Hoch zu Ross auf dem Islandpferd
Die Hufe scharren, und schon wieder stupst mich diese neugierige Schnauze. „Nein, ich habe kein Leckerli mehr!“ Außerdem geht es gleich los! Hoch zu Ross auf dem Islandpferd durch die sanft hügelige Landschaft des Hausrucks, mit seinen weitläufigen Wäldern und einem bestens ausgebautem Reitwege-Netz.
Faszination Islandpferde
Hier, in meinem Lieblingsreiterhof in Ampflwang, einem Isländergestüt, hat sich seit meiner Kindheit nicht viel verändert. Rund 120 Islandpferde werden artgerecht im Freien in großen Umlaufstallungen gehalten, und vor jeder Reitstunde heißt es nach wie vor, sein zugeteiltes Pferd „eigenhändig“ aus der freilaufenden Herde „herauszufischen“. Etwas schwierig erscheint es manchmal, wenn sich der pelzige Vierbeiner gerade beim Fressen oder in „Schlafposition“ am Boden liegend befindet und partout nicht gestört werden möchte! Aber Übung macht den Meister (und auch jede Menge Spaß!) und dank des umgänglichen, gutmütigen Charakters der Islandpferde kann eine Herausforderung wie diese auch schon bald von kleinen Kindern oder ungeübten Anfängern gemeistert werden. Dieses und vieles mehr habe ich bereits als Kind in Ampflwang gelernt und auch dort meine Liebe zu den Islandpferden entdeckt!
Islandpferde für Groß und Klein
Denn Islandpferde sind einfach „zum Knuddeln“ süß (!) und abgesehen von ihrem hübschen, farbenprächtigen Aussehen mit cooler Wuschelmähne sind sie aufgrund ihrer geringen Größe von 135 bis 150 Zentimeter natürlich bestens für Kinder geeignet. Doch auch Erwachsene finden Gefallen an ihnen, denn „Isis“ sind nicht nur „klein“, sondern vielmehr „oho“! Dank ihrer Robustheit und beeindruckenden Muskelkraft ist es daher selbst Erwachsenen möglich, die Vielfältigkeit dieser Pferderasse vom Rücken aus zu entdecken.
Gangart „Tölt“
Außerdem können „Isis“ weit mehr! Während die meisten Pferde „nur“ drei Gangarten beherrschen, lassen Islandpferde mit sogar fünf (!) Gangarten aufhorchen! Neben Schritt, Trab und Galopp verfügen sie über zwei weitere Gangarten, nämlich den Tölt und den Pass. Insbesondere der Tölt ist einzigartig und wird von vielen Reitern als „schwebend“ und äußerst komfortabel beschrieben und stellt selbst für erfahrene, fortgeschrittene Reiter ein besonderes Erlebnis dar.
Multitalent mit Trittsicherheit
Islandpferde sind sowohl für den Dressur-, Tölt- als auch Springunterricht geeignet. Da sie im Vergleich zu vielen anderen Pferderassen jedoch kaum schreckhaft sind und über eine hohe Trittsicherheit verfügen, sind insbesondere ein- oder mehrstündige Ausritte auf ihnen empfehlenswert und ein wahrer Genuss.
Hüa! Und jetzt geht es los!!
Hoch zu Ross durch die reizvolle Landschaft des Hausruck-Gebirges. Meinen vierbeinigen Freund „Baldur“ habe ich bereits startklar gemacht und ziehe noch einmal den Sattelgurt nach. Der zweistündige Ausritt startet in der Gruppe direkt vom Reiterhof und mit einem vorfreudigen „Wiehern“ geht es zuerst im Schritt einen Forstweg entlang. Teils reiten wir nebeneinander, dann wieder hintereinander. Die Sonne lacht und begleitet uns. Trabend queren wir eine Wiese und weiter geht es geradeaus, bis wir schließlich in die Wälder des Hausrucks eintauchen, die uns angenehmen Schatten spenden. Ein Stückchen bergauf und wieder bergab. Stetig wechseln wird das Tempo, reiten töltend, kurze Strecken im Galopp und dann wieder im Schritt. Unterwegs begegnet uns eine andere Reitergruppe und auch ein paar Spaziergänger, die uns freundlich grüßen.
Immer wieder tausche ich mich mit einer Mitreiterin aus. Wir plaudern ein wenig und – wie könnte es anders sein – unterhalten uns über Pferde, Pferde und nochmals Pferde. Aber dann ist es auch wieder still. Ich lausche nur dem Klappern der Hufe, höre das Rascheln der Blätter, genieße die Ruhe und die Nähe zur Natur. Mit meinen Händen streife ich kurz durch die dichte, strubbelige Mähne meines Islandpferdes und beobachte wenig später, wie sie im Wind flattert, als wir wieder zu traben beginnen. Und nach fast zwei Stunden ist es so weit. Vor uns ebnet sich ein gerade laufender Forstweg und schon jetzt spüre ich, wie „Baldur“ langsam unter mir zu zappeln beginnt! Denn er kennt diese Stelle. Weiß genau, was jetzt kommt und kann es gar nicht mehr erwarten, sich noch einmal so richtig auszupowern! Denn jetzt kommt er. Unser Abschlussgalopp.
So viel Power
Und los geht’s! Mit voller Power galoppieren wir hintereinander und teils (auch ungewollt) nebeneinander her. Es ist fast wie ein Wettrennen – wer wird wohl der Schnellste sein? Noch einmal spüre ich den Wind und höre das Klappern der Hufe, wie sie immer schneller werden. Ein Gefühl von Freiheit, das mich im „rasenden“ Tempo überkommt, als ich die „Verantwortung“ zum Teil an Baldur übergebe und mich auf seine volle „Trittsicherheit“ (er wird schon wissen was er tut) verlasse. Immer wieder das zufriedene Schnauben der Islandpferde zwischendurch. Im Schritt atme ich zuerst mal tief durch, tätschle „Baldurs“ Hals und staune wieder mal, wieviel Energie und Temperament doch tatsächlich in diesen „kleinen Isis“ steckt!
Jetzt noch ein „Leckerli“
Im Reiterhof angelangt, verabschiede ich mich von meinem pelzigen Liebling mit einem Leckerli und gönne mir auch selbst eine stärkende Nachmittagsjause in der angrenzenden Hotelanlage. Danach entspanne ich am Pool, später auf der Hotelterrasse und beobachte noch ein paar Pferde, die gemütlich in der Ferne auf der Koppel weiden.
Ampflwang – 607 Pferde?
Wie viele Pferde sich tatsächlich in Ampflwang – im Dorf der 607 Pferde - befinden, konnte ich bei meinem letzten Aufenthalt nicht wirklich in Erfahrung bringen. Aber soweit ich informiert wurde, dürften es in den 1960er- bzw. 1970er-Jahren, also zur Zeit, als Ampflwang zum Reiterdorf ernannt wurde, wohl genau 607 Pferde gewesen sein. Schätzungsweise sind es heute aber sogar mehr! Auch gibt es hier natürlich nicht nur Islandpferde, sondern auch andere Pferderassen sowie eine gute Auswahl an verschiedenen Reitställen. Und selbst Nichtreiter kommen aufgrund der vielfältigen Freizeit- und Ausflugmöglichkeiten ebenfalls auf ihre Kosten.
Bis bald! Ich komme wieder
Noch einmal fällt mein Blick zu den Islandpferden, die noch immer in der Koppel grasen. Alles ist so friedlich und ruhig. Nur ein leises Wiehern zwischendurch. Wissentlich, dass sich mein Urlaub nun bald dem Ende zuneigt, sauge ich den Moment noch einmal in mir auf und verabschiede mich von meinem Lieblingsort. Und dann lächle ich, denn ich weiß, ich kehre bestimmt wieder zurück. Mein Reiterdorf Ampflwang, immer wieder ganz viel „Urlaub“ und noch mehr: „Reiter- und Pferdeglück“!
Zur Autorin
Als idealen Ausgleich zu ihrer Arbeit hat Passion Author Margit Kainz das Schreiben entdeckt. Kleine Anekdoten und Tipps sind die Spezialität der reisebegeisterten Tirolerin, die sie in ihren Beiträgen auf www.weekend.at serviert.