Chirurgen-Mastermind: Andreas Shamiyeh
Sie sind Leiter für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Universitätsklinikum KUK und halten seit 20 Jahren nationale und internationale Kurse für Chirurgen ab, die unter Ihrer Anleitung diese für die Patienten schonendste Operationsmethode erlernen können. Warum ist Ihnen das so wichtig?
Wir betreiben die laparoskopische Chirurgie in Linz auf sehr hohem Niveau mit guter Ergebnisqualität. Österreichweit und im EUAusland ist bei Darmkrebs die Nutz ung der minimalinvasiven Techniken noch limitiert. Aktuelle Zahlen zeigen, dass österreichweit knapp 50 Prozent der Darmkrebsoperationen mit kleinen Schnitt en laparoskopisch gemacht werden, bei uns in der Klinik geht dieser Anteil auf über 80 Prozent! Es gilt also noch, die Kolleginnen und Kollegen weiter so zu schulen, dass fl ächendeckend in Österreich mehr Patienten zum Vorteil dieser Entwicklung kommen. Zufrieden bin ich mit der Entwicklung punkto Operationen mit dem Roboter: Hierbei ist vor allem beim Mastdarmkrebs eine weitere Verbesserung zu erzielen. Diese Technik hat erst in den vergangenen Jahren Einzug in die OP-Säle gefunden.
Wie beurteilen Sie die aktuelle Ausbildung der Mediziner?
Die Ausbildung hat sich gravierend geändert. Im Gegensatz zu früher sind heute Ärzte aufgrund aktueller Arbeitszeitregelungen nur mehr sehr wenig im Spital. Das führt bei praktisch orientierten Fächern zu einer längeren Lernkurve. Konnte ich während meiner Ausbildung pro Jahr etwa 650 Operationen durchführen, kommt heute ein junger Chirurg in dieser Zeit auf ungefähr 200 Operationen. Mit verlängerter Ausbildungszeit und flacherer Lernkurve braucht man heute länger, um dasselbe Niveau zu erreichen. Darüber hinaus hat eine notwendige Spezialisierung eingesetzt, die in Kombina tion mit der weiterentwickelten Technik dafür sorgt, dass mehr und mehr Chirurgen Experten für kleine schmale Gebiete werden. Diese Spezialisierung macht es schwierig für Chirurgen, künftig das ganze Spektrum abzudecken.
Wie ist Ihre Meinung zur aktuellen Debatte um Wahlärzte?
Wahlärzte stellen einen wichtigen Beitrag zur flächendeckenden Versorgung der Patienten dar. Es gibt für viele Sonderfächer zu wenige Kassenstellen, was sich in langen Wartezeiten widerspiegelt. Die Diskussion zur Abschaffung der Wahlärzte sehe ich als Spitalsarzt kritisch, denn es ist zu befürchten, dass noch mehr Patienten die ohnehin bereits völlig überlasteten Spitalsambulanzen aufsuchen, um gewisse Dinge wie Vorsorgeuntersuchungen zu machen – diese sollten aber definitiv im niedergelassenen Bereich stattfinden.