Abnehmen: Die „Wunderspritze“ der Stars
Hollywood hat ein neues Wundermittel entdeckt: Wegovy, in Europa unter dem Handelsnamen Ozempic bekannt. Beides eigentlich Diabetes-Medikamente, unter Stars aber auch als Lifestyle-Mittel heißbegehrt. Das Präparat hat nämlich eine besonders gefragte Nebenwirkung: Es lässt die Pfunde purzeln. Zu den berühmtesten Nutzern zählen Tech-Unternehmer Elon Musk und angeblich auch It-Girl Kim Kardashian.
Elon Musk schwört auf Wegovy
Vergangenen Sommer ging ein Bild viral, dass dem Twitter-Chef so gar nicht gefallen hat: Darauf ist Elon Musk in Badehose auf seiner Yacht zu sehen – sein nackter Oberkörper wirkt alles andere als durchtrainiert. Das Netz amüsiert sich, sogar sein Vater kritisiert seine ungesunde Ernährung. Das lässt Musk nicht auf sich sitzen – wenige Monate später tritt er deutlich fitter und schlanker auf. Auf die Frage, was am meisten geholfen hat, antwortet er auf Twitter: „Fasten + Ozempic/Wegovy + kein leckeres Essen in meiner Nähe“.
Heißt das nun, das geplagte Teenager, verzweifelte Frauen und schönheitsfanatische Männer in Nullkommanichts, ohne Sport und Plagerei zehn Kilo abnehmen können?
Minus 10 bis 15 Prozent des Körpergewichts
„Wegovy und Ozempic haben denselben Wirkstoff – Semaglutid. Dieser wird in der Diabetestherapie angewendet“, erklärt Dr. Christian Wolf, der in Wien und Salzburg eine Praxis für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie betreibt. Semaglutid senkt aber nicht nur den Blutzuckerspiegel, es bewirkt auch eine verzögerte Magenentleerung und ein gesteigertes Sättigungsgefühl. „Erfahrungsgemäß verlieren Patienten 10 bis 15 Prozent des Körpergewichts, in Hochglanzmagazinen liest man auch von 30 Prozent. Das ist in meinen Augen aber unrealistisch“, erläutert Dr. Wolf, der die Injektionstherapie seit etwas mehr als einem Jahr anbietet. Meist hat man nach einem halben Jahr seine Ess- und Lebensstilgewohnheit angepasst und geändert. Ganz ohne Sport und Disziplin geht es aber nicht.
„Wenn jemand denkt, er kann weiterhin alles in sich reinstopfen und durch Wegovy trotzdem abnehmen, der wird das halbe Jahr nicht durchstehen.“ – Dr. Christian Wolf
Riesiger Hype um das Lifestyle-Produkt
Zum Einsatz kommt Ozempic/Wegovy vorrangig bei Personen mit einem BMI (Body-Mass-Index) über 30. Laut Dr. Wolf können aber auch Menschen mit erhöhten BMI (ab 25) das Medikament nutzen, um an ihrem Gewicht zu schrauben. Genauso wie jene mit Dispositionen für Fettansammlungen oder Lipödemen. Vor allem in den USA ist um das Präparat ein riesiger Hype entstanden, die Nachfrage riesig. Das große Problem an der Sache: Ozempic und Co. sind Medikamente für Diabetiker und in puncto Abnehmen für adipöse Menschen eine enorme Hilfe. Durch den Hype um das Medikament kommt es zu Engpässen für Patientengruppen, die wenig Alternativen dazu haben.
„Off-Lable-Use“-Medikament
Eine Monatsdosis der Abnehmspritze kostet in Österreich zwischen 140,– und 250,– Euro, je nach Stärke des Wirkstoffes. Das Medikament muss einmal die Woche gespritzt und mit 0,25 mg eingeschlichen werden. Die Höchstdosis hierzulande ist 1 mg. „Mit steigender Dosierung, steigt auch der Preis. Insbesondere dann, wenn das Wegovy-Originalprodukt aus den USA importiert wird“, so Dr. Wolf. In den USA können mittlerweile mehrere 1.000,– Dollar pro Monat fällig werden. In Österreich sind Ozempic und Wegovy nicht ohne chefärztliche Verschreibung erhältlich und als Diabetes-Medikamente zugelassen, nicht aber für Adipositas-Behandlungen. Wird es zum Abnehmen verwendet, nennt man das in der Medizin-Sprache „Off-Label-Use“ – und das ist in der Regel selbst zu bezahlen.
Nebenwirkungen von Wegovy & Ozempic
Wer sich von dem Medikament Wunder erhofft, kann recht behalten – die Kilos purzeln in den meisten Fällen tatsächlich. Allerdings „kommt es in den ersten Monaten aufgrund häufiger Nebenwirkungen zu Therapieabbrüchen. Das habe ich bei 10 bis 15 Prozent aller Patienten beobachtet“, so Dr. Wolf. Häufig sind Durchfall, Verstopfung, Übelkeit, Erbrechen und Unterzuckerung Begleiterscheinungen. Seltener sollen Magenschmerzen, Verstopfung, Aufstoßen, Schwindel, Müdigkeit und Blähungen oder gar eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse auftreten. Eine Selbstmedikation ist daher nicht zu empfehlen.