Audi spürt einen raren Elektro-DKW von 1956 auf
Ein Lieferfahrzeug der besonderen Art bereichert ab sofort die Sammlung historischer Fahrzeuge bei Audi: ein "DKW Elektro-Wagen" aus dem Jahr 1956. Der kleine Stromer basiert auf dem "DKW-Schnellaster", der von 1949 bis 1962 gebaut wurde. Er half dabei, das Wirtschaftswunder in der jungen Bundesrepublik voranzubringen.
Nur etwa 100 Elektrofahrzeuge
Das hier gezeigte Exemplar stammt aus dem Jahr 1956 und besitzt damit die Karosserie des Schnellasters vom Typ 3, der ab 1955 produziert wurde. Normalerweise wurde der Kleinst-Transporter von einem Dreizylinder-Zweitakter angetrieben, der aus knapp 900 Kubikzentimeter Hubraum 32 PS holte. Doch anders als seine Verbrenner-Kollegen ist der spannende Zuwachs bei Audi ein Elektrofahrzeug. Davon wurden nur etwa 100 Stück gebaut, die meisten kamen in die Dienste von Energieversorgern, Stadtwerken oder Batterieherstellern. Das restaurierte Exemplar wurde jedoch auf der Nordseeinsel Wangerooge eingesetzt. Dort sind Autos mit Verbrennungsmotoren schon seit langem verboten, also werden Transportaufgaben - wie etwa Feriengäste vom Bahnhof abzuholen - mit Elektrofahrzeugen bewältigt. Auch eine Bäckerei fuhr ihre Backwaren seinerzeit mit einem E-Laster von DKW aus.
80 Kilometer Reichweite, 40 km/h Spitze
Der kleine Stromer ist einer von zwei Überlebenden der wenigen Elektro-DKWs. Er wurde im Auftrag von Audi über mehrere Jahre bei einer Firma in Chemnitz aufwendig restauriert und ist nach seiner TÜV-Abnahme wieder in einem betriebsfähigen Zustand. Der Kleine wird von einem etwa fünf Kilowatt (zirka 6,8 PS) starken Elektromotor vorangetrieben. Seitlich sind zwei Bleibatterien und Kästen gelagert. Sie haben eine Nennspannung von 80 Volt und eine Kapazität von 200 Amperestunden. Das reicht für immerhin 80 Kilometer, in der Spitze schafft der E-Laster citytaugliche 40 km/h. Für ein fast 60 Jahre altes Elektroauto ist die Reichweite bemerkenswert, sie kann sich durchaus mit der eines heutigen Renault Twizy messen - auch wenn der schneller fährt.
DKW-Schnellaster war das erste Auto aus Ingolstadt
Die Marke DKW selbst wurde ursprünglich im sächsischen Zschopau gegründet und floss gemeinsam mit den Audi-, Horch- und Wanderer-Werken im Jahr 1932 in die Auto Union AG ein. Das Symbol dieses Zusammenschlusses sind die vier Ringe, die heute jeder Audi trägt. Der Firmensitz war in Chemnitz, das nach dem Zweiten Weltkrieg jedoch in der sowjetischen Besatzungszone lag. Die Auto Union AG wurde enteignet und die Fabrikanlagen demontiert. Mehrere Verantwortliche hatten aber bereits kurz zuvor einen neuen Standort in Bayern gesucht und in Ingolstadt gefunden. Dort wurde die Auto Union GmbH neu gegründet, deren erstes produziertes Fahrzeug der DKW F 89 L Schnellaster war. Mit dem Aus für die Zweitakt-Motoren in den 1960er-Jahren verschwand auch der Markenname DKW in der Schublade.
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