Aus BFF werden Fremde: Schlussmachen mit Freunden
Zuerst spricht man sich jeden Tag, doch dann werden aus Tage Wochen und aus Wochen Monaten. Und plötzlich ist die ehemalige beste Freundin jemand, der nur mehr bei einem vierteljährlichen Kaffee ein schnelles Lebens-Update bekommt. Manchmal bricht das einem das Herz, manchmal scheint es aber genau so zu passen. Denn wie Beziehungen haben auch gewisse Freundschaften ein Ablaufdatum. Doch eine Frage wäre noch: Muss ein Schlussstrich gezogen werden?
Freunde auf Zeit
Liebesbeziehungen enden immer mit einer Trennung, Freundschaften hingegen verlaufen sich in den meisten Fällen. „Prinzipiell passt das auch so, schließlich muss man mit Freunden nicht Schluss machen. Das Verhältnis zueinander ist ausschlaggebend. Reicht es beiden, sich zwei oder drei Mal im Jahr zu sehen, spricht nichts dagegen, die Beziehung auf diesem Level weiterlaufen zu lassen“, erklärt der Kommunikationsexperte Mario Grabner. Anders ist es, wenn auffällt, dass die Freundschaft eine toxische Wendung nimmt. „Merkt man, dass eine Freundschaft nicht mehr gut tut, den eigenen Weg blockiert oder im schlimmsten Fall sogar sabotiert, ist ein Ende nötig“, so Grabner. Alles, was weniger gibt als bringt, ist unsere kostbare Zeit nicht wert und hat einfach keinen Platz in unserem Leben verdient.
Nicht du, sondern ich
Doch wie wird eine freundschaftliche Trennung vollzogen? Indem das Gespräch gesucht wird. Und das im besten Falle erst, wenn alle Emotionen abgeklungen sind. Stichwort: in sich hören. Denn gescheiterte menschliche Beziehungen jeder Art haben mehr mit dem eigenen Selbst als mit dem Gegenüber zu tun. Was hat mir die Freundschaft gebracht? Wieso habe ich mich von der Person abgewendet? Welche Lehren kann ich aus dieser Zeit ziehen? Gibt es ein Zurück für mich? Hat man all diese Fragen für sich selbst beantwortet und reflektiert, ist es an der Zeit, die Gedanken und Antworten mit der anderen Person zu teilen.
Trennen, aber richtig
Besonders wichtig sind dabei Ehrlichkeit und die richtige Kommunikation. Statt Vorwürfen sollte man in Ich-Botschaften wie „Ich habe dein Verhalten so und so wahrgenommen“ kommunizieren. Gefühlte sollten außerdem ausgesprochen und nicht runtergeschluckt werden. Nur so kann ein Ende geschaffen werden, das beider Parteien würdig ist. „Man sollte die andere Person mit einem wish u well gehen lassen. Es war eine schöne gemeinsame Zeit, aber jetzt ist sie vorbei“, so der Wiener Experte.
Knalleffekt
Ähnlich wie hässliche Trennungen vom Ex nagen auch hässliche Trennungen von Freunden an uns. Beispielsweise, wenn wir die beste Freundin durch einen Streit oder, noch schlimmer, einen Betrug verloren haben.Wer merkt, dass er mit dem Schmerz einfach nicht zu einem Schlusspunkt kommt, kann hier ebenfalls das Gespräch suchen und sich und seine Gefühle unverblümt, aber respektvoll, mitteilen. Ist etwas erstmal ausgesprochen, lebt es sich damit weitaus leichter.
Besonders schlimm wird es, wenn "Freunde" einen dazu zwingen, gegen die eigenen Werte und Vorstellungen zu handeln. Wenn es keine Beziehung ist, in der ich wachsen und aufblühen kann, hat sie wenig Wert und muss auch nicht weitergeführt werden.
Mario Grabner über falsche Freunde
Richtig unterscheiden
Prinzipiell gilt: Auch gute Freundschaften dürfen und können enden.Aber dann gibt es auch noch Freundschaften, die bereits von Anfang an schädlich sind. Das sind Menschen, die andere auf die schiefe Bahn bringen, Leid schaffen und andere schamlos ausnutzen. Oft sind solche Personen aber auch faszinierend und anziehend. Heißt: Es wird ein Umfeld geschaffen, aus dem es schwerfällt, auszubrechen. Hierbei ist es wichtig, auf das eigene Bauchgefühl zu hören und darauf zu achten, wie man sich in der Gesellschaft dieser Personen fühlt. Ganz im Sinne von: Guten Freunden gibt man ein Küsschen, schlechte schießt man in den Wind.
Als Chance verstehen
So sehr Trennungen in jeglicher Hinsicht auch schmerzen, so wichtig ist es auch zu lernen, etwas daraus mitzunehmen. Schwierige Beziehungen können immer als Chance verstanden werden. Sie lassen uns wachsen, zeigen, was wir brauchen und auf welche Eigenschaften wir getrost verzichten können. Schließlich ist der Schlüssel zu erfolgreichen Beziehungen immer noch das eigene Ich. Wer sich selbst und seine Werte kennt und diese auch ohne Ausnahmen vertritt, weiß, welche Art von zwischenmenschlichen Partnerschaften das eigene Leben bereichern.