TV-Hype: Was Serien so erfolgreich macht!
„Game of Thrones“, „Breaking Bad“, „True Detective“, „House of Cards“: Das Format TV-Serie hat sich in schwindelerregende Höhen aufgeschwungen, sowohl was die Beliebtheit, die Qualität der Produktionen als auch die Aufnahme durch die Filmkritik betrifft. Diese hat bereits das „Golden Age of Television“ ausgerufen, nennt die Serie den Roman im 21. Jahrhundert. Woher kommt dieser Vergleich? Im 19. Jahrhundert war es üblich, Romane kapitelweise in Zeitungen zu veröffentlichen. Auch in der Serie wird heute eine Geschichte immer weiter und weiter gesponnen. Wer versucht, bei Staffel drei in die Agentenserie „Homeland“ einzusteigen, wird es mit dem Verstehen des Plots sehr schwer haben.
Herausforderung für Autoren
Auf die Autoren wartet eine spezielle Herausforderung: „Die Entwicklung einer Serie ist ein langwieriges Projekt“, erklärt Marcus Ammon, Senior Vice Präsident von Sky Deutschland und für das Film- und Serienprogramm verantwortlich. „Zunächst wird eine Staffel skizziert, bevor es an die Ausarbeitung der einzelnen Episoden geht. Das kann ein Jahr oder länger dauern“, so der Pay TV-Profi. Über eine Fortsetzung werde häufig erst entschieden, während die aktuelle Staffel läuft. Kennen die Macher von „Breaking Bad“ also den Ausgang der Geschichte um Walter White, dem krebskranken Chemielehrer und Drogen-Koch aus Notwehr, also zunächst selbst nicht? Marcus Ammon: „Meistens haben die Autoren schon beim Pitch der ersten Staffel ein grobes Outline im Kopf, wie sich die Geschichte in Folgestaffeln weiterentwickeln könnte.“
Gute Aussichten
Zu den Aufgaben von Marcus Ammon gehört die Marktbeobachtung in den USA und Europa. Was entsteht derzeit an Serien-Material? „Martin Scorsese hat für HBO die Serie ,Vinyl‘ produziert, auf die ich mich besonders freue. Schon im November startet mit ,The Last Panthers‘ eine internationale Juwelenraub-Geschichte, es ist die erste europäische Sky-Gemeinschaftsproduktion.“ Bezahlfernsehen und Qualitätsserien: eine Erfolgsgeschichte seit den neunziger Jahren. Damals stieg der US-Premiumsender HBO in die Produktion ein. Und setzte mit dem Mafiaepos „Sopranos“ Qualitätsstandards, an denen sich Serien bis heute messen lassen müssen. Auch Ammon nennt die Story rund um Paten Tony Soprano wegweisend. Die „X-Files“ (bei uns „Akte X“, Premiere 1993) gelten ebenfalls als wichtige Zäsur. Parallel zur Verschwörungs-Serie um Special Agents Scully und Mulder bildete sich erstmals eine Gemeinde im Internet.
Serien als Gesprächsstoff
Unter Alt.tv.xfiles tauschten sich die Fans auf Message Boards aus und waren damit Vorreiter für zahlreiche Foren, Newsgroups und Fanseiten, auf denen heute Serien diskutiert werden. Dem Fantasy-Spektakel „Game of Thrones“ wurde von Sky gar eine eigene Talkshow gewidmet. Zum US-Zombie-Knaller „Walking Dead“ lässt sich allerlei Zubehör im Internet bestellen, vom harmlosen Fan-T-Shirt bis zur Armbrust, die in der Hand von Publikumsliebling Daryl Dixon im Überlebenskampf eine Hauptrolle spielt. „Akte X“-Fans können sich übrigens freuen: Die Dreharbeiten zu einer neuen, der 10. Staffel in Originalbesetzung, wurden Anfang September in Vancouver beendet. Die Ausstrahlung in Österreich ist noch nicht fixiert.
„Jedes Jahr im Mai werden von den Major Studios in Los Angeles die Pilotfilme der neuen Serien präsentiert“, sagt Andrea Bogad-Radatz, Film- und Serienchefin des ORF und somit Haupteinkäuferin für diese Sendungen. „US-Serien kaufen wir hauptsächlich in Rahmenverträgen, zusammen mit Filmen.“ Daher lässt sich auch nicht sagen, was der Ankauf einer Serienstaffel kostet. Nur so viel: „Die Preisgestaltung orientiert sich immer mehr an den Sendeplätzen. Serien für die Primetime sind klarerweise teurer als solche für den Tag.“
Land der Serien
Wie kommt man eigentlich an den neuesten Serien-Hit? Dank Streaming (z. B. Netflix) und Zahlfernsehen (Sky bzw. Sky Go) muss niemand mehr auf den illegalen Download zurückgreifen. Abos gibt es bereits ab 10 Euro im Monat. Auch im öffentlich-rechtlichen ORF kommt der Serien-Aficionado auf seine Kosten. In Wien wird an der Fortsetzung eines heimischen Serienerfolgs gebastelt: der 2. Staffel „Vorstadtweiber“. „Darum sind diese Weiber so geil“, titelte die Bild-Zeitung anlässlich der Ausstrahlung in Deutschland: „Da heißt es, die Ösis wären sooo verstaubt. Von wegen. Erste Folge: Schon nach drei Minuten eine Dildo- und Dessous-Party …“. Beim aktuellen Hype um US-Ware nicht vergessen: Auch Österreich ist ein Serien-Land. „Soko Kitzbühel“ und „Soko Donau“, „Vier Frauen und ein Todesfall“, der „Bergdoktor“: Sie alle werden heiß geliebt – und können den einen oder anderen Hype aus den USA locker wegstecken.
Serien in Zahlen
20 Millionen Dollar kostete die teuerste Folge der Fernsehgeschichte, eine Episode des Kriegsdramas „The Pacific“.
14 Nominierungen gab es 1990 für die Kultserie „Twin Peaks“ bei den Emmys, davon konnte sie nur zwei gewinnen.
3,5 Millionen illegale Downloads in 24 Stunden: Diesen Rekord stellte Episode sechs der 5. Staffel „Game of Thrones“ auf.
1 Platz eins der US-Charts und zwei Grammys gab es für die beliebteste Serienmelodie, das „Miami Vice“-Theme von Jan Hammer.
1,8 Millionen Dollar und damit die höchste Gage pro Folge verdiente nicht etwa Charlie Sheen, sondern Ray Romano (57), Titelheld der Serie „Alle lieben Raymond“, im Jahr 2004.
13.500 In etwa so viele Episoden gibt es von „General Hospital“. Damit ist die US-Krankenhaus-Soap die längste noch laufende TV-Serie der Welt (seit 1963!).