Taschengeld richtig geben: So geht's!
Mit dem Schulstart geht für die Kleinen „der Ernst“ des Lebens los. Viele Eltern nützen den Eintritt in die neue Lebensphase auch, um ihrem Sprössling erstmals Taschengeld auszuzahlen. Entgegen gängiger Annahmen besteht dazu keine gesetzliche Verpflichtung. Aus erzieherischer Sicht kann man aber die Bedeutung gar nicht stark genug betonen. Für Kinder ist es wesentlich, den Umgang mit Geld selbstständig ausprobieren zu können. Das Volksschulalter ist ein guter Zeitpunkt, regelmäßig mit der Auszahlung eines kleinen Betrages zu beginnen. Unter zehn Jahren empfiehlt sich hierfür ein wöchentlicher Rhythmus. Der Grund: Jüngere Kinder können noch nicht über einen längeren Zeitraum, wie etwa einen ganzen Monat, planen.
Kinder dürfen selbst über Ausgaben entscheiden
„Wie Kinder mit Geld umgehen und was sie damit machen, wird vor allem von den Eltern beeinflusst“, sagt Philip List, Leiter des Erste Financial Life Park (Flip). Trotzdem sollten sich Mama und Papa mit gut gemeinten Ratschlägen bei der Taschengeldverwaltung zurückhalten. Sobald es die Brieftasche verlassen hat, steht das Geld den Kids zur freien Verfügung. Egal ob Eis, Kino oder sparen für ein Playstation-Spiel: Sie können frei schalten und walten, so lange die Grenzen des grundsätzlich Erlaubten gewahrt bleiben. Und das auch nur, wenn noch genug Euro da sind. Ist das Börserl leer, muss die Erfüllung eines Wunsches eben warten.
Wie Kinder mit Geld umgehen und was sie damit machen, wird vor allem von den Eltern beeinflusst.
Jugendkonto und -Karte sind wichtige Lehrmeister
„Taschengeld hilft unseren Kindern, den Umgang mit Geld zu trainieren und gleichzeitig ein Gefühl für Einnahmen und Ausgaben zu entwickeln“, sagt Enver Sirucic, Bawag-CFO und Vorstandsmitglied des Bankenverbandes. Der Knackpunkt zur Kompetenzbildung ist aber ein eigenes Konto. Dennoch erhalten in Österreich nur zwei von zehn Teenagern die Zuwendung via Überweisung. „Viele Eltern geben ihren Kindern das Geld bar, obwohl digitale Zahlungsvorgänge im Alltag der jungen Generation immer wichtiger werden“, so Sirucic. Er rät, Konto und Karte in die Gelderziehung mit einzubeziehen. Sich über Ein- und Ausgaben zu informieren und regelmäßig einen Blick aufs Konto zu werfen wird so zur Gewohnheit. Ein eigenes Taschengeldkonto wird von Experten ab ca. 13 oder 14 Jahren empfohlen. Spezielle Jugendkonten funktionieren auf Guthabenbasis und können nicht überzogen werden.
Wie viel Taschengeld sollte man geben?
Und wie viel sollte man dem Nachwuchs geben? Die Höhe des Betrags sollte dem Standard der Familie entsprechen. Zu wenig und der Zögling läuft Gefahr, aus der sozialen Bezugsgruppe ausgeschlossen zu werden. Zu viel und das Kind kann nicht lernen, Verzicht zu üben oder Prioritäten zu setzen. Einen klaren Richtwert gibt es nicht. Im Endeffekt hängt der passende Betrag immer ein wenig von der finanziellen Situation der Familie, dem eigenen Ermessen und dem Alter des Kindes ab.
So kann man das Taschengeld berechnen
Im Schnitt bekommen Volksschulkinder in Österreich 24 Euro im Monat, ältere Schüler 48 Euro, wie kürzlich aus einer Umfrage hervorging. „Eine Orientierung, wann und wie viel Geld ausbezahlt werden sollte, gibt eine einfache Formel: Bei Kindern empfehlen wir pro Woche 30 bis 50 Cent multipliziert mit dem Lebensjahr des Kindes“, so List. „Bei Jugendlichen sind es pro Monat zwei bis 3,60 Euro mal Alter des Teenagers.“ Eine Formel, die man den Kids ruhig mitteilen kann.
6 Tipps zum Taschengeld
- Taschengeld darf frei verwendet werden.
Prinzipiell sollte das Kind frei entscheiden können, wofür es sein Taschengeld ausgeben möchte.
- Pünktlich und regelmäßig auszahlen.
Mit der pünktlichen Auszahlung geht man mit gutem Beispiel voran. Das Kind erlebt Vereinbarungen als etwas Verbindliches.
- Kein Vorschuss!
Die Erkenntnis, dass Taschengeld begrenzt ist, hilft Bedürf-nisse steuern zu lernen. Besser als ein Vorschuss: Belohnungen für Zusatztätigkeiten im Haushalt anbieten. Diese können auch entsprechend belohnt werden - allerdings als Zusatz zum Taschengeld!
- Taschengeld ist unabhängig.
Egal ob die Noten besonders gut oder besonders schlecht sind: Das Taschengeld sollte immer gleichbleibend sein und weder Belohnungs- noch Strafinstrument sein. Sein Zweck ist Kinder zur Selbstständigkeit zu erziehen.
- Nicht zum Sparen zwingen.
Wird das Kind zum Sparen gezwungen, fühlt es sich entmachtet. Besser: Mit gutem Beispiel vorangehen und vor allem bei kleinen Kindern auf pädagogische Märchen oder Ähnliches setzen. Wird gespart, kann man positive Verstärkungen wie ein Aufstocken des Betrages anbieten.
- Taschengeld dient dem Vergnügen.
Für Grundbedürfnisse wie Verpflegung untertags oder Ausgaben für Schulsachen darf nicht das Taschengeld herangezogen werden.