Imperialer Visionär

Seit 2017 sind Sie Geschäftsführer der Schönbrunn Group. Was macht diese Aufgabe so reizvoll?
Nach 15 Jahren in den USA suchte ich nach einer neuen Herausforderung in Österreich. Vor allem fasziniert mich die Balance zwischen dem Erhalt und der Pflege dieses einzigartigen Kulturerbes und der Notwendigkeit, wirtschaftlich erfolgreich zu arbeiten. Es geht dabei nicht nur darum, unser imperiales Erbe für Gäste aus aller Welt zu bewahren, sondern auch darum, die verschiedenen Standorte der Gruppe strategisch weiterzuentwickeln und neue Geschäftsfelder zu erarbeiten. Diese Aufgabe reizte mich sehr und tut das auch heute noch.

Was außerhalb des Baus im Schönbrunner Gelb umfasst die Gruppe? 
Neben Schloss Schönbrunn gehören das Sisi Museum und das Möbelmuseum Wien sowie Schloss Hof und Niederweiden in Niederösterreich zur Schönbrunn Group. 

Ein bekannter Schlossbesitzer meinte, sein Anwesen findet im Schönbrunner Park x-fach Platz, das mache ihn demütig. Fühlen Sie sich als Schlossherr? Ich bin sehr gerne Geschäftsführer, als Schlossherr würde ich mich nicht bezeichnen. Unser Ziel ist es, dafür zu sorgen, dass unsere Standorte nicht nur heute, sondern auch für die kommenden Generationen Orte bleiben, an denen man Geschichte erleben und genießen kann. Jedes Jahr investieren wir in Restaurierung, um Räumlichkeiten und die -Schlösser an sich authentisch zu erhalten. Dies passiert immer in enger Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt und der UNESCO-Welterbe-Kommission. 

In Österreich ist „der Kaiser“ mit all seinen Facetten populärer denn je. Ist es der verklärte Blick, die Sehnsucht „nach der guten alten Zeit“ oder die vergangene Größe des einstigen Vielvölkerstaates, die uns bewegt?
Ich denke, der Blick ist nicht verklärt, die Menschen sind fasziniert von der Geschichte des Hauses Habsburg und seinen Familienmitgliedern. Neben Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth gehören Maria Theresia und ihr Sohn Joseph II. zu den bekanntesten Habsburgern. Man darf nicht vergessen, dass grundlegende Gesetze wie etwa die Schulpflicht von Maria Theresia vor 250 Jahren ins Leben gerufen wurden. Viele sind auch von den persönlichen Geschichten rund um den Kaiserhof fasziniert – von den Mythen und Legenden, den Dramen und Schicksalen. Natürlich haben auch die „Sissi“-Filme der 1950er Jahre das Bild der Kaiserin nachhaltig geprägt, die bis heute unzählige Menschen aus aller Welt begeistert und in ihren Bann zieht. Dem gegenüber steht unser Sisi Museum in der Hofburg. Hier wird abseits gängiger Klischees ein lebensnahes Bild der Monarchin gezeichnet. Über 300 Exponate erzählen von Freud und Leid, Sehnsucht, Ängsten und Schicksalsschlägen einer besonderen Kaiserin.