Diese Stars erlebten ihr spätes Elternglück
Die Direktorin des Berliner Mauermuseums, Alexandra Hildebrandt, ist mit 61 Jahren zum achten Mal Mutter geworden – und laut ihrer eigenen Aussage muss es nicht das letzte Kind sein, das sie zur Welt bringt. In den vergangenen sieben Jahren hat die Deutsche fünf Kindern das Leben geschenkt und ist auch schon zweifache Großmutter. Die Deutsche ist mit ihrem späten Mütterglück aber nicht alleine, etliche Promis pfiffen auf die tickende biologische Uhr und wurden mit weit über 40 Jahren Mutter oder Vater.
Spätes Mutterglück
Lange Zeit waren Kinder vor allem für viele weibliche Promis kein Thema – die Gründe dafür sind unterschiedlich. Die einen wollten sich zuerst in ihren Berufen verwirklichen, andere wiederum konnten in ihren vermeintlich fruchtbarsten Jahren nicht den richtigen Partner für die Familiengründung finden oder konnten aus medizinischen Gründen nicht schwanger werden. Das späte Mutterglück ist vor allem in der Promiwelt ein aktuelles Phänomen, wenn auch kein umstrittenes. Während die einen eine Schwangerschaft nach 40 als Symbol für Emanzipation feiern, sprechen andere von Egoismus und rücken immer wieder die (gesundheitlichen) Gefahren einer späten Schwangerschaft für Mutter und Kind in den Fokus.
Fünftes Kind mit 5. Ehemann
Wann der richtige Zeitpunkt zum Kinderkriegen ist, wollte sich Sylvester Stallones Exfrau Brigitte Nielsen aber nicht von anderen sagen lassen – und präsentierte mit 54 Jahren ihren (fünften) Babybauch. Auf böswillige Kommentare pfiff auch Janet Jackson, die sich zum 50. Geburtstag selbst das schönste Geschenk gemacht hat – ihr erstes Kind. Dass das Alter relativ ist, zeigte auch Monica Bellucci, als sie mit 45 Jahren ihrem zweiten Kind das Leben schenkte. Sie verriet damals:
Schwangerschaften sind nicht wie Filme, die man organisiert, indem man sich mit einem Regisseur und einem Produzenten an den Tisch setzt.
Vaterfreuden
Der 89jährige Ex-Formel 1-Boss Bernie Ecclestone begrüßte erst diesen Sommer sein viertes Kind. Oscargewinner Anthony Quinn ist mit 81 Jahren zum zwölften Mal Vater geworden. Er starb fünf Jahre nach der Geburt. Steve Martin ist ein echter Spätzünder, der im stolzen Alter von 67 überhaupt zum ersten Mal sein eigenes Baby in Händen hielt. „Forever young“ fühlt sich auch Rod Stewart, der mit 66 Jahren sein achtes Kind begrüßte. Im gleichen Alter war Ex-Beatle Paul McCartney, als seine zweite Ehefrau Heather Mills 2013 die gemeinsame Tochter Beatrice zur Welt brachte.
Familienplanung
Ob eine späte Elternschaft Fluch oder Segen ist, muss jeder für sich entscheiden. Die einen behaupten, jüngere Eltern hätten ein besseres Nervenkostüm. Die anderen sehen die Lebenserfahrung von älteren Eltern als Vorteil. Wie auch immer, viele Frauen, die ihre biologische Uhr bewusst überhören, lassen ihre Kinder dann von Leihmüttern austragen. In Österreich ist diese Möglichkeit verboten. Warum, erzählt Martina Kronthaler, Generalsekretärin des Vereins "aktion leben" im Interview mit weekend.
Es gibt kein Recht auf ein Kind!
weekend: Was ist Leihmutterschaft?
Bei einer Leihmutterschaft trägt eine Frau ein Kind aus, bringt es zur Welt und gibt es an Menschen ab, die das Kind bestellt haben. Die AuftraggeberInnen bezahlen viel Geld für das Kind, von dem die austragende Mutter am wenigsten bekommt. Leihmutterschaft ist ein riesiges, weltweites Geschäft, bei dem die VermittlerInnen und Kliniken finanziell profitieren und Frauen und Kinder zur Gänze und allein die Risiken tragen. ExpertInnen sprechen auch von Mietmutterschaft. Mietmutterschaft funktioniert nur gegen Bezahlung, es ist kein Zufall, dass die Kliniken vorrangig in Ländern agieren, in denen die Armut besonders groß ist. Die Agenturen und Kliniken benutzen Frauen aus benachteiligten Ländern quasi als Produktionsstätten für ein Kind. Bezahlt wird die Frau in der Regel für die Abgabe des Kindes, kaum für das Schwangersein.
weekend: Leihmutterschaft bedeuet in jedem Fall eine Hochrisikoschwangerschaft?
Kliniken geben „Erfolgsgarantien“ ab, ohne die hohen Risiken der besonderen Schwangerschaft zu nennen: Der Leihmutter wird meist eine fremde Eizelle eingesetzt, die im Reagenzglas befruchtet wurde. Das bedeutet für sie, wenn sie schwanger wird, eine Hochrisikoschwangerschaft. Nicht selten erleidet sie Fehlgeburten, nach mehreren wird die Frau einfach ausgetauscht. In Österreich ist gerade eine Frau im Rahmen von In-vitro-Fertilisation gestorben, bei einer zweiten wird untersucht, ob die künstliche Befruchtung Todesursache ist. Die Kinder, die bei einer Leihmutter bestellt werden, sollen möglichst perfekt sein. Die AuftraggeberInnen entscheiden meist allein über das Kind, z. B. wird vertraglich meist vereinbart, dass im Fall einer Behinderung eine Abtreibung vorgenommen werden muss. Wird etwas übersehen, kommt es vor, dass behinderte Kinder nicht übernommen werden und im Kinderheim landen.
weekend: Dabei werden auch die Rechte des Kindes verletzt?
Leihmutterschaft ist ein Handel mit Kindern. Sie verstößt daher auch gegen das in der Kinderrechtskonvention (Art. 35) verankerte Recht des Kindes, nicht gegen Geld gehandelt zu werden. Die BefürworterInnen von Mietmutterschaft gehen auch über die Psyche der Mütter hinweg, erwarten, dass sie Gefühle ständig abspaltet. So wird auch festgehalten, dass sie möglichst wenig Beziehung zum heranwachsenden Kind in ihr aufnimmt, damit sie es auf jeden Fall nach der Geburt hergibt. Das ist für die Frauen schlimm, aber auch für die Kinder. Denn Kinder wachsen immer in Beziehung. Die Stimmung der Mutter, ihre Zugewandtheit zu ihrem Kind, ihre Ernährung, ihre Zuversicht: all das prägt das Kind, das in ihr heranwächst und erzeugt eine Art Grundstimmung fürs ganze Leben. Die spanische Psychiaterin Ibone Olza bezeichnet die emotionale Distanz während der Schwangerschaft als „Tragödie für das Kind“. Dazu kommt die abrupte Trennung des Kindes bei der Kaiserschnitt-Geburt von der ihm einzig vertrauten Person. Das widerspricht allem, was wir von einem guten Anfang wissen und wofür wir uns in der Schwangerenberatung einsetzen.
weekend: Wie wird das Verbot derzeit umgangen?
Leihmutterschaft ist aus gutem Grund u. a. auch in Deutschland, in Frankreich, in Italien verboten. Erlaubt ist sie neben einigen Bundesstaaten in den USA vor allem in armen Ländern oder solchen mit besonders korrupten Regierungen. Frauen erklären sich überwiegend aus Not bereit, als Leihmütter zu arbeiten. In Österreich gilt jene Frau als Mutter, die das Kind geboren hat, das schließt Leihmutterschaft aus. Dennoch verweisen heimische Kliniken auf die Möglichkeit von Leihmutterschaft im Ausland. Ukrainische Kliniken werben z. B. intensiv auch in Österreich. Rechtsanwälte hier und im Ausland haben sich darauf spezialisiert, juristische Schlupflöcher zu finden, damit Kinder dann in Österreich anerkannt werden. Die Auftragseltern umgehen geltende Gesetze und schaffen ein großes Dilemma. Es muss aber bewusst werden, dass Leihmutterschaft menschenrechtswidriger Kinderhandel ist. Wir brauchen daher ein internationales Verbot von Leihmutterschaft, damit sie undenkbar wird.
weekend: Welchen Ratschlag haben Sie für Paare, die sich einen Kinderwunsch erfüllen möchten, aber nicht auf Leihmutterschaft zurückgreifen sollen?
Wir appellieren an sie, sich ihren – sehr nachvollziehbaren – Wunsch nicht mit Handlungen zu erfüllen, die die Menschenwürde und Menschenrechte verletzen. Sie sollen jede andere Hilfe erhalten, die möglich und rechtens ist. Unser dringendster Wunsch richtet sich an die Politik: Es muss in jungen Jahren leistbar sein, Kinder zu bekommen und vereinbar mit Ausbildung und Beruf. Die Zeit der Fruchtbarkeit geht schneller vorbei, als viele denken. Hier fehlt es an Wissen. Beratungsstellen sind darauf spezialisiert, Paare und Frauen zu informieren und zu begleiten. Klar ist aber auch: Es gibt kein Recht auf ein Kind!