Bitter macht fitter: Der unterschätzte Gesundheitskick
- Bitter hält gesund
- Wichtiges Training für die Geschmacksnerven
- Bitterer Genuss
- Verdauungshilfe
- Bitterstoff-Lieferanten
- Bitter-Sweet-Powerdrink
Chicorée, Grünkohl, Spinat, Endiviensalat, Grapefruit. Wahrscheinlich rümpfen Sie beim Lesen der Gemüse- und Obstsorten gerade die Nase. Die meisten Menschen meiden Bitterstoff-Lieferanten instinktiv. Dabei wäre gegen viele Wehwehchen und Volkskrankheiten ein bitteres Kräuterchen gewachsen. Tiere machen uns vor, wie’s geht: Sie suchen und fressen instinktiv bittere Heilpflanzen, wenn es ihnen nicht gut geht. Wir Menschen aber haben hingegen verlernt, diese für uns zu nutzen. Stattdessen wurden von der Lebensmittelindustrie aufgrund der geringen Nachfrage über die Jahre gezielt Bitterstoffe aus Gemüse- und Obstsorten herausgezüchtet. Speziell Salate wie Endivien, Radicchio oder Löwenzahn haben an Charakter verloren – und damit auch an gesundheitlichem Nutzen.
Bitter hält gesund
Bitter gehört neben süß, sauer, salzig und umami zu den fünf Geschmacksrichtungen. Unser Körper reagiert auf bittere Geschmacksqualitäten allerdings deutlich intensiver – was daran liegt, dass es 25 Rezeptoren zu seiner Erkennung in den Sinneszellen der Geschmacksknospen gibt. Zum Vergleich: Bei süß und umami (herzhaft) sind es nur drei. Seit einigen Jahren weiß man, dass sich zusätzliche Rezeptoren im Darm, im Gehirn, in der Haut und in den Immunzellen befinden, was den positiven Einfluss von Bitterstoffen auf unterschiedlichste Krankheitsbilder erklärt. An den genauen Auswirkungen auf unsere Psyche, Hauterkrankungen oder Krebszellen wird aktuell intensiv geforscht. Der Einfluss auf unsere Darmtätigkeit ist hingegen längst wissenschaftlich belegt. Bitterstoffe sind wahre Verdauungshelfer. Sobald unsere Zunge den Geschmack wahrnimmt, kurbelt der Körper die Produktion von Magensaft und die Funktion von Leber und Galle an. Bestimmte Bitterstoffvertreter, darunter Artischocke und Mariendistel, schützen die Leber darüber hinaus vor schädlichen Einflüssen. Auch in Bezug auf Heißhungerattacken sind Bitterstoffe eine gesunde Geheimwaffe. Wer Lust auf Junkfood oder Süßkram hat, sollte bewusst zu bitteren Lebensmitteln oder speziellen Bitter-Sprays greifen. Diese zügeln auf natürliche Weise den Appetit und wirken sich positiv auf einen stabilen Blutzuckerspiegel aus.
Wichtiges Training für die Geschmacksnerven
Warum aber haben vor allem Kinder eine natürliche Abneigung gegen Bitterstoffe, wenn diese doch so gesund sind? Aus der Evolution heraus hat der Körper gelernt, dass Bitterstoffe ein Warnsignal für giftige Pflanzen sein können. Dazu kommt, dass Menschen genetisch bedingt eine unterschiedliche Wahrnehmung von Bitterem haben. Dieses Geschmacksempfinden kann trainiert und verändert werden. Hierfür ist es wichtig, bewusst Reize zu setzen und Bitterstoffe in den Essensplan zu integrieren. Grundlegend gilt: Je öfter man Bitteres zu sich nimmt, desto eher gewöhnt man sich daran – man spricht hier vom sogenannten Mere-Exposure-Effekt.
Bitterer Genuss
Spannenderweise tolerieren wir den bitteren Geschmack in Genussmitteln wie Kaffee, Bier, Campari und Schokolade deutlich leichter als bei Kräutern oder Salaten. Besonders Kinder reagieren stark auf den Geschmack. Während wir im Jugendalter oft nicht nachvollziehen können, was Erwachsene an dem braunen Kaffeegebräu finden, wollen wir später oft nicht mehr darauf verzichten. Das Gleiche gilt für Lebensmittel wie Oliven, Bier, dunkle Schokolade oder Kräuterschnaps.

Verdauungshilfe
Apropos Kräuterschnaps: Fördert ein Stamperl nach dem Essen tatsächlich die Verdauung? Jein. Alkoholische Varianten wie Jägermeister, Averna und Co. sind definitiv nicht gesund. Traditionelle Kräuterbitter wirken sich hingegen tatsächlich positiv aus und sollten idealerweise vor den Mahlzeiten eingenommen werden. Prinzipiell gilt: Je natürlicher die Bitterstoffe zugeführt werden, desto wirksamer sind sie.
Bitterstoff-Lieferanten
- Salate: Chicorée, Rucola, Endivien, Radicchio
- Heimische Kohlsorten: Grünkohl und Rosenkohl
- Gemüse: Artischocken, Mangold, Spinat, Zucchini
- Kräuter: Löwenzahn, Giersch, Senfkörner, Thymian
- Gewürze: Kurkuma, Senfkörner, Ingwer
- Obst: Quitte, Grapefruit
- Genussmittel: Kaffee, Grüntee, dunkle Schokolade
Bitter-Sweet-Powerdrink
Zutaten für 2 Personen:
- 35 g Blattspinat
- 35 g Löwenzahnblätter
- 1 Banane
- ½ Avocado
- ½ Grapefruit
- 1 kleiner Apfel
- 2 Datteln
- 1 kleines Stück Ingwer
- 50 ml grüner Tee
- 100 ml (Pflanzen-)Milch
- 1 Prise Kardamom gemahlen
- 1 Prise Curcuma gemahlen