Erschöpfung als Dauerzustand: Was tun?
Was tun gegen Dauerstress?
- Ein katastrophaler Dauerzustand
- Innerer Stress: eine Frage des Blickwinkels
- Der Weg aus der Erschöpfung
- Das Gefängnis der Routine
- Positiv denken hilft
- Mit Genuss gegen Stress
- Die drei „W's“ zu mehr Genuss
- Zur Autorin
Irgendwann wird es einfach zu viel, zu viel von allem. Die Herausforderungen des täglichen Lebens nehmen zu, die finanziellen Belastungen steigen ständig. Unsicherheiten in allen Lebensbereichen. Dazu kamen und kommen noch Bedrohungen, mit denen wir nie gerechnet haben. Coronakrise mit allen erdenklichen Auswirkungen, Kriege vor der „Haustüre“, Terrorgefahr auf der Tagesordnung. Summieren sich all diese Belastungen, löst das eine innere Kettenreaktion aus, die letzten Energievorräte sind irgendwann aufgebraucht.
Ein katastrophaler Dauerzustand
War es früher ein stressiger Tag, der uns am Abend todmüde vor dem Fernseher einschlafen ließ, fallen wir immer öfter gleich ins Bett. Nicht ohne dass das Gedankenkarussell noch eine Ehrenrunde dreht. Diese ständige Müdigkeit krallt sich in der Seele fest und irgendwann ist permanente Erschöpfung der Dauerzustand. Keine Lebensenergie bedeutet kein Lebensfluss – eine Dauerblockade –, dann ist Scheitern auf allen Ebenen vorprogrammiert. Kurzfristig kommt der Mensch mit außerordentlichen Belastungen zurecht, als Dauerzustand kann er sie nicht mehr abfedern.
Innerer Stress: eine Frage des Blickwinkels
Fühlen wir uns als Opfer aller Umstände, sind wir in einem Meer an frustrierenden Gefühlen gefangen und somit handlungsunfähig. Es scheint, wir haben keinen Einfluss mehr aufs Leben zu haben, nicht mal auf das eigene. Wir glauben immer mehr machen zu müssen, statt etwas wegzulassen. So gesehen, ist zu verzichten eigentlich ein Gewinn.
Kennst du das Gefühl, wenn ein Schleier auf dir und deinen Emotionen klebt. Alles ist grau in grau – und es liegt nicht am Wetter. Mitunter ist bei Schönwetter das eigene Gefühl von Grau noch schlimmer, geht es doch allen anderen so gut, nur dir nicht. In dir existiert keine Lebendigkeit, alles fühlt sich taub an. Das Leben zieht an dir vorbei, ohne dass du es so richtig mitbekommst, es ist dir egal, oder mindestens willst du das so sehen. Aber du hast doch mal gerne gelebt, wann ist dir dieses Gefühl entglitten? Es muss schleichend passiert sein.
Solche Phasen gibt es im Leben, jede Phase hat irgendwann ein Ende, damit sich kein Dauerzustand der Erschöpfung etabliert, geht es um Ursachenforschung. Das Übel an der Wurzel packen, statt die welken Blätter zu kritisieren. Denn Erschöpfung ist eine Form von Machtlosigkeit und Hilflosigkeit, eingebettet in einem Korsett von Fremdbestimmtheit.
Der Weg aus der Erschöpfung
Sind wir erst mal in diesem Erschöpfungshamsterrad angekommen, ist uns die Opferrolle wie auf dem Leib geschrieben. Da wird keine Falle ausgelassen, keine Ausrede zu banal – warum wir gerade jetzt und überhaupt keine Eigenverantwortung übernehmen können und wollen. Wollen wir die Opferrolle nochmals untermauern, werden alle verfügbaren „Schuldigen“ auf die Bühne gebeten.
Und manches davon mag stimmen, aber es war im Leben davor auch schon so, nur haben wir es offensichtlich anders bewertet. Die Kindheit, der untreue Ex-Mann, der narzisstische Ex-Chef haben Eines gemeinsam: Sie waren einmal. Und noch wichtiger, gleichzeitig der größte Nachteil für uns: Sie helfen uns jetzt überhaupt nicht weiter – ganz im Gegenteil, sie sind das größte Hindernis.
Das Gefängnis der Routine
Ohne Gefühl ist ein Wunsch nur ein Gedanke! Gefühle sind stärker als Gedanken, heißt, wir zerdenken oft zu viel, achten mehr auf die Gedanken als das Gefühl. Liegt es daran, dass wir mögliche unangenehme Gefühle automatisch verdrängen wollen? Selbstvertrauen, Vertrauen in das Unbewusste ist immer stärker als ein Kopfgedanke.
Bleiben wir zu sehr auf unserer gewohnten Gedankenautobahn, entsteht Routine. Manchmal erleichtert sie das Leben, genauso wie Gewohnheiten, aber andererseits ist sie eine Einbahnstraße ohne Spielraum für Veränderung. Immer gleiche Gedanken erzeugen immer gleiche Ergebnisse. Man muss sich diese Tatsache bewusst machen, um dem wahren Grund auf die Schliche zu kommen. Die Wahrheit ist ein scheues Reh!
Positiv denken hilft
Tatsächlich haben wir keinen Einfluss auf das Weltgeschehen. Es lohnt sich aber zu hinterfragen, was ist ES, dass mich so unlebendig gemacht hat. Die Antwort liegt oft auf der Hand und ist gleichzeitig Weltmeister im Verstecken. Doch ist Selbsterkenntnis gemeinsam mit Selbstbestimmtheit der Schlüssel zum persönlichen Comeback, zu einem Gefühl der Lebendigkeit. Das Gefühl von „Ich bestimme, was ich ändere“ wirkt wie eine Wunderdroge. Dankbarkeit ans Leben per se, Dankbarkeit für das Weiterfunktionieren des Körpers füllen automatisch die Energietanks wieder auf.
Eine weise Frau gab mir die etwas altmodischen Tipps, jeden Abend vor dem Schlafengehen drei Glücksmomente des Tages aufzuschreiben. Mein erster Gedanke war – bitte WAS soll ich denn aufschreiben? Aber nach wenigen Tagen war ich selbst erschreckt über meine Präpotenz dem Leben gegenüber und fand ganz leicht mindestens drei Dinge und das Gefühl für Dankbarkeit.
Gegengleich begann ich am Morgen meine Energie auf das zu richten, worauf ich mich heute freu, statt mich mit möglichen Problemen zu blockieren. Auch jeden Tag drei Dinge, seien es nur Kleinigkeiten zu verändern, aktiviert die Bereitschaft zur Veränderung.
Durch die Leidenschaft wird der Mensch lebendig – durch die Vernunft existiert er nur! Leidenschaft ist Energie, ist Lebensfreude, ist Antrieb. Etwas mit Leidenschaft zu tun ist easy, macht Freude und gibt das Gefühl von Sinnhaftigkeit. Hol dir deine Lebensfreude wieder zurück.
Mit Genuss gegen Stress
Ein Alltag im Erschöpfungszustand rauscht an uns vorbei, die To-Do-Listen werden immer länger. Wir sind restlos überfordert. Das Wort Genuss können wir nicht mal mehr buchstabieren. Klar, Genuss passt nicht zusammen mit Stress. Genuss kann das Trinken eines guten Kaffees bedeuten, der Geruch nach frischem Brot oder einfach mal abschalten und gar nichts tun.
Es gibt viele Gründe, warum Genuss in das gesellschaftliche Abseits gerutscht ist. Darf man in einer „Zeit“ wie dieser überhaupt noch an Genuss denken oder gilt es als verboten? Es grenzt ja schon fast an Luxus, den man sich nur selten oder gar nicht gönnen darf, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.
Genießen braucht auch Zeit und ungeteilte Aufmerksamkeit. So gesehen ermöglicht nur Konzentration auf eine Sache Genuss. Zeitung lesen, telefonieren und dabei Kaffeetrinken – das ist kaum schaffbar.
Genuss „war“ eigentlich eine natürliche, spontane Reaktion des Menschen, wenn uns etwas schmeckt oder gefällt – einfach Freude haben. Heute ist er beinahe verpönt, gilt als unproduktiv und faul. Dabei zählt Genuss als Element der Selbstfürsorge zur seelischen Balance, stellt er doch negativen Gefühlen positive entgegen.
Die drei „W's“ zu mehr Genuss
- WILL ich das? (oder muss ich?)
- Will ICH das? (oder jemand anderes?)
- Will ich DAS? (oder etwas anderes?)
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Zur Autorin
Mit ihren wohl überlegten Gedanken und praktischen Tipps liefert die in Wien lebende freie Autorin Valerie Vonroe wertvolle Anstöße für einen bewussteren Umgang mit den eigenen Potenzialen und Ressourcen – in jedweder Hinsicht.