Eigenheim oder Miete: So wohnt Österreich
Die Realisierung ist derzeit oft schwierig, aber die Phase der Zinssteigerungen geht zu Ende und die Zinsen werden wahrscheinlich sinken. Dadurch könnte das "Luftschloss" wieder zum wahr gewordenen Eigenheim werden.
Österreich wohnt zufrieden
Österreich wird ja gerne als Land der Suderanten bezeichnet. In puncto Wohnen zeigt sich aber grundsätzlich ein sehr positives Bild: Denn vier von fünf Landsleuten sind zufrieden mit ihrer derzeitigen Wohnsituation, so das Ergebnis der Wohnbaustudie 2023, durchgeführt von Integral im Auftrag von Erste Bank und Sparkassen sowie sReal. Je nach Wohnform, klafft das Wohlgefühl jedoch weit auseinander: Unter den Mietern ist jeder Dritte unzufrieden, bei jenen, die in Eigentum leben, nur jeder Zehnte.
Kosteneffizienz steigern
Bei einem Thema zeigen die Mundwinkel allerdings verständlicherweise nach unten: die lieben Kosten. So wünschen sich zwei Drittel eine Verbesserung bei den Energie- und 53 Prozent bei den Wohnkosten. Doch wir sind auch das Land der Anpacker: Zwei Drittel planen, bei der Energie- oder Heizform nachzubessern, 60 Prozent wollen in die Nachhaltigkeit ihres Wohngebäudes investieren. Während der Neubaumarkt mit Wärmepumpen und Klimazertifikaten auf den hohen Stellenwert von Energieeffizienz reagiert, müssen alte Immobilien ordentlich nachrüsten – das betrifft vor allem Wien.
Wunsch nach Eigentum
Bei der Frage Miete oder Eigentum, hat Letzteres klar die Nase vorne. Zwei Drittel der Österreicher möchten in ihren eigenen vier Wänden leben, besonders groß ist der Wunsch bei Familien (72 Prozent). Laut einer ImmoScout24-Umfrage sehnt sich jeder Zweite der 18- bis 29-Jährigen danach, unter die Häuslbauer zu gehen. Blickt man in die Bundesländer, ist ein eigenes Haus für Tiroler, Burgenländer und Niederösterreicher am wichtigsten (rund die Hälfte). Wenig überraschend steht das Thema für Wiener nicht im Vordergrund. Die Vorteile einer eigenen Immobilie liegen für die Befragten der Wohnbaustudie auf der Hand. Abgesehen davon, dass man eine wertbeständige Anlage für die Zukunft hat, zahlen drei Viertel lieber die Kreditrate als Miete, damit das Haus oder die Wohnung irgendwann ihnen gehört.
Wohnbaukredite rückläufig
Der Wunsch nach Eigenheim ist also unübersehbar, doch die Frage nach der Finanzierung ist aktuell für viele nicht leicht. Der Markt für Wohnbaukredite geht stark zurück, die Leistbarkeit ist eingeschränkt und auch Banken haben nicht mehr so viel Spielraum. Gerda Holzinger-Burgstaller, CEO der Erste Bank, sieht "alle Beteiligten gefordert – Stichwort KIM-Verordnung – um weitere Erleichterungen für Kreditnehmer umzusetzen." Laut Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung (KIM) müssen Häuslbauer bis zu 20 Prozent Eigenmittel aufbringen. Auch der Vorstoß von Bundesminister Magnus Brunner, die Grunderwerbssteuer auf den Erwerb der ersten Immobilie abzuschaffen, sei ein Schritt in die richtige Richtung, findet Holzinger-Burgstaller.
Weniger verkaufte Wohnungen
Steigende Zinsen, Inflation, Energiepreise und die schwierigen Kreditvergaberichtlinien haben bereits dazu geführt, dass im ersten Halbjahr 2023 knapp ein Viertel weniger Wohnungen verkauft wurden. Das zeigt der aktuelle ImmoSpiegel von Remax. Während heuer von Jänner bis Juni nur 20.000 Wohnungen einen Besitzer fanden, waren es im selben Zeitraum 2022 – im Rekordjahr – 26.262. Doch auch in den beiden Jahren davor gab es wesentlich mehr verkaufte Wohnungen.
Lichtblick Zinssenkungen?
Auch wenn es für manche aktuell schwierig erscheint, sich den Traum vom Eigenheim verwirklichen zu können – es kommen sehr wahrscheinlich bessere Zeiten. Denn so wie die Blätter im Herbst von den Bäumen fallen, werden das vermutlich auch die Zinsen tun. Es ist davon auszugehen, dass die Europäische Zentralbank keine weiteren Zinserhöhungen durchführen wird und in der Folge die Kreditzinsen für die Häuslbauer sogar sinken werden.