Vor Wien-Konzert: Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger aus Österreich
Kurz vor dem Rammstein-Konzert in Wien werden jetzt auch in Österreich Anschuldigungen gegen Sänger Till Lindemann laut. Gegenüber dem ORF erhebt eine Frau neue Vorwürfe gegen den 60-Jährigen. Bereits seit Mitte Mai sieht er sich mit einer Lawine an Beschuldigungen konfrontiert. Ihm wird vorgeworfen, sexuelle Handlungen gegen den Willen der betroffenen Frauen vorgenommen zu haben. Die Staatsanwaltschaft Berlin ermittelt, für Lindemann gilt die Unschuldsvermutung.
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Handlungen wider Willen
Beate H. ist das erste mutmaßlich Opfer in Österreich, das sich meldet. Gegen ihren Willen sei es zu sexuellen und gewalttätigen Handlungen gekommen, berichtet sie. "Aua, bitte hör auf", habe sie zu Lindemann gesagt, als er ihr körperliche Schmerzen zugefügt hat. Das berichtet Beate H. der Redaktion des ORF. "Auf einmal habe ich enormen Schmerz gespürt", wird die Frau zitiert. Lindemann habe sie so stark auf das Gesäß geschlagen, dass Handabdrücke zu sehen gewesen seien. Sie habe nicht nur keine Zustimmung dazu gegeben, sondern klar abgelehnt. Eine Frau hat noch im Hotelzimmer Fotos von den Folgen der mutmaßlichen Misshandlung gemacht.
Forensisches Gutachen
Der ORF hat die Aufnahmen auf Echtheit prüfen lassen. Weder ließen sich Manipulationen an Uhrzeit, noch an den Dateien feststellen. Auch aus rechtsmedizinischer Sicht wird die Geschichte der Frau gestützt. Die Fotos wurden Kathrin Yen, Ärztliche Direktorin am Institut für Rechtsmedizin in Heidelberg vorgelegt. "Die vorgelegten Fotos zeigen Verletzungen nach stumpfer Gewalteinwirkung im Sinne mindestens eines sehr kräftigen Schlages mit der flachen Hand auf die rechte Gesäßhälfte“, so Yen in ihrem Bericht. Intensität und Struktur würden eine Fremdhandlung belegen. Dass ungewollt Gewalt ausgeübt und Schmerzen verursacht worden sind, sei aus rechtsmedizinischer Sicht "plausibel vereinbar".
Für Partys gecastet
Auch Beate H. sei von "Casting Director" Alena M. kontaktiert worden. Wie der ORF berichtet, decken sich die Erfahrungen der Österreicherin mit den Schilderungen anderer junger Frauen. Die Situation sei ihr ihm Hotelzimmer völlig entglitten. Damals hätte sie gedacht, sie hätte Kontrolle über die Situation. Würde sie "nein" sagen, würde das nicht passieren. Hinterher war sie davon überzeugt: Würde sie das Geschehene publik machen, hätte sie keine Hilfe zu erwarten.
"Er ist ein Rockstar"
"Wenn du sagst, du warst mit Till Lindemann im Hotelzimmer, er hat dich gegen deinen Willen geschlagen, so hart, dass du seine Handabdrücke als Blutergüsse auf deinem Po hast, was sagen denn die Leute? ‚Ja, hast du dir selber ausgesucht! Bist du da hochgegangen? Warum hast du das gemacht? Ist doch klar, das ist Till Lindemann. Er ist ein Rockstar‘", zitiert der ORF die Frau.
Geht nicht um Aufmerksamkeit
Ihr gehe es nicht darum, Anzeige zu erstatten, so Beate H., deren Namen aus Wunsch nach Anonymität geändert wurde. Auch nicht um "Fame": "Wenn ich Aufmerksamkeit wollen würde, wäre ich nicht anonym. Dann würde ich das auf Instagram posten." Ihr gehe es um Aufklärung und darum, andere junge Frauen zu schützen. Sie selbst habe das Erlebte lange verdrängt. "Nur weil er in einer Rockstar-Machtposition ist, heißt das nicht, dass er mit jungen Frauen machen kann, was er will. Das geht nicht. Und deswegen möchte ich auch, dass das erzählt wird, weil mir das passiert ist."