchst erfolgreicher Rennfahrer - vor eineinhalb Jahren, das (noch) mit einem Alfa-Romeo-Pickerl fahrende Sauber-Team zu übernehmen. Der Deal fiel durch, Sauber wurde von Audi übernommen und wird ab 2026 auch unter dem Namen "Audi" an den Start gehen.
Neuer Versuch mit Cadillac
Nun hat FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem die Tür für neue Teams wieder geöffnet und Andretti war der erste, der seinen Hut in den Ring geworfen hat. Diesmal aber nicht als Einzelkämpfer: Es konnte General Motors gewonnen werden. Der Konzern plant, mit der Traditions-Marke Cadillac gemeinsam mit Andretti in die Formel 1 einzusteigen.
F1-Boom in den USA
Die Formel 1 führte in den Staaten stets ein Schatten-Dasein, das hat sich in den letzten Jahren aber dramatisch geändert. Nicht zuletzt durch die Netflix-Serie "Drive To Survive" ist das Interesse an der Formel 1 in den USA explodiert, ab 2023 gibt es drei Rennen in den Staaten (am 7. Mai in Miami, am 22. Oktober in Austin und am 18. November in Las Vegas), vor allem in Austin platzen seit Jahren die Tribünen aus allen Nähten. Damit wird die Königsklasse auch für einen Konzern wie General Motors - dessen Marken Cadillac, Buick und Chevrolet fast ausschließlich am amerikanischen Markt groß vertreten sind - interessant.
IndyCar-Größe mit US-Talent
"Andretti Autosport" gehört in der IndyCar-Serie – quasi dem US-Gegenstück zur Formel 1 – gemeinsam mit Penske und Ganassi zu den "Big Three". In den 20 Jahren, in denen der heute 60-Jährige den Rennstall leitet, konnte man viermal den Titel geholt und fünfmal die "Indy 500" gewonnen werden. Zusätzlich ist das Unternehmen auch mit einem Team in der US-Langstrecken-Serie IMSA und einem in der australischen Supercar-Serie aktiv, errichtet derzeit außerhalb von Indianapolis einen fünf Hektar (!) großen, neuen Headquarter-Komplex.
Vermutlich wird ein Start in der Saison 2026 angepeilt und so gut wie sicher wird zumindest ein US-Fahrer an Bord sein, nämlich Colton Herta. Der 22-jährige Jungstar ist das größte amerikanische Racing-Talent seit langer Zeit, er war schon für 2023 im Gespräch um ein F1-Cockpit bei AlphaTauri. Er gewann 2019 im Alter von 19 Jahren sein erst zweites IndyCar-Rennen.
Konkurrenz ist reserviert
Die Möglichkeit, über kurz oder lang ein GM-Werksteam zu werden, wird nicht expilizit ausgeschlossen, zunächst würde man aber wohl mit Renault-Antrieb in der Formel 1 an den Start gehen. Kurios ist, dass in Amerika eigentlich einer der größten Andretti-Konkurrenten – nämlich Ganassi – die Bande mit General Motors hat. Ganassi ist es, der in der IndyCar-Serie mit Chevrolet-Aggregaten fährt (Andretti ist mit Honda unterwegs) und in der IMSA-Serie sogar unter dem Namen "Cadillac" startet.
Der größte (und aktuell auch einzige aktive) Fürsprecher von Andretti in der Formel-1-Welt ist Zak Brown. Der McLaren-Boss ist seinerseits mit einem eigenen Team in der IndyCar-Serie unterwegs und ist mit Andretti auch auf anderen unternehmerischen Feldern verbandelt; auch Renault würde gerne ein zweites Team neben dem eigenen Alpine-Rennstall ausstatten, schon alleine des politischen Gewichtes wegen.
Der Rest des Paddocks steht Ben-Sulayems Expansions-Plänen mehr als skeptisch gegenüber. So hat Mercedes-Teamchef Toto Wolff schon über Andrettis (letztlich geplatzte) Sauber-Übernahme gewettert: "Andretti hat noch nicht gezeigt, dass man wirklich das Zeug für die Formel 1 hat! Wir zehn aktuellen Teams haben in den letzten Jahren sehr viel Geld investiert, das darf nicht so einfach verwässert werden."