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Wohnzukunft: Sweet Smart Home

19.03.2015 um 09:48, A B
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Angeblich wird die intelligente Haustechnik das Wohnen völlig umkrempeln. Durchsetzen wird sich aber nur das, was wirklich nützt und die Privatsphäre wahrt.

Wer mag, kann seinen Schweinsbraten vom Büro aus garen und die Buntwäsche schleudern, während er in der U-Bahn sitzt. Seit Jahren ­denken sich Techniker immer neue „smarte“ Dinge aus, die der Menschheit das Wohnen erleichtern sollen. Kommunizierende Funksteuerungen für Markisen, Heizungen, Badewannen und Rollläden sind darunter, Überwachungskameras, die ihre Aufnahmen ans Handy schicken, sprachgesteuerte Fernseher, Saugroboter und intelligente Stromzähler. Fürs Kinderzimmer gibt es Sensoren für Babys, die nicht nur den Schlaf, sondern auch die Körperfunktionen der Kleinen überwachen, und auch im Garten mischt die Elektronik mit: Da mäht der Roboter – und da reagiert der Rasenbefeuchter auf anhaltende Trockenheit.

Spezielle Apps ­erlauben es, ­Hausgeräte über das Smartphone zu steuern. 

Schöne neue Welt

Das alles ist noch nichts im Vergleich zur schönen Welt, die uns IT-Propheten für die nahe Zukunft verheißen: Da wird die Erbtante schon Minuten vor dem Eintreffen mit einem Spezialklingelton angekündigt, und da verkauft der Stromzähler den selbst erzeugten Sonnenstrom an der Börse. Lichtschalter sind etwas fürs Technikmuseum – es gibt ja Sprachsteuerung und lernfähige Sensoren – und da ersetzt die Iris-Erkennung vollends den Haustürschlüssel. Oder gar der unter die Haut implantierte Funkchip, der nebenbei den bargeldlosen Zahlungsverkehr erledigt.

Gadget oder Bedürfnis?

Aber – werden wir das alles brauchen? Noch ist die Welt der smarten Haustechnik von störungsanfälliger Funktechnik abhängig – und wer das nicht will, muss Haus oder Wohnung verkabeln lassen. Dann sind da auch die Gefahren, die im Netz lauern: Wer garantiert, dass Hacker nicht einen Angriff auf die internetfähige Haustechnik starten und Überwachungskameras und Waschmaschinen verrückt spielen? Ist alles schon vor­gekommen und kommt auch immer vor.

Alles aus einer Hand ferngesteuert: integrierte Haustechnik mit einer gemeinsamen Benutzeroberfläche. 

Gläserner Bewohner

Der Elektronik-Konzern Samsung gab neulich zu, dass eines seiner smarten, per Zuruf steuerbaren TV-Geräte die Alltagsgespräche der Nutzer aufzeichnet und diese an Firmen weiterreicht, die damit eben diese Sprachsteuerung nachjustieren. Im Zusammenhang mit dem „Smart Meter“, dem digitalen Stromzähler, warnen Datenschützer vor dem gläsernen Bewohner. Fakt ist, dass diese Geräte – die mit dem Stromerzeugungsunternehmen kommunizieren – recht genau aufzeichnen, was sich in der Wohnung so ­abspielt. Wenn Google den Thermostathersteller Nest um 2,5 Milliarden Dollar kauft, geschieht das mit einem sehr speziellen Hintergedanken. Chip-gesteuerte Temperaturregler dokumentieren die ­Gewohnheiten der Bewohner auch in den Zeiträumen, in denen sie nicht online sind. Was es Google erleichtern würde, ihnen passende Werbebotschaften unterzujubeln.

Smart Meter müssen bis 2020 in fast allen österreichischen Haushalten eingebaut werden. 

Echter Zusatznutzen

Was sich an Smart Home-Technologie in den Privathaushalten durchsetzen wird, hängt allein von ihrer Brauchbarkeit und Datensicherheit ab. Eine technische Neuerung wird auf breiter Front nur dann akzeptiert, wenn ein echter Zusatznutzen gegeben ist. Ein gutes Beispiel dafür ist Beschattung und Belüftung von Wohnungen – sie spart Heizenergie. In größeren Häusern mit meh­reren, vor allem auch jungen Bewohnern ist ein System nützlich, das Geräte nach dem Verlassen der Räume herunterregelt.

Fernkontrolle

Durchaus sinnvoll kann smarte Haustechnik auch in puncto Sicherheit sein. Sie ermöglicht es etwa, mit Fingerprint-Modulen den Zugang von hausfremden Personen zu limitieren oder bei Abwesenheit die Wohnung über das Smartphone zu überwachen. Und die kommunizierenden Hausgeräte? Zumindest Zwangsneurotiker jeglichen Alters werden sie mit Begeisterung annehmen – jene Menschen, die sich permanent einbilden, den Herd nicht ausgeschaltet zu haben.

Alle Themen finden Sie in der aktuellen Ausgabe.

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