Häuser mal anders: Lebe lieber ungewöhnlich
Auch wenn kein Haus dem anderen gleicht, ist die Bauweise meist dieselbe: Quadratisch, vier Wände, Türen, Fenster und Balkone. Warum aber nicht mal zu "Haus-untypischen" Formen greifen?
Vollkommene Form
Mit einem kugelförmigen Gebäude zum Beispiel beschäftigt sich das Forschungsprojekt "Kugelhaus". Unter dem Motto "Die Welt ist kein Würfel" nahm sich das dreiköpfige Forschungsteam der vollkommenen Form der Kugel an. Als Bauform bedeutet dies: ideale Statik, geringer Wärmeverlust, geringer Grundstücksbedarf und kleinste Oberfläche mit größtem Volumen. Das patentierte Kugelhaus misst 12 Meter im Durchmesser und bietet auf drei Ebenen eine Nutzfläche von insgesamt 250 Quadratmetern. Der Balkon gleicht einem Saturnring, die lichtdurchfluteten Räume stehen durch ein offenes Treppenhaus miteinander in Verbindung. "Vorgesehen ist eine Art Modulbauweise mit Bauteilen aus Holzfaserstoffen. Dadurch ist eine schnelle und kostengünstige Bauweise möglich", erklärt Remo Martin, Architekt des Forschungsteams. Obwohl die Realisierbarkeit des Projekts getestet und als rationelle, leichte und hochfeste Bauweise bestätigt wurde, wurde bisher noch kein Kugelhaus gebaut. Das Forschungsteam sieht noch gewisse Barrieren in den Köpfen von Entscheidungsträgern, denn: "Runde Häuser haben wir noch nie gesehen!"
Energieeffizienz
Zwar quadratisch im Grundriss, allerdings alles andere als herkömmlich, ist die Pyramide. Die deutsche Staiger Bauherrengesellschaft errichtet derzeit einen Prototyp ihrer Wohnpyramide in der Nähe von Stuttgart. Nach dem "Haus in Haus"-Prinzip wird das komplette Wohnhaus von einer Glaspyramide mit 300 Quadratmeter Grundfläche umhüllt. Die Vorteile: Die Wandstärke des eigentlichen Wohnobjekts beträgt lediglich 17 cm, was zu einer Masseneinsparung im Rohbau von 50 bis 60 Prozent führt. Auch auf zusätzliche Wärmedämmung kann verzichtet werden, und das ganze Jahr über herrscht im Atrium ein mediterranes Klima. Für frische Luft unter dem Glasdach sorgt ein ausgeklügeltes Belüftungssystem. Und damit sich das Atrium selbst bei idealer Beschattung im Sommer nicht überhitzt, kühlen Erdwärmetaucher die Außenluft durch das kühle Erdreich vor. Das Pilotprojekt verfügt über vier Wohnungen mit je 85 Quadratmeter Wohnfläche. Als Mieter sind Mitarbeiter der Baufirma vorgesehen, wodurch eine möglichst schnelle Rückmeldung hinsichtlich der Funktion und des Wohngefühls gegeben sein soll.
Unterirdisch
Und wohnen unter der Erde? Auch das ist möglich, nämlich im Erdhaus. Einer der Pioniere ist der Schweizer Architekt Peter Vetsch, der vor dem Hintergrund des Energiesparens und der Umweltverträglichkeit schon Mitte der 70er-Jahre sein Erdhauskonzept entwickelte. Der Bau befindet sich nicht vollkommen unter der Erde, sondern ist in den Hang integriert bzw. mit einer Erdschicht überdeckt. Fundament und Untergeschoss werden dabei konventionell hergestellt, Außenwände und Decke sind geschalt und betoniert, wodurch runde, geschwungene oder kurvige Formen möglich sind. Durch die Erdüberdeckung wird eine natürliche Isolation und somit Wärmespeicherfähigkeit erreicht, womit laut Vetsch nur rund ein Drittel jener Energie verbraucht wird, die für ein konventionelles Haus aufgewendet werden muss. Die bis zu einen Meter dicke Erdschicht schützt auch vor negativen Umwelteinflüssen wie Lärm und Staub, Allergene und Elektrosmog. Und rein optisch ist das Erdhaus weit davon entfernt, ein Bunker zu sein: Denn für jede Menge Tageslicht sorgen große Glasflächen im Front-, Seiten- und Deckenbereich - ein Highlight also für alle Architektur- und Naturliebhaber.