Hautpsache auffällig – außergewöhnliche Bauwerke
Gewellte Wände und Fassaden, schiefe und geschwungene Bauteile, gebogene Fenster, fließende Dachkanten und kein einziger tragender Pfeiler – „Chaos mit System“ ist beim Lou Ruvo Center for Brain Health der Cleveland Clinic in Las Vegas angesagt. Das 80 Millionen Dollar-Projekt wurde vom berühmten amerikanischen Architekten Frank Gehry in Kooperation mit zahlreichen weiteren Architekten entworfen – drei Jahre Bauzeit, verbaute 900 Tonnen Stahl und 555 Bauteile später wurde die Klinik 2010 eröffnet. Auf den 6.000 Quadratmetern Fläche ist ein Forschungszentrum zur Behandlung von Alzheimer, Parkinson, Huntington, Multiple Sklerose sowie ALS eingerichtet, dazu Untersuchungsräume, Labore, ein „Museum of the Mind“ und ein Auditorium, das auch Besuchern zugänglich ist.
Alles im Auge.
Im wahrsten Sinne des Wortes spielt L’Hemisfèric in Valencia in Spanien mit dem visuellen Eindruck. Architekt Santiago Calatrava hat das Gebäude als überdimensionales Auge entworfen – passend, beherbergt es doch ein Imax-Kino mit einer 900 Quadratmeter großen Leinwand und ein Planetarium. L’Hemisfèric wurde 1998 als erstes Gebäude der neue geplanten „Stadt der Künste und Wissenschaften“ im trockengelegten Flussbett des Turia eröffnet, es wurde aber künstlich in eine 24.000 Quadratmeter großen Wasserfläche gebettet. Zum Areal dazugekommen sind im Laufe der Jahre noch fünf weitere Gebäude, darunter ein wissenschaftliches Museum, ein Konzerthaus und Europas größtes Aquarium mit mehr als 500 Spezies aus den Tiefen der Ozeane. Übrigens: Gerade eben wurde Valencia unter anderem ob ihres beeindruckenden Kunst- und Museumsareals zur „Welthauptstadt des Designs 2022“ gekürt.
Raumschiff E.
Auch Stararchitektin Zaha Hadid war bekannt für ihre aufsehenerregenden Projekte – fließend, organisch und manchmal wie nicht von dieser Welt scheinend, ziehen ihre Projekte alle Blicke auf sich. So auch die amorphe, 2014 eröffnete Dongdaemun Design Plaza in Südkoreas Hauptstadt Seoul, die sie gemeinsam mit dem koranischen Architektenteam Samoo entworfen hat. Die Außenhaut besteht aus über 45.000 Aluminiumplatten in verschiedenen Größen und Krümmungsgraden. Hinter die Fassade wurde mittels Perforation eine Hintergrundbeleuchtung integriert, die das Bauwerk im Dunkeln in eine funkelnde Skulptur verwandelt. Das Ensemble, das aus drei Gebäuden mit einer Fläche von insgesamt 87.000 Quadratmetern besteht, beherbergt ein Museum, Kunsthallen, Shoppingareas und eine Parkanlage – und ist damit zu einem beliebten Treffpunkt für Freizeit und Erholung geworden. Kaum verwunderlich ist der Übername der Plaza: Raumschiff – fällt Ihnen vielleicht die Ähnlichkeit zu einem berühmten ein?
Ab durch die Mitte.
„Was war zuerst: die Autobahn oder das Gebäude?“ Diese Frage eröffnet sich unvermittelt beim Anblick des Gate Tower Building im japanischen Osaka. Denn tatsächlich verläuft zwischen dem fünften und siebten Stockwerk die Stadtautobahn, direkt durch das 1992 fertiggestellte Gebäude. Und das kam so: Als sich die Grundstückseigentümer auf dieses 16-stöckige Gebäude auf kreisförmigem Grundriss geeinigt haben, war die Autobahn bereits geplant. Beide Seiten wollten nicht von ihrer Idee lassen und haben fünf Jahre lang eine Lösung gesucht – und schließlich gefunden. So verfügt das Gebäude in den betreffenden Etagen über eine verstärkte Schalldämmung, sodass die umliegenden Büros nicht vom Lärm beeinträchtigt werden. Zudem berührt die Autobahn das Bauwerk nicht, sie führt als Brücke durch es hindurch. Die besondere Architektur hat aber auch ihren Preis: Der Autobahn-Betreiber bezahlt für die von der Straße belegten Stockwerken Miete, rund 15.000 Euro im Monat.