„Menstruationsurlaub“: Braucht Frau das?
Bauchkrämpfe, Kopfschmerzen, Müdigkeit: Frauen zwischen 13 und 51 Jahren menstruieren im Schnitt 500-mal im Leben. Jede dritte Frau soll Studien zufolge unter starken Schmerzen leiden, laut Professor John Guillebaud (University College London) können Regelschmerzen so schlimm sein wie bei einem Herzinfarkt. Zudem sinkt während der Periode die Leistungsfähigkeit – das gaben 80 Prozent der Teilnehmerinnen einer niederländischen Studie an. Nur die wenigsten Frauen lassen sich deswegen aber krankschreiben. Die Menstruation ist weitgehend ein gesellschaftliches Tabuthema, wird als peinlich empfunden. Das will Spanien nun ändern und als erstes EU-Land einen „Menstruationsurlaub“ einführen.
Freie Tage in der „Erdbeerwoche“
Frauen, die an starken Regelschmerzen leiden, sollen in Spanien künftig mit ärztlichem Attest bis zu drei Tage von der Arbeit freigestellt werden – ohne Lohn- und Urlaubseinbußen. In Ausnahmefällen sollen es sogar bis zu fünf Tage sein. Ein ähnlicher Vorschlag wurde 2017 in Italien diskutiert, scheiterte aber an Stigmatisierungsbefürchtungen gegenüber Frauen.
Nur in Asien gibt es ähnliche Gesetze: in Südkorea, Taiwan, Japan, Indonesien, Zambia und den chinesischen Provinzen Anhui, Hainan und Hubei. In vielen Fällen wird dieser Periodenurlaubsanspruch aber nur äußerst selten genutzt – aus Scham, Angst vor Repressalien oder weil man nicht bezahlt wird.
Braucht Österreich „Menstruationsurlaub“?
NEOS-Frauensprecherin Henrike Brandstötter bezieht dazu klar Stellung: „Wir halten einen Menstruationsurlaub nicht für notwendig. Wenn eine Frau schlimme Beschwerden hat und nicht arbeiten kann, kann sie sich vom Hausarzt oder der Hausärztin eine Arbeitsunfähigkeitsbestätigung holen und in Krankenstand gehen. Dabei sollte es bleiben.“ Ähnlich sieht das ÖVP-Frauensprecherin Elisabeth Pfurtscheller und befürchtet, dass sich die Chancen von Frauen am Arbeitsmarkt dadurch verschlechtern könnten.
Eine aktive Debatte über Menstruationsurlaub nach spanischem Vorbild fordern hingegen die Grünen. „Die Stadt Wien als Arbeitgeberin von mehr als 50 Prozent weiblichen Beschäftigten könnte mit einem Menstruationsurlaubsmodell voran gehen“, so Viktoria Spielmann und Barbara Huemer von den Grünen Wien. Auch die SPÖ findet die Diskussion wichtig, „denn Menstruation muss endlich raus aus der Tabuzone. Das Gesetzesvorhaben der spanischen Regierung kann aber nicht 1:1 auf Österreich umgelegt werden. Wir haben eine andere Rechtslage, denn es ist theoretisch möglich, ohne die Angabe von Gründen in Krankenstand zu gehen. Wichtig ist, dass Ärztinnen und Ärzte sensibilisiert werden“, lenkt SPÖ-Frauenvorsitzende Eva-Maria Holzleitner allerdings ein. Worin sich alle einig sind: Im Falle der sehr schmerzhaften Krankheit Endometriose muss der Leidensweg verkürzt, eine bessere Diagnose und eine Krankschreibung für alle betroffenen Frauen ermöglicht werden.