Design am Berg – Edle Hütten in Österreich
Abgenutzte Holzböden und -wände, dunkle Stuben, karierte Vorhänge an den kleinen Fenstern und mehr praktische als bequeme Holzstühle und Bänke um die verwitterten Holztische – auf so mancher Almhütte hoch in den Bergen mag diese Beschreibung exakt zutreffen. Und viele wirken auch gerade wegen dieses urigen und traditionellen Hüttenstyles charmant und authentisch. Doch es geht auch anders: Immer öfter erobern Design, moderne Architektur und Haubenküche die Berge. Und gerade der diesjährige Sommer bietet sich wunderbar an, solch edle Hütten in Augenschein zu nehmen, in denen man wunderbar Rast machen kann. Also, worauf noch warten?
Hütte ganz anders.
Auf 1.166 Metern Höhe direkt an der Bergstation der Natrun- und Sonnbergbahn hoch über Maria Alm am Hochkönig im Salzburgerland liegt die „Tom Almhütte“. Sie wurde von Mai bis November 2018 komplett neu errichtet und punktet vor allem mit ihrer großartigen Holz- und Glaskombination. So wird die Decke von Altholzdielen geschmückt, die in Fischgrätmuster angeordnet sind, und an einer Seite lässt sich ein gut 20-Meter großer Abschnitt des Glasdaches komplett öffnen. Im Inneren zieren maßgeschneiderte Möbel die Räume, die extra in Ibiza, Florenz und Wien angefertigt wurden, sowie stylishe „Exoten“, wie etwa alte Skilift-Sessel als Barhocker oder ein klassischer Friseurstuhl samt Waschbecken als origineller Hingucker. Kulinarisch trifft in der Tom Almhütte Traditionelles auf internationales Flair. Und wer Lust auf einen Sundowner BBQ-Grillabend hat oder für sein Business-Meeting, die Hochzeit oder das Geburtstagsevent eine außergewöhnliche Location sucht, ist hier auch richtig.
Gipfelcafé.
Ebenfalls als außergewöhnliche Location kann das „Café 3.440“ bezeichnet werden – es ist nämlich Österreichs höchstes Café und liegt seinem Namen entsprechend auf 3.440 Metern Höhe am Pitztaler Gletscher in Tirol. Eröffnet wurde es 2012, und Architekt Oliver Baldauf des Vorarlberger Büros Baumschlager Hutter Partners wollte sich mit dem futuristischen Bau „an der Formensprache der Gletscherwelt orientieren“. Daher mutet das Dach wie eine Schneewechte an und in der Glasfassade spiegeln sich Himmel und Gletscherwelt. Die gläserne Terrasse schwebt quasi frei über dem tiefen Abgrund. Die Entscheidung zu dieser architektonischen Raffinesse trafen die Bauherren aber nicht nur der Sensation wegen, sondern auch aufgrund der geringen Baufläche auf dem Gipfel – und konnten so das Maximum an Fläche herausholen.
Spiel mit der Natur.
Sich nicht nur an der Natur zu orientieren, sondern direkt mit ihr in Kontakt zu treten, realisierten die Bernardo Bader Architekten mit der Hütte „Der Wolf“ in Lech am Arlberg in Vorarlberg. Besitzer Christian Wolf beauftragte sie nämlich, auf über 2.000 Metern Höhe, wo einst der großelterliche Stadel stand, eine Hütte zu schaffen, die mittels Materialien und Design Bezug zur Natur schafft und diese dank großer Öffnungen auch ins Innere treten zu lassen. 2016 ist so eine Hütte in schlichtem, geradlinigem Design entstanden, die von Kopf bis Fuß mit unbehandelter heimischer Fichte verkleidet ist – und zwar mit vertikalen Latten, damit das Wasser besser abrinnt. Über der Bar wurde ein dachhohes „Zelt“ aus Holzlatten gespannt. Zudem hat die Hütte keine Terrasse im klassischen Sinne, sondern einen „Schopf“ – das ist ein traditioneller Vorarlberger Ausdruck für eine Art Wintergarten, der bei Bedarf geöffnet werden kann. „Unsere Idee war es, ein Haus zu schaffen, das dasselbe kann wie ein Mensch: Wenn es schön ist, macht man den Anorak auf, wenn das Wetter schlecht ist, schließt man ihn wieder“, erklärt Bauherr Christian Wolf. Die „Echtheit“ in allen designtechnischen und architektonischen Elementen spiegelt sich auch in den Gerichten aus regionalen Zutaten sowie im begeisterten Personal wieder.
Leuchtender Blickfang.
Das Traditionelle neu zu interpretieren war der Anspruch der Bauherren Burgschwaiger und Grammer für ihre Hütte „Die Deantnerin“ hoch über Dienten, das ebenfalls am Hochkönig im Salzburgerland liegt. Durch die Vorgaben, die wunderbaren Werkstoffe Altholz, Glas und Sichtbeton in das Gebäude einfließen zu lassen, entstand eine urbane und doch traditionelle Hütte. Platziert an einem Hang ist sie dank ihrer riesigen Glasfronten speziell am Abend ein beleuchteter Blickfang am Berg. „Mein Ansatz war, dass sich der Gast schon gleich beim Betreten der Hütte so wohl und wie Zuhause fühlt, dass er am liebsten hier wohnen möchte“, erklärt Birgit Burgsschwaiger. Und siehe da, schon in der ersten Saison wollte ihr eine Dame die Hütte tatsächlich abkaufen und als Wohnhaus nützen. Doch nicht nur das Gemüt soll sich in der Deantnerin wohlfühlen, sondern auch der Gaumen, wofür Pächter Mirko Verdorfer zuständig ist. Auf der Weinkarte findet man daher 141 verschiedene Weine und die Küche – von Pizza über Hausmannskost bis hin zu exquisiten Kreationen – wurde mit zwei Falstaff-Gabeln ausgezeichnet.